Mit 1. Mai wurde Michael Jaufer zum neuen Bezirkspolizeikommandanten Osttirols bestellt. Er folgt auf Silvester Wolsegger, der im Februar das Standortmanagement am Technik-Campus in Lienz übernommen hat. In feierlichem Rahmen wurde Jaufer am 4. Mai von Landespolizeidirektor Edelbert Kohler das Bestellungsdekret überreicht.
Für Jaufer ist diese Führungsrolle nicht völlig neu, von Septemer 2019 bis August 2020 führte er interimistisch das Osttiroler Polizeikommando. Nach der offiziellen Amtsübernahme haben wir den obersten Polizisten des Bezirks zum Interview getroffen.
Herr Jaufer, möchten Sie sich zu Beginn kurz vorstellen?
Ich bin glücklich verheiratet und Vater von zwei wunderbaren Kindern. Mit 18 Jahren hat es mich nach Nordtirol zum Bundesheer gezogen. In Innsbruck bin ich dann hängengeblieben und habe dort bis 2005 Politikwissenschaften studiert. 2007 ging es für mich an die Polizeischule Absam, von 2009 bis 2015 war ich dienstlich in Kitzbühel tätig. 2013 habe ich den Dienstführenden-Kurs absolviert.
Im Rahmen meiner Offiziersausbildung war ich als Praktikant zwischen 2015 und 2017 im Lienzer Bezirkspolizeikommando tätig. Danach folgte ein Wechsel ins Bundesministerium sowie im Sommer 2018 nach Klagenfurt und später nach Villach. 2019 durfte ich das Bezirkspolizeikommando interimistisch leiten und jetzt sitze ich überraschenderweise wieder hier.
Überraschenderweise?
Ja, für mich war das nicht absehbar. Im Dezember wurde ich telefonisch über die Ausschreibung der Planstelle informiert. Als ich die Möglichkeit sah, daheim bei meiner Familie zu sein, war ich sofort Feuer und Flamme.
Wie haben Sie sich in Ihrer neuen Funktion eingelebt? Helfen die Erfahrungen aus 2019?
Es ist wieder etwas Neues. Die Gesellschaft hat sich gewissermaßen weiterentwickelt, denn die letzten zwei Jahre waren nicht einfach. Einige Faktoren sind gleich geblieben, andere haben sich massiv verändert. Ich freue mich dennoch, es ist eine spannende Herausforderung.
Was genau macht ein Bezirkspolizeikommandant?
Meine Kernaufgabe ist es, die Dienst- und Fachaufsicht über die nachgeordneten Dienststellen auszuüben, die Organisationseinheiten strategisch auszurichten und Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten und anzupassen, damit wir am Puls der Zeit bleiben und moderne Polizeiarbeit leisten können. Darüber hinaus dient meine Funktion auch als Schnittstelle zur Landespolizeidirektion Tirol, der Bezirkshauptmannschaft und unseren Sicherheitspartnern im Bezirk.
Wie schätzen Sie das Image der Polizei in Osttirol ein?
Wir müssen nahe an der Bevölkerung arbeiten und nicht losgelöst von der Gesellschaft im luftleeren Raum. Ich denke, das gelingt uns gut. Unter anderem spiegelt sich dieser Ansatz auch in Projekten wider, die es Menschen erleichtern sollen, Hemmungen bei der Kontaktaufnahme mit der Polizei abzubauen. So versuchen wir etwa, im Bereich Gewaltschutz weiblichen Opfern speziell ausgebildete Beamtinnen zur Seite zu stellen, die sie dann im Rahmen der Anzeigenbearbeitung begleiten.
Mit welchen Herausforderungen ist die Osttiroler Polizei konfrontiert?
Es gibt viele Aufgaben im kriminalpolizeilichen, präventiven, alpinistischen und sicherheitspolizeilichen Bereich. Auch die Themen Verkehr oder Migration begleiten uns in wechselnder Intensität. Die Handlungsfelder sind mannigfaltig. Auch plötzlich auftretende Phänomene wie die Pandemie wirken sich auf die polizeiliche Arbeit stark aus. Die Herausforderungen verändern sich stetig.
Ein Thema ist die Lienzer Nachtszene. Hat sich die Situation in der Zwergergasse beruhigt?
Es ist Teil unseres polizeilichen Alltags, dass wir in dieser Lokalmeile vermehrt Streifen fahren. Manchmal ist dort mehr los, dann ist es wieder ruhiger. Die Gasse bleibt auf jedem Fall im Fokus, da die Wahrscheinlichkeit relativ hoch ist, dass etwas passiert.
Wie steht es um die Beziehungen zu wichtigen Institutionen und Blaulichtorganisationen?
Ich werde es so handhaben wie mein Vorgänger und stets in Verbindung bleiben. Die Zusammenarbeit funktioniert einwandfrei und das soll auch so bleiben.
Auch wegen der Pandemie: Ist die klassische Polizeiarbeit im Wandel?
Die Polizeiarbeit ist immer im Wandel. Sie setzt an der Trennlinie zwischen Politik und Gesellschaft an. Wir sitzen quasi auf der Grenze und vollziehen Gesetze, die an die sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst werden. Die Polizei kann sich in keinem Bereich einen Stillstand leisten.
Was bedeutet das für die Rekrutierung? Wer wird heute Polizist:in?
Jede und jeder, die oder der davon überzeugt ist, durch Polizeiarbeit etwas Gutes bewirken zu können.
Wie ist es in Osttirol um den Polizeinachwuchs bestellt?
Es kommen immer wieder neue Kolleg:innen nach. Es gibt auch – wie in jeder Firma – einen natürlichen Abgang. Wir haben kein Nachwuchsproblem, dafür aber eine Höchstgrenze, weil wir im Bezirk auf 94 Beamt:innen systemisiert sind.
Sie sind täglich mit Verbrechen konfrontiert. Glauben Sie noch an das Gute im Menschen?
Selbstverständlich (lacht).
Ist die Wahl zum Bezirkspolizeikommandanten die Krönung Ihrer Karriere oder ein Schritt für höhere Weihen?
Für mich ist es ein Nachhausekommen und eine tolle Aufgabe. Was das Leben bringt, kann niemand vorhersagen. Ich bin froh, hier zu sein.
Möchten Sie Ihrem Vorgänger noch etwas ausrichten?
Ich kann mich bei Silvester nur dafür bedanken, dass er seit 2015 Mentor und Ansprechpartner für mich war. Er hat mir eine konstruktive und zukunftsorientierte Arbeitsweise vermittelt.
Ein Posting
ein äusserst sympathischer junger mann, mich freuts dass wir so einen im bezirk bekommen haben. ich wünsch ihm gleichzeitig alles gute für seinen neuen arbeitsplatz
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