Eine Woche lang in den Ferien unbeschwert in die Osttiroler Bergwelt eintauchen. Die Bergwochen im Lienzer Alpenverein waren legendär und sie sind wahrscheinlich noch vielen, heute längst Erwachsenen in Lienz und Umgebung ein Begriff. Der langjährige Alpenvereinsobmann Walter Mair und seine Frau Bärbl haben sie im Sommer 1970 ins Leben gerufen.
Zusammen mit vielen freiwilligen Betreuer:innen und Bergführern haben die beiden diese Ferienwoche zwischen 1970 und 2004 insgesamt 33 Mal organisiert. Grund genug, um den Mairs in ihrer Gärtnerei einen Besuch abzustatten.
„Oft waren es bis zu 60 Kinder, mit denen wir auf fast allen Hütten in Osttirol stationiert waren“, erzählt Bärbl mit strahlenden Augen: „Lienzer Hütte, Schoberhütte, Essener-Rostocker, Reichenberger Hütte, Karlsbader Hütte und viele andere Hütten waren unser Zuhause. Die Gander Vroni hat uns immer gekocht und geholfen, um die hungrigen Mäuler zu stopfen. Zahlreiche andere Helfer:innen und Betreuer:innen hat es natürlich auch gebraucht.“
Beim Zuhören bekomme ich schnell das Gefühl, dass viele schöne, vergangene Tage vor den Augen der Mairs vorbeiziehen. „Einmal sind wir mit 54 Kindern auf den Hochschober marschiert“, erzählt Walter. Die Wandergruppe reichte vom Gipfel bis in die Staniskascharte zurück. „Wir waren zwar immer vorsichtig unterwegs, aber bei so vielen Kindern muss auch der Schutzengel mithelfen. Wenn ich mit meinem blauen VW-Bus mit sehr vielen, naja eigentlich zu vielen Kindern über die Alleestraße Richtung Iseltal gefahren bin, hat sich der Polizist an der Straße immer umgedreht, damit er nicht sieht, was da gerade an ihm vorbeifährt“, so Walter. „Als wir aus der Stadt draußen waren, begann das Abenteuer und aufgehört hat es, nachdem alle wohlbehalten zurück im Alpenvereinshaus waren. Aber das waren halt andere Zeiten…“
Die ersten Bergführer, die Bärbl und Walter engagiert haben, waren Peter Ponholzer und später auch der legendäre Toni Ponholzer. Die Abende auf den Hütten wurden stimmungsvoll mit Gitarrenmusik untermalt – Bergromantik pur. Bergsteigen ist eben nicht nur schnell rauf und runter, es geht auch um das Erzählen von Geschichten und Geselligkeit.
„Mir war wichtig, dass die Kinder eine gute Zeit haben.“
Walter Mair
„Wir haben versucht, die Bergwochen für einen Unkostenbeitrag anzubieten. Mir war wichtig, dass die Kinder eine gute Zeit haben und es nicht nur für gut situierte Kinder möglich war mitzugehen,“ erzählt Walter. Und heute? Dieser Tage läuft die Organisation derartiger Aktivitäten nicht mehr ganz so unbeschwert. Dabei wäre es wohl genau das, was vielen Kindern und Jugendlichen heute guttun würde. Eine Woche in den Bergen wandern, klettern, Steine sammeln und in kalte Seen springen. Ohne Handy. Bei Sonnenschein und Regenwetter.
Genau deshalb organisiert der neue Vorstand der Alpenvereinssektion Lienz wieder die Bergwochen in Osttirol. Der Startschuss fällt im heurigen Sommer auf der Lienzer Hütte. 20 Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren können teilnehmen. Voraussetzung ist eine Mitgliedschaft im Alpenverein sowie wetter- und bergtaugliche Ausrüstung.
Um die Unterkunft zu organisieren, treffe ich die Hüttenwirtin der Lienzer Hütte vor Ort. „Ich finde das super, dass ihr dort weitermacht, wo Walter und Bärbl Mair aufgehört haben. Kinder und Jugendliche können in den Bergen so viele schöne Momente erleben und bei uns auf der Hütte seid ihr bestens aufgehoben. Es müssen sich halt alle gut benehmen, wir wollen keine Rowdys“, lacht Berni Baumgartner. Sie erzählt uns, dass es im hinteren Debanttal tatsächlich keinen Handy-Empfang gibt und die Uhren noch ein wenig langsamer ticken. Einer schönen Bergwoche 2022 steht also nichts mehr im Wege.
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