Ukrainische Kinder brauchen besondere Hilfe
SOS-Kinderdorf begrüßt Gleichstellung temporär Schutzberechtigter.
Vertriebene aus der Ukraine haben aktuell auch ohne Asylverfahren sofort das Recht auf so genannten temporären Schutz. Dieser berechtigt zu einem einjährigen, dann nochmals um ein Jahr zu verlängernden Aufenthalt in Österreich. Allerdings ist dieser Status als „temporär Schutzberechtigter“ bei vielen öffentlichen Unterstützungen, wie der Familienbeihilfe, dem Pflegegeld oder der Sozialhilfe, nicht vorgesehen. „Durch die nun angekündigte Gleichstellung von temporär Schutzberechtigten mit Asylberechtigten wird diese nicht nachvollziehbare Schlechterstellung für Ukrainer:innen beseitigt. Das ist ein Schritt, den wir ausdrücklich begrüßen“, erklärt Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf. „Nur so können geflüchteten Ukrainer:innen weitere benötigte Hilfestellungen zukommen.“
„Die tausenden ukrainischen Kinder in Österreich brauchen unsere volle Unterstützung“, betont Moser. „Sie brauchen kindgerechte Unterkünfte, eine rasche Integration in das Bildungssystem und häufig auch psychologische Hilfe.“ Mit der Gleichstellung und damit der Klärung ihrer gesetzlichen Ansprüche sei nun eine wichtige Grundlage geschaffen. „Nun braucht es als nächsten Schritt die Strukturen und Rahmenbedingungen, um diese Ansprüche auch erfüllen zu können“, sagt Moser.
Viele Schulen seien sehr engagiert und versuchten, den ukrainischen Kindern etwas Normalität zu ermöglichen. Doch oft fehlten die Ressourcen, um das anzubieten, was es dringend brauche. „Unsere Schulen leiden seit Jahrzehnten an Ressourcenknappheit und die Corona-Pandemie hat die Lage nochmals verschärft“, so Moser. „Die Ukraine-Krise ist ohne erhebliche Unterstützungspakete nicht mehr zu bewältigen. Die Integration ukrainischer Kinder in das österreichische Bildungssystem kann nicht nebenher laufen.“ Es brauche spezifische Unterstützung für Kinder und Schulen und dazu müsse Geld in die Hand genommen werden.
Besonderen Handlungsbedarf sieht man bei SOS-Kinderdorf bei der psychosozialen Versorgung für kriegstraumatisierte Kinder. „Viele Kinder haben den Krieg hautnah erlebt, mit all seiner Zerstörung und dem Verlust ihrer bisherigen Lebensumgebung“, beschreibt Moser die Situation der Kinder. „Sie brauchen dringend Hilfe, um das aufarbeiten zu können. Hilft man hier nicht umgehend, manifestieren sich Traumata, die das gesamte weitere Leben belasten können.“ Die öffentliche Hand müsse nun dringend Angebote schaffen, um dem entgegen zu wirken.
Die psychiatrische und psychologische Versorgung von Kindern in Österreich befinde sich aktuell auch ohne die zusätzlichen Bedürfnisse von Geflüchteten in einer sehr prekären Lage und sei durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie maßlos überbeansprucht. „Man kann diese Situation nicht einfach hinnehmen, sondern muss sich nun auch kreative Wege überlegen, wie beispielsweise Fachkräfte aus der Ukraine in Österreich mithelfen können“, erklärt Moser. „Wir unterstützen gerne im Rahmen unserer Fachexpertise, wenn es die nötigen nächsten Schritte endlich gibt.“
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