Traurige Bilanz: Zahl der Bergtoten zog wieder an
44 Alpintote im vergangenen Winter in Tirol. Zahlen nähern sich Vor-Pandemie-Niveau.
Trockene Schönwetterperioden, wenig Niederschlag, oftmals starker Wind und im Frühling der Saharastaub – so lässt sich der Winter 2021/22 kurz zusammenfassen. Nach der vorangegangenen, eingeschränkten Pandemie-Saison näherten sich die Unfallzahlen in der kalten Jahreszeit wieder dem langjährigen Mittel an. Das zeigt der Bericht des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit – kurz ÖKAS. Ausgewertet wurden die von der Alpinpolizei erhobenen Alpinunfälle von 1. November 2021 bis 3. April 2022.
Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 4.345 Unfallereignisse (Mittel 10 Jahre: 4.574) aufgenommen und 6.716 Verunfallte – dazu zählt das ÖKAS Tote, Verletzte und Unverletzte – sowie 111 Alpintote gezählt (10 Jahre: 113). Die Schlechtwetterphase Anfang Februar wirkte sich abseits des gesicherten Skiraums auf das Unfallgeschehen aus, innerhalb von zwei Tagen gab es neun Lawinentote. In Tirol waren im vergangenen Winter – wie in den Jahren zuvor – die meisten Lawinentoten zu beklagen. Insgesamt zehn Menschen verloren bei einem Lawinenunglück ihr Leben. In der Saison 2019/20 vor Corona waren es fünf.
„Lawinenunfälle im Zehn-Minuten-Takt, wie Anfang Februar, sind für die freiwilligen Bergretter:innen eine enorme Herausforderung. Der Winter hat deutlich gezeigt, wie wichtig das gesamte Rettungssystem ist“, betont Stefan Hochstaffl, Präsident des Österreichischen Bergrettungsdienstes. Die Gesamtzahl der Verunfallten lag in Tirol mit 2.781 unter dem Mittelwert der letzten Dekade (3.275). Auf den Pisten wurden im gesamten Bundesland 1.902 Verunfallte gezählt, 15 Menschen starben. Im letzten Winter vor der Pandemie verunglückten 17 Menschen auf Tirols Pisten tödlich.
Mit dem Hype um die Sportart stieg auch die Zahl der tödlichen Skitourenunfälle in Tirol kontinuierlich: Elf Menschen starben in diesem Winter, acht im Jahr zuvor und vier im Winter vor Corona. Verunfallte bei Skitouren wurden 2021/22 tirolweit 283 gezählt, in den letzten zehn Jahren waren es im Schnitt 213. Auch die Rodelunfälle lagen über dem langjährigen Mittel. 110 Verunfallte – darunter zwei Tote – gab es zu beklagen (10 Jahre: 85). In ganz Österreich wurden 221 Personen beim Rodeln verletzt. Etwa 20 Prozent der Verletzten zogen sich dabei Kopfverletzungen zu, gefolgt von Verletzungen am Sprunggelenk und am Rücken.
„Es ist essenziell, das Bewusstsein der Menschen, die sich im alpinen Bereich aufhalten, für Risiken zu schärfen. Obwohl die Zahl der Menschen, die Sport am Berg betreiben in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen hat, verharren die Unfallzahlen auf einem konstanten Niveau. Prävention wirkt“, sagt ÖKAS-Präsident Peter Paal. Essenziell sei eine gute Tourenvorbereitung. „Dadurch lassen sich Unfälle vermeiden“, weiß auch Hochstaffl. Für österliche Ski(hoch-)touren warnt das Duo vor Spaltensturzgefahr: „Die Gletscher haben diesen Winter nur eine geringe Schneeauflage und Spalten sind nur gering überdeckt.“
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