Terra Preta darf nicht mit dem in der deutschen Sprache üblichen bodenkundlichen Begriff „Schwarzerde“ verwechselt werden, der natürlich entstandene tiefgründige humusreiche Böden beschreibt. Fertige im Handel erhältliche Terra-Preta-Substrate sind sehr teuer. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch um den Gedanken der Kreislaufwirtschaft konsequent zu verfolgen, ist eine Produktion von Pflanzenkohle vor Ort sinnvoll und auch leicht umsetzbar.
Das bewiesen die Teilnehmer:innen an einem ganz besonderen Workshop am 2. April auf dem Joasa Hof in Kartitsch. Eingeladen hatte dazu das Netzwerk rund um das Interreg Dolomiti-Live Projekt Pustertaler Kulturarten Vielfalt (kurz: PuKuVi) mit Brigitte Lukasser-Vogl und Christian Vogl an der Spitze. Selbst ein Schneesturm und Minusgrade hielten Mitwirkende von PuKuVi aus einigen Gemeinden des Pustertales und Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereines Kartitsch nicht davon ab, selbst Pflanzenkohle herzustellen und zwar mit einem Eigenbau-Pyrolyseofen, der für die benötigten Temperaturen von rund 500 Grad und eine saubere Pyrolyse sorgte.
„Durch Pyrolyse hergestellte Pflanzenkohle darf nicht mit Grillkohle, nicht mit Braun-/Steinkohle zum Heizen, und nicht mit jener Asche oder Kohle verwechselt werden, die in Holzvergaseröfen entsteht. Demnach sind auch Griller oder Holzvergaseröfen nicht für die Herstellung von Pflanzenkohle geeignet, weil sie nicht die notwendige Temperatur für eine Pyrolyse erreichen. Asche kann überdies je nach Rohstoff, Art der Verbrennung und Art des Einsatzes sehr unerwünschte Eigenschaften haben,“ erklärt Brigitte Vogl-Lukasser.
Beim Workshop diskutiert und praktisch erprobt wurden die notwendige Holzqualität, die Temperaturführung, das korrekte Ablöschen der Kohle, das Vermahlen und das schichtweise Einbringen in den Kompost. Pflanzenkohle muss nämlich, bevor sie eingesetzt wird, dem Kompostausgangssubstrat beigemengt und mit diesem kompostiert werden.
Christian Vogl von der Universität für Bodenkultur erläutert: „Das Einbringen von Pflanzenkohle in unsere Garten- und Ackerböden hilft, Humus aufzubauen und die Wasserhaltefähigkeit der Böden zu verbessern. Mit Pflanzenkohle angereicherter Kompost macht unsere Böden fit für Herausforderungen wie Starkniederschlag oder extreme Trockenheit. Pflanzenkohle ist aber nicht das Heil- oder Wundermittel für unsere Böden. Viele kleine Maßnahmen, wie etwa Verzicht auf synthetische Mineraldünger, organische Düngung, Mulchen, Gründüngung oder Fruchtfolge mit stickstoffsammelnden Pflanzenarten (Leguminosen) helfen ebenfalls, Humus im Boden aufzubauen, wie das ja auch in der biologischen Landwirtschaft üblich ist“.
Das Credo der PuKuVi-Aktivisten: Bodenschutz muss im Gartenbau und in der Landwirtschaft an die Stelle der Ausbeutung der knappen Ressource Boden treten. Denn nicht nur die Pflanzenartenvielfalt muss geschützt werden, sondern auch die Böden, auf denen diese Vielfalt wächst.
Apropos Artenvielfalt: Bei diesem Treffen wurde auch Saat- und Pflanzgut getauscht, darunter besondere Sorten-Raritäten wie die Gartenbohne „Bisbolada“ oder die Erbse „Belluneser“, der „Mayan-Gold“ Kartoffel und eine wohlschmeckende Karottensorte. Mit diesem weitergegebenen Saatgut besonderer Raritäten wird vom PoKuVi-Kollektiv die Erhaltung dieser Sorten unterstützt. Denn, so Brigitte Vogl-Lukasser: „Der Anbau von samenfesten, vielfältigen Kulturpflanzen auf einem Boden mit hoher Fruchtbarkeit ist ein wichtiger Beitrag, um in Zukunft unsere Ernährung zu sichern.“
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