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Köpferollen nach ÖVP-Inseratenaffäre im Ländle

Spitze des Vorarlberger Wirtschaftsbundes tritt zurück. Vorwurf der Parteienfinanzierung.

In Folge der Affäre rund um Inseratengeschäfte des Vorarlberger Wirtschaftsbundes haben Wirtschaftskammer-Präsident und Wirtschaftsbund-Obmann Hans Peter Metzler sowie der viel kritisierte Wirtschaftsbund-Direktor Jürgen Kessler am Freitag ihren Rücktritt erklärt. "Um zu einer Versachlichung zurückzukehren und die Aufmerksamkeit auf für den Wirtschaftsstandort notwendige Herausforderungen zu lenken", übernehme man die politische Verantwortung, hieß es in einer Aussendung. Die Medienberichterstattung rund um die steuerliche Behandlung des Vorarlberger Wirtschaftsbundes habe "zu einer Reihe von Irritationen geführt und ist Raum für Spekulationen und Fehlinterpretationen in der Öffentlichkeit". Der langjährige Steuerberater des Vorarlberger Wirtschaftsbundes habe fortlaufend die Ansicht vertreten, dass die Tätigkeit des Wirtschaftsbundes unter die üblichen Parteiaktivitäten zu subsumieren und daher keine Umsatz- bzw. Körperschaftssteuer abzuführen sei. "Nach einer allenfalls von dieser Einschätzung abweichenden Beurteilung der Finanzbehörde wird der Vorarlberger Wirtschaftsbund nach Abschluss des Betriebsprüfungsverfahrens selbstverständlich Rechnung tragen", teilten Metzler und Kessler mit.
"Als eine Teilorganisation der Vorarlberger Volkspartei unterstützen wir inhaltlich und finanziell die Partei,“ erklärt Hans Peter Metzler, der seine Ämter als Wirtschaftskammer-Präsident und Wirtschaftsbund-Obmann in Vorarlberg zurücklegte. Foto: YouTube
Sie stellten zudem in Abrede, man habe sich nicht dem Vereinsgesetz gemäß verhalten. Man habe statutenkonform in regelmäßigen Abständen Generalversammlungen abgehalten, dort Beschlüsse gefasst, die Funktionäre bzw. Mitarbeiter entlastet und die Vereinsbehörde informiert. "Als eine Teilorganisation der Vorarlberger Volkspartei unterstützen wir inhaltlich und finanziell die Partei. In diesem Zusammenhang möchten wir klar betonen, dass der Vorarlberger Wirtschaftsbund sich an die gesetzlichen Vorschriften gehalten hat, insbesondere auch bei allen bisher geleisteten finanziellen Unterstützungen an die Landespartei", so Metzler und Kessler weiter. Metzler werde auch seine Funktion als Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg zurücklegen und für eine geordnete Übergabe sorgen, hieß es. Die Rücktritte kämen nicht überraschend und seien "längst überfällig", so die SPÖ. Der öffentliche Druck sei auch durch die Opposition immer größer geworden, erklärte SPÖ-Mandatarin Manuela Auer. Das grundlegende Problem sei damit aber nicht gelöst: "Es steht nach wie vor der Vorwurf indirekter Parteienfinanzierung im Raum. Solange die ÖVP nicht offen und transparent zu den Vorwürfen Stellung bezieht, bleibt der Rückzug dieser zwei Personen ein reines Bauernopfer." Der Vorarlberger Wirtschaftsbund stand seit Bekanntwerden einer Steuerprüfung in der Kritik. Für Geld, das an die ÖVP-Landespartei überwiesen wurde, hatte der Wirtschaftsbund als Teilorganisation der ÖVP zuletzt - wie bisher üblich - keine Mehrwertsteuer abgeführt. Bei verkauften Inseraten in der Mitgliederzeitschrift "Vorarlberger Wirtschaft" wurde ein Steuersatz von fünf Prozent angewendet. Beides wird vom Finanzamt infrage gestellt und überprüft. Als "Vorsichtsmaßnahme" brachte der Wirtschaftsbund Selbstanzeige ein. Was als Steueraufreger begann, entwickelte sich in den vergangenen Tagen zu einer Affäre rund um die ÖVP-Parteienfinanzierung, da in der Zeitung auch Landesunternehmen und ÖVP-Unterstützer inserierten und Kammerfunktionäre zu Inseraten gedrängt worden sein sollen.

6 Postings

Chronos
vor 3 Jahren

@Insider, @defregger

Polit- Wirtschafts- u. Korruptionsskandale gibt es seit Bestehen der 2. Republik Österreich. Aufzählungen von größeren Skandalen stichwortartig ohne Gewähr auf Vollständigkeit...

Fall Olah – Olah war unter anderem SPÖ Innenminister

AKH-Skandal – Schmiergeldzahlungen Wirtschaft/Politik

Lucona-Affäre - Udo Proksch Verflechtung mit den SPÖ-Politikern Blecha, Gratz u. Ofner – FPÖ sowie Behörden

Noricum-Skandal - VÖEST-Alpine Noricum und Hirtenberger – verbotene Waffenlieferungen an den Iran, neben den Managern waren Politiker Fred Sinowatz (Ex-Bundeskanzler SPÖ), Leopold Gratz (Ex-Außenminister SPÖ) und Karl Blecha (Ex-Innenminister SPÖ) involviert

WEB-Skandal – war durch eine Verflechtung von Bauwirtschaft und öffentlicher Hand geprägt.

In den 90-zigern war es ruhiger.

Doch in 2000-ern folgen Korruptions-Affären wie die Eurofighter-Affäre – mögliche Geldflüsse in Richtung ÖVP konnte nicht klar nachgewiesen werden.

BUWOG-Affäre – Verkauf von 60.000 Bundeswohnungen unter Ex-Finanzminister KH Grasser (ÖVP zuvor FPÖ) involviert Meischberger (FPÖ) und Lobbisten Hochegger, Plech – Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Hypo-Skandal – Hypo Alpe-Adria Bank mit Verlusten in Milliardenhöhe ua. Jörg Heider in einer Schlüsselrolle mit zwielichtigen Geschäftsleuten und Kärntnern FPÖ Politikern (z.T. verurteilt).

BAWAG-Skandal – Spekulationsgeschäfte mit ua. Helmut Elsner verursachte einen Schaden weit über 2 Mrd. Bei der BAWAG handelte es sich um die gewerkschaftseigene Bank der ÖGB mit Involvierung von SPÖ-Funktionäre.

Verdacht auf Untreue und Betruges von SPÖ-nahe/ÖVP-nahe Vorstände im Skylink-Skandal – Bau Terminal Flughafen Wien-Schwechat.

Zudem: Telekom-Affäre, Bank Burgenland, BVT-Affäre, Salzburger Spekulationsskandal, Schredder-Affäre, Silberstein-Affäre, Erwin Pröll Privatstiftung, Part-of-the-Game-Affäre...

Casino-Affäre (ÖVP/FPÖ), Ibiza-Affäre (FPÖ) und nun die ÖVP-Korruptionsaffäre u. oa. Vorarlberger WK-Affäre sind die letzten bekannten.

Es besteht also Tradition in Österreich in (Korruptions-)Skandale vor allem der Regierungsparteien ÖVP, SPÖ u. FPÖ verwickelt zu sein!

 
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Insider
vor 3 Jahren

Wer glaubt, dass das nur bei einer bestimmten Partei so ist, der irrt.

 
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    unholdenbank
    vor 3 Jahren

    Na, so extra viele sind das nicht (außer vielleicht bei den FPÖlern) Bei den Roten gab es mal den Elsner, der wurde dann auch gewaltig verknackt. Die Commerzialbank Burgenland vielleicht - aber da war ja Pucher der Macher und der stammt eigentlich aus dem Raiffeisenclan, also wahrscheinlich kein extremer Roter. Vielleicht noch Androsch, meines Wissens gab es da mal eine Anklage, ja und Franz Olah sowie Karl Blecha - aber keine 22!!!

     
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    miraculix
    vor 3 Jahren

    Sie als Insider werden es wohl wissen ... Jetzt bitte ich Sie, Ihr Wissen mit uns zu teilen: Welche Parteien oder deren Teilorganisationen haben Zeitungen, in denen laufend von regionalen Wirtschaftstreibenden "Inserate" geschaltet werden - wie berichtet teilweise sogar geschaltet werden müssen?

    In jedem Fall ein Betätigungsfeld für die Finanzbehörden, möglicherweise demnächst auch in anderen Bundesländern?

     
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TW-WU
vor 3 Jahren

Ernst Strasser, Sebastian Kurz, Gernot Blümel, Sophie Karmasin, Stefan Steiner, Thomas Schmid, Gerald Fleischmann, Johannes Frischmann, Bernhard Bonelli, Christian Pilnacek, Johannes Fuchs, Wolfgang Brandstetter, Josef Pröll, Johannes Pasquali, Walter Rothensteiner, Michaela Steinacker, Hartwig Löger, Bettina Glatz-Kremsner, Harald Himmer, Richard Seeber, Dominik Schrott, Wolferl Sobotka – es gilt die unschuldsvermutung...

 
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    defregger
    vor 3 Jahren

    22....sind aber sicher noch nicht ALLE!?

     
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