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Bauernkammer kritisiert EU-Strategie für Biodiversität

Hechenberger: „Wir kämpfen auf allen Ebenen, dass diese Regelung nicht kommt.“

Ein Pressegespräch zum „Tag des Waldes“, der am 21. März im Kalender steht, nutzten führende Vertreter der Tiroler Forstwirtschaft am Mittwoch, 16. März in Innsbruck, um auf die Schutzfunktion und die wirtschaftliche Bedeutung der Tiroler Wälder hinzuweisen, die 41 Prozent der Fläche des Landes bedecken. Landesforstdirektor Josef Fuchs und Egon Fritz, Leiter des Forstbetriebes Oberinntal der Österreichischen Bundesforste, skizzierten die Maßnahmen, mit denen die Fortwirtschaft auf den Klimawandel reagiert. „Die Klimaänderungen wirken sich stark auf die Gesundheit des Waldes aus, begünstigen Schädlingsausbreitung und Schadereignisse – was die Brände der letzten Tage leider beweisen,“ unterstrich Fuchs und verwies auf Maßnahmen zur Waldverjüngung und ausgewogene Baumartenzusammensetzung. „Der Wald der Zukunft wird bunt und vielfältig. Artenreiche Wälder haben sich als widerstandsfähiger gegenüber Umwelteinflüssen erwiesen als einförmige Bestände,“ unterstrich Egon Fritz.
Egon Fritz von den Bundesforsten mit Landesforstdirektor Josef Fuchs und LK-Präsident Josef Hechenberger. Foto: Landwirtschaftskammer Tirol
Allerdings wurde in dem Gespräch auch spürbar, dass sich die Nachhaltigkeitsziele der Tiroler Forstwirtschaft nicht mit jenen der EU-Kommision decken. Der „Tiroler Waldstrategie 2030“ steht nämlich die EU Biodiversitätstrategie 2030 gegenüber und hier zeigen sich gravierende Unterschiede in der Einschätzung dessen, was nachhaltig getan werden muss, um dem Artensterben und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Einfach ausgedrückt setzt die Tiroler Politik, artikuliert von Landwirtschaftskammerpräsident Hechenberger (ÖVP), auf „Schutz durch Nutzung“, während die EU an einem europaweiten Plan zur Ausweitung von Schutzgebieten und damit auch zur Ausweisung nutzungsfreier Waldgebiete arbeitet. Bei näherer Betrachtung dieses Plans (hier die Mitteilung der Kommission zum Download) betont auch die EU den wirtschaftlichen Nutzen des Waldes, sieht gerade dieses Ziel aber nur über konsequenten Naturraum- und Artenschutz erreichbar, während die Tiroler Forstwirtschaft vor dem Hintergrund steigender Energiepreise den nachwachsenden Rohstoff gerne verstärkt verheizen möchte. Präsident Hechenberger skizziert das mögliche Geschäft mit dem Holz: „Wenn wir in Richtung Energieautonomie gehen wollen, müssen wir die Holznutzung forcieren – dazu gehört auch das Thema Biomasse.“ Hier läge viel Potenzial, sofern die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen würden: „Das Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) wäre eine wichtige Unterstützung, um den Ausbau von Biomassekraftwerken oder auch die Bildung von Energiegemeinschaften voranzutreiben. Daher müssen die fehlenden Verordnungen schnellstmöglich auf den Weg gebracht werden. Durch überschaubare Erlöse aus dem Holzverkauf aufgrund der oft schwierigen Bewirtschaftung ist die Energiegewinnung durch Resteverwertung eine ideale Ergänzung, die zu forcieren ist.“ Vor diesem Hintergrund haben die Bauernvertreter beschlossen, „auf allen Ebenen zu kämpfen, dass diese Regelung nicht kommt“. Die Forderungen nach der Außer-Nutzung-Stellung von einem gewissen Prozentsatz an Waldflächen seien absolut kontraproduktiv und daher „klar abzulehnen“, formuliert Hechenberger, der durch die Bemühungen der EU um mehr Artenschutz eine andere Schutzfunktion der Wälder gefährdet sieht, jene vor Muren und Lawinen in besiedelten Bergregionen.

2 Postings

le corbusier
vor 3 Jahren

Wer hätte etwas anderes erwartet von der erzkonservativen Landwirtschaftskammer unter Hechenberger. Wirkliche Natur hat in deren System keinen Platz. Da gibt´s nur den Wirtschaftsraum und der muss mit allen Mitteln und gegen jeden Feind von außen verteidigt werden. Sei es der böse Wolf oder der noch bösere Naturschutz aus Brüssel.

Der Kampf der Bauern ist aber auch absolut verständlich, stehen sie doch in vielen Belangen mit dem Rücken zur Wand. Das Grundübel besteht darin, dass wir den Großteil unserer Flächen in Österreich privatisiert haben und jede Fläche ob Wald oder Wiese einen privatwirtschaftlichen Zweck erfüllen muss (regelmäßiger Ertrag oder als Vorsorge) und auf Märkten handelbar ist. Wenn man von diesen Waldbesitzern jetzt fordert, 30% des Waldes unter Schutz zu stellen, würde das jeglichen privatwirtschaftlichen Wert sofort vernichten. Der gesellschaftliche Wert für uns alle wäre natürlich unbezahlbar.

Wenn wir das Recht auf eine Natur mit intakten Ökosystemen an oberste Priorität stellen, dann braucht es wahrscheinlich eine gesellschaftliche Neuordnung wem eigentlich die Natur, Grund und Boden gehört und wer über deren Schutz und Nutzung entscheiden darf/soll/muss.

 
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    unholdenbank
    vor 3 Jahren

    Oder man könnte zur Abwechslung mal die Indianer in den nachher so benannten USA fragen, wie sie es mit "Grundbesitz" gehalten haben und jahrhundertelang mit der Natur in Einklang gelebt haben. Erst wie die durch das römische "Besitzrecht" geprägten Europäer gekommen sind, ist diese Kultur zusammengebrochen worden. Da kam dann Sklaverei und Ausbeuterei in diesen Teil der Erde. Mit heute noch nachwirkenden Missständen. Missstände, die es im "Agrarbereich" heute auch bei uns gibt. Joujou, Tarroul ghearscht ins! Teifl eini no amoll.

     
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