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Gernot Walder forscht mit seinem Team auf 1600 Metern Seehöhe und internationalem Niveau. Foto: Ramona Waldner

Gernot Walder forscht mit seinem Team auf 1600 Metern Seehöhe und internationalem Niveau. Foto: Ramona Waldner

Wie entstehen neue Coronavarianten?

Internationales Interesse an Echtzeit-Beobachtung eines Osttiroler Forschungsteams.

Wie entstehen neue Coronavarianten? Direkt gesehen hat das niemand – bis jetzt: 2021 gelang es in Osttirol erstmals, die Entstehung einer neuen Coronavariante in Echtzeit zu beobachten. Eine Forschungsgruppe im Labor von Gernot Walder in Außervillgraten unter der Leitung von Sissy Sonnleitner dokumentierte die Evolution einer SARS-CoV-2 Variante in einer immunsupprimierten Person von Anfang bis Ende. Innerhalb von sieben Monaten entwickelte das Virus 17 neue Mutationen, von denen 15 (88.2 Prozent) von bereits beschriebenen „Variants of Concern“ (besorgniserregenden Varianten) bekannt sind. 50 Prozent dieser Mutationen kommen auch in der Variante Omicron vor. Gemeinsam mit Forschern der Universität Graz, dem Universitätsklinikum Würzburg und der Medizinischen Universität Innsbruck wurden die Ergebnisse wissenschaftlich aufgearbeitet und als Preprint im medRxiv unter dem Titel “The mutational steps of SARS-CoV-2 to become like Omicron within seven months: the story of immune escape in an immunocompromised patient” veröffentlicht. Die Resultate der Studie stießen international auf großes Interesse, erzählt Gernot Walder: „Sie zeigen erstmals die Chronologie der Entstehung einer neuen Variante von SARS-CoV2, erlauben Rückschlüsse, wie das Virus auf Selektionsdruck reagiert und welche Mutationen von besonderer Bedeutung im Hinblick auf Impfstoff- und Therapeutikaanpassung sind.“
Der beste Schutz vor neuen Covid-Varianten ist für Forscherin Sissy Sonnleitner die konsequente Immunisierung von Risikogruppen in allen Teilen der Welt. Foto: Infektiologie Tirol
Die Arbeit hat aber auch handfeste Konsequenzen für die Praxis: „Wir sehen an diesem Fall, wie wichtig es sein kann, gerade Risikopatienten konsequent bis zum Ende der Virusreplikation zu testen und durch Sequenzanalysen zu prüfen, ob sich der Erreger verändert,“ erklärt Walder. Die Ergebnisse der Osttiroler Forscher:innen bestätigen auch die oft geäußerte Vermutung, dass chronische Infektionen immunsupprimierter Personen zur Entstehung und Ausbreitung neuer Varianten beitragen können. „Impfungen, auch wenn sie ‘off target‘ liegen, reduzieren das Risiko einer prolongierten Infektion“ betonen die Wissenschafter. „Der beste Schutz vor neuen Varianten mit den bestehenden Impfstoffen ist also nicht der vierte Stich in Mitteleuropa sondern eine konsequente Immunisierung von Risikogruppen in allen Teilen der Welt, besonders in wirtschaftlich benachteiligten Gebieten“, unterstreichen Walder und Studienleiterin Sonnleitner. Noch ein weiterer Aspekt ist an diesem Forschungsprojekt außergewöhnlich: Durch eine enge Kooperation zwischen Labor, behandelnden Ärzten und der Bezirksverwaltungsbehörde gelang es, eine Weiterverbreitung der Variante zu verhindern ohne Betroffene in ihrer medizinischen Betreuung oder Lebensführung unzumutbar zu beeinträchtigen. Im Juni 2021 wurde die „Osttirolvariante“ zum letzten Mal nachgewiesen – eine bemerkenswerte Leistung aller Beteiligten.

10 Postings

lugger
vor 3 Jahren

Tolles Forscherteam! Gratulation!

 
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Bahner Bernd
vor 3 Jahren

Die Studie beweist einmal mehr die große Mutationsfreudigkeit der RNAviren und die damit verbundene Problematik eine anhaltend wirksamen Impfschutzes.In der vor kurzem hier abrufbaren Originalarbeit des Autorenteams ( die selbe wie die jetzt zitierte? ) wurde die ungeheuer komplexe Dynamik der unterschiedlichen Mutationsmechanismen aufgezeigt.Ein faszinierender Ausflug in die Welt des molekularbiologisch Elementaren. Eine bewundernswerte Arbeit, die zu Recht weite Beachtung in der medizinischen Community findet,und die auch die absolute Notwendigkeit unterstreicht, medizinisch unterversorgte Weltregionen in die Prävention mit einzubeziehen.So stellen zB Millionen unzureichend therapierter HIV- und Tbcpatienten in den südafrikanischen Ländern potentiell ein riesiges Resevoir für Virusmutationen dar.

 
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    chiller336
    vor 3 Jahren

    eines ist sicher - die menschen dieser unterversorgten gegenden würden vermutlich mit freude die impfungen über sich ergehen lassen ... nicht so wie in den gut versorgten gegenden dieser welt. vor allem wäre weiterhin noch etwas vorsicht angebracht, nur weil jetzt wieder "alles" freigegeben ist, ist dieses virus trotzdem sehr präsent. die heutigen zahlen sprechen für sich: über 49.000 neuinfektionen. ich möcht fast sagen aus den augen, aus dem sinn - leider

     
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    Bahner Bernd
    vor 3 Jahren

    Meine obige Frage war natürlich überflüssig.Vor ca 2 Wochen handelte es um eine Arbeit über Mutationsmechanismen in Zellkulturen.Diesmal wurden bei einem mit monoklonalen AK behandelten und entsprechend immunsuprimierten Lymphompatienten die Entwicklungen von Covidmutationen über 7 Monate wissenschaftlich "begleitet".Die Konsequenz ist immer die gleiche: zum entspannt zurücklegen ist es noch zu früh.

     
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ALNA76
vor 3 Jahren

Und einen solchen osttiroler Wissenschaftler hat der Herr Ex-Bürgermeister Köll im BKH Lienz rausgeschmissen. Ein Ersatz wurde nach der Stellenausschreibung im Osttiroler Boten auch nie gefunden. Ich hoffe, dass der Herr Köll der Gerechtigkeit wegen, auch bald seinen Sessel als Gemeindeverbandsobmann räumen muss und dann wieder Leistung und Professionalität im BKH geschätzt werden und diese politischen Machtspielchen endlich ein Ende finden. Herzliche Gratulation dem Forscherteam!

 
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Bewohner
vor 3 Jahren

... „Der beste Schutz vor neuen Varianten mit den bestehenden Impfstoffen ist also nicht der vierte Stich in Mitteleuropa sondern eine konsequente Immunisierung von Risikogruppen in allen Teilen der Welt, besonders in wirtschaftlich benachteiligten Gebieten“, unterstreichen Walder und Studienleiterin Sonnleitner."...

Könnte man diese Aussage vielleicht auch unserer Regierung in Wien bzw. der weiten Welt, sprich der WHO näherbringen!?!?!

 
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    Nickname
    vor 3 Jahren

    In den benachteiligten Gebieten gibts für die Pharmafirmen nichts zu holen deshalb gibts dort auch nur wenige Impfungen. Während bei uns die Impfdosen ablaufen würden sie in Afrika dringend gebraucht. Offenbar darf man aufgrund Patenten und Vertragsklauseln die Impfdosen nicht dorthinschicken.

    Geld ist wichtiger als die Gesundheit der Menschheit - Leider!

     
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      Enrico Andreas Menozzi
      vor 3 Jahren

      Natürlich darf man Impfstoff nach Afrika schicken , alleine die Bundesrepublik Deutschland hat 3,5 milliarden € für Covid Impfstoff gespendet an Covax die es vernünftig verteilen . Österreich spendet eher alten Impfstoff der kurz vorm ablaufen ist , viele Länder haben damit probleme wegen Logistik usw . Sowas muss Hand und Fuss haben , bevor man Impfstoff verschickt . Man muss den Ländern erst helfen a Impfstoff Kampagne aufzubauen , mit Impfzentren , Ärzte .....

      Moderna hat Patentrecht für viele afrikanische Länder freigegeben. Zu Patente freigeben gibt es unterschiedliche Meinungen , Patent ist Eigentum und mit viele Kosten verbunden .

       
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    Bahner Bernd
    vor 3 Jahren

    Das eine schließt das andere nicht aus.Möglichst konsequente Durchimpfung der bisher unterversorgten Gebiete und wenn notwendig Aufrischungsimpfungen mit uU adaptierten Impfstoffen.

     
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Enrico Andreas Menozzi
vor 3 Jahren

Danke an die Wissenschaft!

 
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