Die Gemeinschaftsliste Sillian setzt auf Bürgernähe

1998 hat in Sillian ein Team um Peter Duracher und Erwin Schiffmann die „Gemeinschaftsliste“ gegründet. Direkt beim ersten Urnengang schenkte die Bevölkerung der Liste das Vertrauen, das war auch sechs und zwölf Jahre später so. Erst 2016, als Langzeitbürgermeister Schiffmann nicht mehr kandidierte, musste das Team das Feld räumen. 2016 bestieg Hermann Mitteregger denkbar knapp den Thron in der Marktgemeinde. Eine Periode in der Opposition reicht der Gemeinschaftsliste – mit einem neuen Kandidaten soll der Wind drehen und die Gruppe auf mindestens acht Mandate wehen. Damit das gelingt, fordert Landwirt Franz Schneider den amtierenden Ortschef mit Themen heraus, „die nicht allzu wuchtig, dafür aber umsetzbar sind“. Bei einem Pressegespräch im Sporthotel stellte der 46-Jährige ein breites Team und bunte Themen vor. Der Skischulbetreiber mit Gemeinderatserfahrung will die Bevölkerung in sein Programm einbinden. Deshalb wurden bereits beim Sammeln der Unterstützungserklärungen Ideen der Sillianer:innen eingeholt. Böse Zungen behaupten, Sillian wäre tot. Um die Marktgemeinde wieder zum Leben zu erwecken, soll etwa der Wichtelpark aufgepeppt werden. Schneider schlägt einen Badeteich vor und eine bessere Anbindung an den Radweg, „um dieses große Potenzial zu nutzen“. Damit auch die im Oberland prominent vertretene Landwirtschaft gehört wird, will die Gemeinschaftsliste einen Bauernstammtisch einführen. Ein offenes Ohr will die Gruppe auch für die Jugend haben. Die jüngste Kandidatin im „vorderen Feld“ ist Sabrina Ortner. Die 31-jährige Bilanzbuchhalterin verspricht eine eigene Arbeitsgruppe für die jungen Sillianer:innen, die sich regelmäßig zusammenfinden soll: „Dort werden dann Ideen und Anregungen formuliert, die ich als Stimme der Jugend in den Gemeinderat bringen darf.“ Als erste Wünsche nannte Ortner eine Jungbügerfeier und Laternen für die Rodelbahn von der Leckfeldalm. Außerdem fordert Schneider den Baustopp für Wohnblöcke: „Demnächst entstehen neben dem Fußballplatz etwa 100 Wohnungen. Doch wir haben im Ort viel Leerstand und nutzbare Bausubstanz, auch da müssen wir ansetzen.“ Auch die ärztliche Versorgung im Oberland, die Kinderbetreuung in Sillian und ein „Marktlfest“ sind ihm ein Anliegen. Der touristische Anstrich der Gemeinschaftsliste ist nicht nur auf dem Papier zu erkennen. Neben Förderinitiativen für die Schaffung neuer Gästebetten und Gastronomie will Schneiders Team eine Langlaufloipe anlegen und an das wuchtige Südtiroler Netz von „Dolomiti Nordic Ski“ anschließen. „Wir müssten nur vier Kilometer beschneien, um dann eine Loipe bis nach Cortina zu haben. Die Südtiroler kümmern sich bereits um den Abschnitt von Vierschach bis zur Grenze“, berichtet Otto Trauner, der beim TVBO die Infrastruktur managt und in Sillian seit 24 Jahren im Gemeinderat sitzt. Die zwei markantesten und auch umstrittensten Themen, die seit Jahren durch Sillian geistern, erwähnte Schneider nur am Rande. Um eine Umfahrung werde man „nicht herumkommen, diese Lösung sehe ich aufgrund diverser Entwicklungen im Süden“, so der 46-Jährige, der auf die Skischaukel Sillian-Sexten anspielt, die man durch diese Variante an die B100 anschließen könnte. Auch wenn der Landesumweltanwalt dieses Projekt praktisch abgeschrieben hat, geht Trauner „davon aus, dass die Skischaukel kommt“.

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Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen 2022 Osttirol