Wie Südtiroler Medien übereinstimmend berichten, haben Carabinieri der Sondereinheit NAS in Niederdorf eine illegale Corona-Teststation ausgehoben. Drei Personen wurden nach einer Kontrolle der Ermittler wegen Berufsmissbrauchs angezeigt, weil sie in der Gemeinde im Pustertal unbefugt Corona-Tests gegen Geld durchgeführt und auswertet haben. Wie die Behörden mitteilen, stammt das Trio aus Osttirol.
Um mit den Testergebnissen „Grüne Pässe“ auszustellen, ist ein Zugang zum Computersystem des Südtiroler Sanitätsbetriebes erforderlich. Laut Vorschrift dürfen die Zugangsdaten ausschließlich an bei der Ärztekammer registrierte Mediziner:innen, im Berufsregister erfasste Krankenpfleger:innen und seit neuestem auch an Apotheker:innen weitergegeben werden. In Niederdorf testete aber kein Mediziner, sondern ein 32-jähriger Kellner. Unterstützt wurde er von einer 26-jährigen Kellnerin und einem 29 Jahre alten Reiseleiter.
Die 26-Jährige hatte vom Sanitätsbetrieb die Zugangsdaten zur Datenbank für die Eingabe der Ergebnisse angefordert und erhalten. Warum ihr diese hochsensiblen Daten ausgehändigt wurden, ist noch Gegenstand von Ermittlungen der Sondereinheit NAS. Auf eine Anfrage von dolomitenstadt.at reagiert die ärztliche Direktion des Gesundheitsbezirks Bruneck wortkarg: „Wir wussten davon bis zu Ihrem Anruf nichts.“ Wie die Kellnerin an den Zugang zum SABES-System kam? „Das wissen wir nicht.“
Die gleiche Antwort erhalten wir vom Bürgermeister in Niederdorf, Günther Wisthaler. Er habe aus der Zeitung davon erfahren. Auf die Frage, warum die Ungereimtheiten nicht schon beim Einrichten bzw. Anmelden der Teststation aufgefallen sind, meint der Bürgermeister: „Dazu kann ich nichts sagen.“
Gernot Walder: „Habe damit nichts zu tun“
Laut den Behörden ist das Trio derzeit in Österreich bei einer Testfirma registriert. Nachgefragt bei der nächstgelegenen Adresse, erklärt der Osttiroler Virologe Gernot Walder, dass es sich bei dem 32-jährigen Drahtzieher um einen ehemaligen Mitarbeiter seines Labors handelt. „Er hat im Jänner drei Wochen bei uns gearbeitet, dann habe ich ihn entlassen“, so Walder.
Dass der Kellner in Niederdorf auf eigene Faust testet, habe Walder gewusst „und deshalb unlängst klarstellen lassen, dass ich damit nichts zu tun habe.“ Der Virologe befürchtet, dass es sich bei der Teststation in Niederdorf um keinen Einzelfall handelt: „Hier wurde in ein Wespennest gestochen.“
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