Pflegeausbildung: Tirol geht in die Offensive
Bis zu 470 Euro Stipendium im Monat – Applaus kommt von der Opposition.
Im Anschluss an die Regierungssitzung heute, Dienstag, präsentierten LH Günther Platter (ÖVP), seine Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) und VP-Gesundheitslandesrätin Annette Leja ein Paket von Sofortmaßnahmen zur Linderung des Fachkräftemangels in der Pflege.
So soll es ab Jänner 130 Euro Stipendium pro Monat für alle Personen geben, die in Tirol eine Pflegeausbildung absolvieren. Verpflichten sich die angehenden Pflegekräfte, nach Ausbildungsende für eine gewisse Zeit – die je nach Ausbildung unterschiedlich definiert wird – in Tirol zu arbeiten, gibt es zusätzlich das Pflegestipendium PLUS mit monatlich 340 Euro, in Summe also 470 Euro pro Monat. „Damit schaffen wir ein gutes Anreizsystem“, sagt Landeshauptmann Platter. Für diese Stipendien sind mehr als zwölf Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. Es gibt auch eine einheitliche Unfall-, Kranken- und Pensions-Versicherung für alle Auszubildenden in der Pflege.
In Tirol sind derzeit 300 Stellen im Pflegebereich nicht besetzt, Schätzungen zufolge werden bis 2030 rund 7.000 zusätzliche Pflegekräfte im Bundesland benötigt. „Der Fachkräftemangel ist ein Problem aller Sparten, aber in der Pflege ist die Schere besonders groß. Die Auswirkungen sehen wir in den aktuellen Pandemie-Zeiten ganz stark, weshalb nun vor allem der Blick in die Zukunft und auf die Ausbildung wesentlich ist. Eine Maßnahme sind die neuen Pflegestipendien. Es gab dazu bereits auch einen massiven Ausbau der Ausbildungsmöglichkeiten“, unterstreicht die zuständige Landesrätin Leja. Derzeit befinden sich 1.740 Personen in Tirol in einer Pflegeausbildung.
Applaus erhält diese Offensive der Landesregierung von der oppositionellen Liste Fritz: „Wir haben bereits im Jahr 2019 eine Unterstützung für die Pflegeausbildung in Form eines Ausbildungsdarlehens beantragt, im November-Landtag 2021 haben wir mit einem Antrag auf Erlass der Studiengebühren für Pflegestudierende nachgelegt. Das von ÖVP und Grünen heute präsentierte Modell zum Pflegestipendium ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, vor allem für Studienanfänger und motivierte junge Menschen, die noch andere Förderungen beziehen können“, erklärt in einer ersten Reaktion Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider.
Neben dieser Ausbildungsoffensive wurde auch eine Covid-Zulage für Pflegepersonal und Ärzt:innen in Tiroler Krankenhäusern beschlossen. Die Zulage wird für den Zeitraum von Oktober 2021 bis Ende April 2022 ausbezahlt und beträgt für den Dienst auf Intensivstationen 20 Euro pro 8-Stunden-Schicht, für den Dienst auf Normalstation und in Heimen 12,5 Euro pro 8-Stunden-Schicht. Pro Monat summieren sich die Kosten für diese Zulage auf 500.000 Euro.
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Zitat: „Wir haben bereits im Jahr 2019 eine Unterstützung für die Pflegeausbildung in Form eines Ausbildungsdarlehens beantragt, im November-Landtag 2021 haben wir mit einem Antrag auf Erlass der Studiengebühren für Pflegestudierende nachgelegt.
Frage: a, ist es jetzt ein Darlehen b, ein fortlaufender, befristet nicht rückzahlpflichtiger Betrag c. oder muss das Stipendium nach der Ausbildung wieder abgestottert werden?
Danke für die Aufklärung.
defregger, aus meiner Sicht ist das Pflegestipendium PLUS mit ges. € 470,-/Monat als nichtrückzahlbares Ausbildungsgeld anzusehen. Gleichzeitig sind alle Auszubildende Unfall-, Kranken- u. Pensionsversichert. Verpflichten sich damit jedoch innerhalb von 5 Jahren mind. 3 Jahre in Tirol in der Pflege zu arbeiten.
Ein Lob an die zuständige Landesrätin Frau Leja für diese sehr sinnvolle Maßnahme in der Pflegeausbildung. Nun muss nur noch der stressige Pflegeberuf selbst attraktiver gestaltet werden (z.B. weniger Arbeitsstunden oder bessere Entlohnung). Ziel: die Pflegekräfte sollten in ihren Berufen erhalten bleiben. Die Covid-Zulage ist zwar ein guter Schritt, aber wird nicht ausreichen.
Bravo! Wenn auch spät; es tut sich 'was.
Die Offensive kommt zu spät und ist zu mickrig, nach der Pandemi und Impfpflicht wird der Bedarf bereits im nächstem Jahr immens. Meine Frau hat den zweiten, versprochenen Bonus vom letztem Jahr noch nicht erhalten und die Unzufriedenheit bei allen Pflegenden ist riesengroß. Burnout, Krankenstände und Jobwechsel sind leider vorprogrammiert.
Wahnsinn. Das tut mir leid. Wenn es Ihrer Frau auch wenig nützen mag, sie und alle im Moment Pflegenden sind Helden. Viel Kraft!
Die Leute die den "stimme nicht zu" Button gedrückt haben, stehen mit Sicherheit nicht am Krankenbett oder unterstützen Pflegebedürftige.
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