Tourismus: Mehr Saisonniers aus Drittstaaten kommen
Tausende Arbeitskräfte fehlen zum Saisonstart. Schon jetzt mehr Aus- als Inländer beschäftigt.
Der Mangel an Fach- und Arbeitskräften in Tirol nehme „dramatische Ausmaße“ an, warnte der Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer, Christoph Walser, vor wenigen Wochen und schob einen Lösungsansatz hinterher: Eine Erhöhung des Saisonnierskontingents. „Das ist sofort umsetzbar“, so der Kammerfunktionär. Derzeit dürfen 286 Saisonkräfte aus „Drittstaaten“ – das sind Herkunftsländer außerhalb der EU – in Tirols Hotels und Wirtshäusern mit anpacken. Walser fordert eine Verzehnfachung dieses Kontingents auf mindestens 3.000.
Eine Forderung, die auch Thomas Geiger, Tourismus-Spartengeschäftsführer der Wirtschaftskammer, nachvollziehen kann. Denn: „Mitarbeiter:innen und Hilfskräfte fehlen an allen Ecken und Enden.“ Ähnliche Zurufe erreichten den Bund auch von der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Die Wünsche der Touristiker wurden nun erhört, die Regelung wird in einem ersten Schritt aufgeweicht.
So wird Österreichs Tourismuswirtschaft künftig „bewährte“ Mitarbeiter:innen aus Drittstaaten – das sind Arbeitskräfte, die schon einmal bei einem Betrieb gearbeitet haben – zusätzlich zum Saisonnierkontingent anstellen können. Damit werden Plätze für neue Arbeitskräfte frei.
ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer begrüßt diesen Schritt, fragt sich aber, warum die Regelung erst mit Jahreswechsel in Kraft treten soll: „Wer auf Saison gehen will, tritt die Stelle nicht zum Jahreswechsel an. Mitten in der Saison. Das geht an der Praxis vorbei.“ Die Neuregelung begrüßt auch die Wirtschaftskammer. Thomas Geiger berichtet, dass eine zusätzliche Erhöhung des gesamten Kontingents bereits verhandelt werde.
In Tirol hat sich der Arbeitsmarkt nach der Krise ausgesprochen schnell erholt – es herrscht Rekordbeschäftigung. Die Besetzung der offenen Stellen werde dadurch aber immer schwieriger, heißt es seitens des AMS. Besonders im Gastgewerbe klafft eine große Lücke zwischen verfügbaren Stellen und Arbeitsuchenden. „Die Wintersaison steht vor der Tür, doch die angebotenen Stellen beim AMS Tirol können mit den bei uns vorgemerkten Arbeitsuchenden nicht zur Gänze abgedeckt werden“, erklärt Bernhard Pichler, Leiter des Service für Unternehmen beim AMS Tirol.
In der Hotellerie und Gastronomie sind derzeit mehr als 7.500 offene Stellen ausgeschrieben. Dass bis zum Saisonstart alle Plätze besetzt sind, glaubt der Kammerfunktionär Thomas Geiger nicht: „Es gibt ja auch noch eine Dunkelziffer. Mitte Dezember werden wir bestimmt noch vier-, fünf- oder sechstausend offene Stellen haben.“ Wie Bernhard Pichler vom AMS erklärt, baut Tirol im Gastgewerbe „ganz stark auf Arbeitskräfte aus Nachbarstaaten wie Deutschland, Ungarn oder der Slowakei, die jedoch nur dann ins Land kommen, wenn es keine Reisebeschränkungen gibt.“
Wie stark der Tiroler Tourismus von diesen Arbeitskräften abhängig ist, zeigt ein Blick auf die Beschäftigungszahlen des vergangenen Sommers. 22.148 der 39.684 Arbeitnehmer:innen in Hotellerie und Gastronomie kamen laut AMS aus dem Ausland. Der Tourismus ist die einzige Branche in Tirol, in der mehr Aus- als Inländer beschäftigt sind. Der größte Strom an Arbeitskräften fließt aus Ungarn (5.092 Beschäftigte). Aus Deutschland kamen 3.631 und aus der Slowakei 2.351 Saisonniers nach Tirol. Anders stellt sich die Situation im Bezirk Lienz dar. In Osttirol waren im Sommer 1.463 Inländer und 463 Ausländer im Tourismus beschäftigt.
8 Postings
DIE PIONIERINNEN
ist eine sehenswerte Dokumentation des ORF VORARLBERG über "tüchtige Frauen mit guten Ideen" in der Tourismuswirtschaft...
Man sieht, dass der Tourismus ein guter Arbeitgeber mit großer Arbeitszufriedenheit ist und wie wichtig auch eine funktionierende Privatzimmervermietung für die Tourismusgesinnung in unserem Land ist.
https://tvthek.orf.at/profile/Die-Pionierinnen/13893306/Die-Pionierinnen/14111284
......und doch bekämpft sie nicht die Wurzel, denn eher das Symptom einer menschenverachtenden Systemhaltung. Auf breiter Front werden wir nur noch ausgebeutet, bestohlen und beraubt. Materiell, Geistig und vor allem in unseren unveräußerlichen Rechten.
Jahrzehntelang unterbezahlt, Samstag, Sonntag, Weihnachten Ostern, Pfingsten nachts arbeiten, OHNE gesetzliche Zuschläge usw. zum WOHLE des Arbeitgebers, macht das Ergebnis perfekt.
Muss ich widersprechen wenn man fleißig ist verdient man im Gastgewerbe auch gutes Geld, über 30 Jahre Gastronomie Erfahrung. Man muss sich in jedem Betrieb rauf arbeiten damit man viel verdienen kann. Wenn ich aus der Lehre komm bin ich noch lange kein Küchenchef mit einen Lohn von 3000 Euro netto.
Es wird solche Betriebe im Gastgewerbe geben wo Fleiß und Geld einen Zusammenhang haben. Ich kann mir vorstellen, daß diese Betriebe bei den Angestellten in der Branche auch bekannt sind und die Betriebe dadurch auch immer Ihre Angestellten haben.
Aber es gibt eben auch die Betriebe a la Piefke-Saga und die ruinierten eben den Ruf gleich mehrerer Berufe. Bevor da was in das Personal gesteckt wird kommt erst noch a Stube und noch a Stock und noch a Bar dazu.....
Ein Trend in die kotrrekte Richtung ist sicher vorhanden aber das umdenken kommt eben >20 Jahre zu spät und nun müssen eben viele junge Unternehmer das Verhalten der älteren Generation büßen.
Warum gibt es in einem Bereich eine so eklatante Schieflage zwichen inländischen und ausländischen Beschäftigten. Eigentlich müsste den Verantwortlichen einmal die Augen aufgehen. Sie haben eine Branche zerstört. Wenn Sputnikimpfung wegen Gastronomie anerkannt wird, dann ist die Glaubwürdigkeit dieser Regierung und vom Mückstein endgültigst dahin.
Leider ist unsere Wirtschaftskammervertredung in der Gastronomie ein Schlafwagenabteil.
Wenn die Mitarbeiterschulung und die Manieren der Servicefachkraft der gehobenen Mittelklasse entsprechen, wird es kein "Goodbye Kaiserschmarrn" geben.
Die ganzen Verantwortlichen, allen vorran Walser, verkennen das Problem. Das grossspurige nordtiroler Tourismussystem zerbricht. Hüttengaudi und Tradition serviert von Ostblock Billigarbeitern im Hofer-Dirndl und prekären Arbeitsbedingungen. Dazu noch mitn Bagger übern Gletscher brettern und Berge wegsprengen um Lifte zubauen.
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