Burghard Breitner-Straße: Anrainer gegen neuen Namen
In offenem Brief wird eine Zusatztafel oder eine unpolitische Benennung gefordert.
Die Burghard-Breitner-Straße, benannt nach einem umstrittenen NS-Arzt, wurde im Zuge einer Gemeinderatssitzung in Lienz in Maria Ducia-Straße umbenannt. Jetzt melden sich die Anrainer mit einem offenen Brief an das Lienzer Rathaus und die Medien zu Wort. Sie fordern den Lienzer Gemeinderat auf, den Beschluss noch einmal „zu überdenken“ und schlagen zwei mögliche Alternativlösungen vor.
Zum einen könne man dem Beispiel der Stadt Innsbruck folgen, die unter den Straßenschildern Tafeln angebracht hat, die darauf hinweisen, dass der Arzt, Klinikvorstand und Uni-Rektor „für das Unrecht der NS-Gesundheitspolitik in Innsbruck mitverantwortlich“ war. Weiter steht zu lesen: „Neuere Forschungen zeigen, dass Breitner als Leiter der Innsbrucker Chirurgie für die Durchführung von Zwangssterilisationen im Sinne der menschenverachtenden Gesundheitspolitik des NS-Regimes verantwortlich war.“ Der Straßennamen wurde aber beibehalten.
Will man das nicht, dann schlagen die Anwohner und Hausbesitzer an dieser kurzen und wenig bekannten Gasse vor, sie in „Sonnfeldweg“ oder einfach „Sonnfeld“ umzutaufen. Das Argument gegen die geplante Benennung: „Wir wollen nicht für parteipolitische Interessen herhalten“. Die 1875 geborene Maria Ducia gilt als eine der wichtigsten Protagonistinnen der sozialdemokratischen Frauenbewegung in Tirol, die auch in Lienz und im Tiroler Landtag schon sehr früh und kämpferisch für Frauenrechte eintrat.
Das machte Ducia zur Wunschkandidatin der SPÖ-Fraktion und der Grünen im Gemeinderat. Die ÖVP knüpfte ihre Zustimmung – wie berichtet – an die Würdigung Franz Kranebitters, dessen Namen künftig in der Adresse des RGO-Agrarzentrums in der Peggetz auftauchen wird. Ein Teil der Durst-Straße wird dazu umgetauft.
Mit all dem haben die Anrainer an der Burkhard Breitner-Straße nichts am Hut: „Für uns bedeutet die Umbenennung Arbeit, Zeitaufwand und Kosten“, schreiben sie in ihrem Brief an die Stadtgemeinde. Der Beschluss sei über ihre Köpfe hinweg gefasst worden. „Es wäre ein Leichtes gewesen, die Bewohner der neun Häuser an dieser Straße zu befragen.“
Diesen Vorwurf weist Bürgermeisterin Elisabeth Blanik zurück. „Mit einzelnen Anrainern“ habe es Gespräche gegeben, in denen einzig der Wunsch nach einem kürzeren Namen gefallen sei. Blanik hinterfragt die späten Einwände der Anrainer: „Warum hat sich so lange niemand zu Wort gemeldet? Das Thema wird schon sehr lange öffentlich diskutiert.“ Auch die Vermutung, der neue Name beruhe auf parteipolitischem Kalkül, weist die Bürgermeisterin zurück: „Wenn das politisch sein soll, dann nur aus frauenpolitischer Sicht.“
Blanik ist vom neuen Namen überzeugt und verweist auf die breite Mehrheit im Gemeinderat. Dort stimmte nur Uwe Ladstätter (LSL) nicht für Maria Ducia. Die Einwände der Anrainer werden laut Blanik zwar im zuständigen Ausschuss diskutiert, am neuen Straßennamen will sie aber nicht rütteln: „Die entsprechende Verordnung wurde im Gemeindrat beschlossen.“
13 Postings
Liebe Leute! Das ist ein Fehler der Bürgermeisterin und des Gemeinderat von Lienz warum nimmt man nicht mit dem betroffenen Menschen nicht Kontakt auf frage ich mich auch ich würde mich ärgern darüber wenn ich ungefragt alle Ausweise ändern lassen muss das ist teuer für den Einzelnen den ich muss Reisepass neu machen und vieles andere auch der Bank muss ich meine neue Adresse angeben und vieles andere auch noch wer zahlt mir die Kosten dafür der Gemeinde rat? Das sind denke ich die Gründe warum sich die Menschen so ärgern darüber das glaube ich. Frau Blanik sollte und ihr Team darüber nachzudenken das solche Aktionen ihr wichtige Stimmen kosten könnte bei der nächsten Gemeinderstswahl wegen so was das Bürgermeisterin Amt verlieren wäre echt schafe oder?
o.k. den strassennamen ändern find ich auch unnotwendig, nur die kosten kann ich nicht nachvollziehn. ich hab keinen ausweis wo eine adresse drinn steht die zu ändern wäre. bank, versicherung amazon genügt eine kurze meldung beim arzt wirst eh gefragt adresse stimmt noch
die straßennamen stehen zwar nicht in den ausweisen, sind aber dennoch amtlich vermerkt - besonders jetzt bei gechipten pässen und personalausweisen. vielleicht könnte dies bei pass- oder ausweiskontrollen sakopp gesagt zu verwirrung führen
Ehrlich? Das ist ja sowas von wuascht.
Die armen Maria Duciana müssen jetzt unter dem Banner einer Frauenrechtlerin wohnen anstatt eines NSDAPlers. Und dass diese Frau eher Sozialdemokratin als christlich soziale Austrofaschistin war liegt wohl auch auf der Hand.
Ich schick euch mein Beileid per Postkarte Maria Duciana Straße 1 Maria Duciana Straße 2 usw...
Ich glaube das die ganze Diskussion völlig umsonst ist. Man kann nicht immer alle fragen und dann handeln. Da braucht es dann Termine wo nicht jeder Zeit hat usw....Dann macht man es dem einen recht und dem anderen wieder nicht.... Wo fängt man an und wo hört man auf?
Die Namensgebung für zwei Straßen, ohne Einbindung der betroffenen Bevölkerung, ist ein negatives Paradebeispiel, wie man mit Bürgern nicht umgehen darf. Die Mehrheit im Gemeinderat vergisst zunehmend, wem sie verpflichtet ist: nämlich, den Mitbürgern der Stadt! Was bei Frau Blaniks Vorgänger bekrittelt wurde - mangelnde Bürgernähe - tritt jetzt immer mehr zutage. Die Einfraufraktion "Elisabeth" hat das alleinige Sagen. Sie ist immer wieder, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, im Bild und lächelnd präsent. Ich habe nichts dagegen. wenn tatsächlich Bürgernähe geübt wird. Die vielen - unerledigten - "Baustellen" sind der Beweis für meine Kritik. Liebe GemeinderätInnen, schnürt das Paket - neue Namensgebung - nochmals auf. "Sonnenfeld" (Im) würde mir im sonnigen Norden gefallen. Hätte einen sonnigen Bezug zur Sonnenstadt Lienz. Oder - "St. Andrä Weg". Oder statt Ducia Straße "Datschastraße". Alles besser, als ein parteigefärbter Name für eine in Lienz Unbekannte. Übrigens: wo blieb ein Aufschrei der Opposition?
@Ceterum censeo: Siehe mein posting weiter unten als Antwort auf @santaclaus. Die beiden Projekte Hauptplatz und Straßenumbenennung waren der Bevölkerung schon lange vor dem GR-Beschluss bekannt, wenn man denn wollte. Aber es ist halt sooo schön hintennach zu schimpfen. Und immerhin war Frau Ducia eine Vorkämpferin für die Frauen und deren Wahlrecht, was stört Sie daran? Und dass sie eine Sozialistin war, das ist in Lienz natürlich ganz was schreckliches. Und haben die Straßenbenennungen von Reimmichl, Franz Kranebitter, Beda Weber, Pater Haspinger etc. etwa keinen politischen Hintergrund ? Aber das waren ja gut rechts stehende Politiker, da wird wohl ein gestandener Lienzer nichts auszusetzen haben, oder? Ja,ja, der Stachel Blanik sitzt tief im dunkelschwarzen Fleisch - ich sags immer wieder .
Warum wird in Lienz immer NACH einem Gemeinderatsbeschluss nachträglich herumgesabbert. Schon beim Hauptplatz das gleiche Spiel. Da hätte es auch im Vorfeld genügend Zeit gegeben, um sich zu informieren und sich einzubringen. Genauso jetzt bei der Umbenennung der B.Breitnerstraße. Das war schon längst Thema und jetzt, nach dem GR- Beschluss wird plötzlich herumgeeiert. Kann man von den Lienzern nicht verlangen, dass sie Zeitungen lesen oder sich anderswo über anstehende Agenden informieren. Es scheint wirklich eine Osttiroler Eigenschaft zu sein, hintennach die alte Urschel reiten zu lassen. Und immer das Gejammere, man sei nicht informiert gewesen. Das stimmt einfach nicht ! Ich habe von beiden Projekten schon genügend lange vorher gewusst, auch ohne im Gemeinderat zu sein. Ich hätte mich auch eingebracht, wenn es mich tangiert hätte - hat es aber nicht.
unholdenbank, würde ich verstehen, wenn der neue Name rechtzeitig bekanngegeben worden wäre, aber der Straßenname wurde erst kurz vor der Gemeinderatssitzung bekanntgegeben und da war keine Zeit mehr für andere Vorschläge
So stimmt das nicht. In der TT vom 6. Februar 2021, also vor 8 ! Monaten, war schon von Maria Ducia die Rede. Weiters wurde im selben Journal am 27. Juni 2021, also vor etwa 4 Monaten über diese anstehende Umbenennung berichtet. Offensichtlich sind die Lienzer Bürger auf diesem Auge sehr empfindlich. Ich kann mich noch erinnern an das Geseiere, als es um die Anna Waldeck-Straße ging. Bei Pater Haspinger, einem üblen Kriegshetzer, der Dutzende Tiroler durch seinen sinnlosen Fanatismus auf dem Gewissen hat oder Reimmichl, einem üblen, fanatischen Antisemiten, sind diese Augen blind. Was kann man gegen eine Frau haben, deren größtes Verdienst ein emanzipatorischer Kampf in einer dafür nicht gerade günstigen Zeit war? Nur weil sie eine "Rote" war? Apage satanas - da hülfe nur mehr Weihwasser!
Herrlich diese Stadtregierung! Dass man dazu nicht vorher mal ALLE Anrainer zu einer Diskussion einlädt und danach dann den Gemeinderat damit befasst? Drüberfahrerpolitik, wie es gang und gäbe ist in dieser Zeit.
Ich hätte sie in St. Andrä-Straße umgetauft, kurz und bündig und ohne politischen Hintergrund. Schon eigenartig, dass im Gegensatz dazu ein schwarz angehauchter Straßennamen vergeben werden muss. Für Herrn Kranebitter hätte es dafür sicher einen besseren Platz gegeben, als in einer Industriezone!!! Die Politik wird immer mehr zum Ärgernis, da offenbar fast alle nur noch glauben, man kann ohne Volk regieren. Und wenn sich der Wind dreht, drehen sich alle "Fähnchen" mit, unser Landeshauptmann ist das beste Bsp. dafür. Leider bekomm ich bei unserer Stadtführung auch immer mehr diesen Eindruck, es ist Zeit für einen Machtwechsel, denn zu lange an der Macht, macht offenbar blind fürs Kleine!!!
Genau das haben wir (LSL) vorhergesehen: Imst und Innsbruck haben ihren B.Breitner Strassen Zusatzschilder verpasst, Salzburg macht das wahrscheinlich genauso. Nur LIENZ geht wieder einen eigenen Weg. Leider ist das Lagerdenken immer noch zu stark vorhanden - SP - Vorschlag: Maria Ducia, VP Gegenzug: F.Kranebitter. Der Vorschlag St.Andrä (mit/ohne - strasse etc.) war auch unserer, wurde aber im GR belächelt.
Auf der Zunge zergehen lassen muß man sich die Argumentation für die F.Kranebitter Strasse (ACHTUNG: nicht verwechseln mit dem Kranewitt Weg !!): Wegbereiter der Felbertauernstrasse, Osttiroler Bote etc. - mag alles richtig sein, aber bitte: dann benennt man doch nicht den Appendix der J.Durststrasse nach so einem Mann ! Wenn schon hätte er sich einen promienteren Strassenzug verdient, aber es war halt im Moment nichts Anderes zu haben !
Schade
Ganz Ihrer Meinung!
Es ist ja jetzt vom Tischlerfeld Richtung Osten eine Straßenverlängerung geplant, die wohl irgendwann in die Gaimberger Dorfstraße münden wird. Eine solche Lage hätte sich Herr Franz Kranebitter als Straßenbezeichnung verdient! Oder man tauft tatsächlich den Kranewittweg um, damit es zu keinen Verwechslungen kommt. Aber diese Durststraße jetzt namentlich aufzusplitten, also wem so ein Unsinn wieder eingefallen ist?????? 🧐
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