Anschuldigungen sexualisierter Gewalt, "esoterische Inhalte" im Studium – der Lehrgang "Frieden, Entwicklung, Sicherheit und Konflikttransformation" an der Universität Innsbruck stand zuletzt im Kreuzfeuer medialer Kritik. Am 12. Oktober lud die Universität deshalb zu einem Pressegespräch, an dem neben Rektor Tilmann Märk und Vizerektorin Anna Buchheim auch der Dekan der Philosophisch-Historische Fakultät, Dirk Rupnow, und Philosophieprofessor Andreas Oberprantacher teilnahmen.
Vor einer Woche waren Vorwürfe gegen den langjährigen ehemaligen Leiter des Kurses öffentlich bekannt geworden. Intern wurden diese Vorwürfe bereits im September 2020 an den Dekan der philosophisch-historischen Fakultät, Dirk Rupnow, herangetragen. Aufgrund der Anschuldigungen von früheren Studierenden gegen den inzwischen pensionierten, ehemaligen Lehrbeauftragten für "Peace Studies", sei daraufhin sofort ein Mediationsverfahren eingeleitet worden, so Rupnow.
Die Uni begann zu recherchieren und Hintergründe zu ermitteln. Auch um Kritik von Studierenden wurde gebeten: "Wir haben insgesamt 465 Personen zu einem Feedback bzw. einer Kritik am Kurs eingeladen", so Anna Buchheim, Vizerektorin für Personal. "Zusätzlich wurde psychologische Betreuung und Unterstützung angeboten."
Die im Zuge der Feedbackgespräche geäußerten, konkreten Anschuldigungen seien in der Folge allerdings nur teilweise erhärtet worden, so Buchheim. Insbesondere für medial kolportierte sexuelle Übergriffe gebe es "keine Evidenz". Strukturell-inhaltliche Kritik habe man als Anlass für unverzügliche, aber teilweise schon geplante Restrukturierungsmaßnahmen genommen. Die Leitung des Arbeitsbereiches übernimmt Rina Alluri, neuer wissenschaftlicher Leiter ist der Philosophieprofessor Andreas Oberprantacher.
Tilmann Märk blickt in die Zukunft: „Über die Jahre hat sich der Lehrgang erfolgreich entwickelt und ist international bekannt.“ Das zeige die Zuerkennung des UNESCO-Lehrstuhls und ein breites internationales Netzwerk von Kooperationspartnern, betont der Rektor. Er sieht eine Erfolgsgeschichte und kündigte an, dass die Peace Studies neu strukturiert und zu einem Regelstudium werden.
"Die aktuelle Welt zeigt, wie wichtig Friedens- und Konfliktforschung ist", unterstreicht auch der neue wissenschaftliche Leiter, Andreas Oberprantacher. „In diesem Sinne haben wir nun die Weichen dafür gestellt, den Kurs in ein reguläres Masterstudium zu überführen und dabei den Gesamtrahmen an aktuelle Notwendigkeiten angepasst, sowie dem Feedback der bisherigen Teilnehmer:innen Rechnung getragen.“ Vorwürfe, dass im Studium esoterische Inhalte vermittelt wurden, weist er zurück.
Der Lehrgang Peace Studies wurde zunächst 2001 in einer Kooperation zwischen dem Land Tirol und der Universität Innsbruck gegründet und 2008 mit dem ersten UNESCO-Lehrstuhl in Österreich bedacht. In weiterer Folge wurde 2016 ein eigener Arbeitsbereich an der Universität eingerichtet, der 2019 an der Philosophisch-Historischen Fakultät angesiedelt wurde.
Uni Innsbruck: Umstrittener Lehrgang unter neuer Leitung
Andreas Oberprantacher künftig federführend bei aufgewerteten „Peace Studies“.
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