Auftakt einer Reise – einmal um den Globus mit dem IFFI
Das Innsbrucker Leokino öffnet seine Säle zum 30. Internationalen Filmfestival.
Nach mehrmaligen Terminverschiebungen war es gestern endlich soweit: Das Innsbrucker Leokino öffnete seine Säle für das Internationale Filmfestival von 5. bis 10. Oktober und das zum 30. Mal in seiner Geschichte. Wir waren beim Eröffnungstag dabei und gleich für mehrere Filmscreenings motiviert.
„Guat, dahoam werd i jetzt mal was über den Film lesen, hätt i vorher machen soll‘n“, vernehme ich den Kommentar von dem Mann in der Stuhlreihe hinter mir, als der Abspann des ersten Filmblocks am Nachmittag über die Leinwand ging. Noch vor der offiziellen Eröffnung wurden zwei Produktionen aus der ehemaligen UdSSR gezeigt: НАЧАЛО / THE BEGINNING (Artavazd Pelešjan, 1967) und ШЕСТАЯ ЧАСТЬ МИРА / EIN SECHSTEL DER ERDE (Dziga Vertov, 1926). Filme ohne Dialog, mit beeindruckenden schwarz-weiß Bildern und sich wiederholender symphonieartiger Musik.
Poetischer hätte das Filmfestival wohl nicht beginnen können. Und etwas schade auch, dass nur wenige Leute in den Genuss dieser ersten Nachmittagsvorführung gekommen sind. Die beiden Filme sind Teil der diesjährigen Retrospektive EVERYTHING WAS FOREVER, UNTIL IT WAS NO MORE, die sich dem Sowjetkino verschrieben hat. Diejenigen, die den Einstieg also verpasst haben, bekommen die nächsten Tage noch mehrmals die Chance auf diese Art von außergewöhnlicher filmischer Ästhetik – ein mittlerweile selten gewordenes Kinoerlebnis.
Um 19 Uhr fand schließlich bei gefülltem Kinosaal die offizielle Eröffnung statt. Es ist ein besonderer Moment – nicht nur für das Festival in Anbetracht seines 30-jährigen Jubiläums, sondern auch für die junge Festivaldirektorin Anna Ladinig, die nach einer herausfordernden Übernahme des IFFI - kurz vor Ausbruch der COVID-Pandemie - nun erstmals anstelle des Festivalgründers Helmut Groschup die Gäste willkommen heißen durfte.
Das kollektive Filmschauen sei für sie stets ein magischer Moment mit gesellschaftlichem und politischem Potential: „Es verändert Perspektiven, stärkt die Empathie und trägt zur Persönlichkeitsbildung bei“. Als Eröffnungsfilm hat sie sich daher für den Dokumentarfilm NOTTURNO (Gianfranco Rosi, 2020) entschieden, von dem sie selber bei ihrem Besuch der Filmfestspiele Venedig beeindruckt war. Der Regisseur reiste dafür drei Jahre lang durch den Irak, Libanon, Kurdistan und Syrien, um die Menschen dort in ihrem vom Krieg bestimmten Alltag mit seiner Kamera zu begleiten, ohne dabei selbst wertend einzugreifen. Keine leichte Kost, für einen Festivalauftakt. Dafür haben wir aber mit Gewissheit Eindrücke gewonnen, die uns noch länger beschäftigen werden.
Ein Filmticket hätte ich noch für die darauffolgende ukrainische Dokumentation THIS RAIN WILL NEVER STOP (Alina Gorlova, 2020) reserviert gehabt. Doch meine Aufmerksamkeitsspanne war nach diesem intensiven Festivalauftakt bereits mehr als ausgeschöpft. Gut, dass dieser Film heute noch ein zweites Mal gezeigt wird. Ein Blick in das vielseitige Festivalprogramm lohnt sich jedenfalls, da jeder Film den eigenen Horizont wieder ein Stück erweitert.
Slideshow von der Eröffnung im Leo Kino: Alena Klinger
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