Am 6. September tagte erstmals das fünfköpfige – laut Land Tirol „unabhängige“ – Fachkuratorium, das das Verhalten von großen Beutegreifern in Tirol ab sofort laufend beurteilen und Maßnahmen bis hin zum Abschuss empfehlen soll. Dabei wurden die heurigen Risse der großen Beutegreifer, denen rund 300 Schafe zum Opfer fielen, im Detail analysiert.
„Nach Beurteilung des Fachkuratoriums konnte bei bestimmten Wolfsindividuen nicht mehr festgestellt werden, dass sich diese Problemwölfe noch in den betroffenen Gebieten befinden. Die beiden Wölfe, die in Osttirol zahlreiche Nutztiere gerissen hatten, wurden zuletzt am 26. Juli nachgewiesen – in der Zwischenzeit sind diese Wölfe in Kärnten und Salzburg nachgewiesen worden“, so Klaus Wallnöfer, Vorstand der zuständigen Fachabteilung Landwirtschaftliches Schulwesen und Landwirtschaftsrecht. Da sich diese großen Beutegreifer vermutlich nicht mehr in Tirol befinden, sei ein Abschuss wegen der fehlenden unmittelbaren zeitlichen und örtlichen Nähe nicht möglich.
Mit dem am 21. August in Kraft getretenen neuen Bestimmungen des Tiroler Almschutz- und Tiroler Jagdgesetzes sowie der Einrichtung des unabhängigen Fachkuratoriums geht Tirol neue Wege, ist man im Landhaus überzeugt. Äußerst ungewöhnlich ist jedoch, dass Experten, die eine in der breiten Bevölkerung so heiß diskutierte Frage wie die Abschusslizenz für Wölfe entscheiden, nicht namentlich bekannt gegeben werden. Kritik an den Entscheidungen wird damit schwierig, die Politik kann den Schwarzen Peter an Unbekannte weiterreichen.
Dolomitenstadt.at fragte den Leiter der Presseabteilung des Landes, den Osttiroler Florian Kurzthaler, warum etwa Corona-Experten – die ja auch umstrittene Entscheidungen fällen müssen – landauf und landab in den Medien auftreten, während „Wolfsexperten“ in absoluter Anonymität entscheiden? „Weil es das Gesetz so vorsieht“ ist die lapidare Antwort des Sprechers von Günther Platter. Im Jagdgesetz steht: „Über die Besetzung der stimmberechtigten Mitglieder des Fachkuratoriums darf im Interesse des Schutzes seiner Mitglieder vor persönlichen Angriffen und im Interesse der unbeeinflussten Vorbereitung seiner Entscheidungen keine Auskunft erteilt werden.“
Auf die Frage, von wem genau denn so heftige „persönliche Angriffe“ auf die Wolfsexperten erwartet würden, dass diese geschützt werden müssen, blieb Kurzthaler vage: „Dies zielt auf keine konkrete Interessenlage oder Gruppierung ab, sondern ist grundsätzlich in jedwede Richtung zu sehen.“
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