Tiroler Abwassermonitoring wird zum Regelbetrieb
Früherkennungssystem für Covid und andere über den Darm ausgeschiedene Erreger.
Das Tiroler Corona-Abwassermonitoring wird vom Probebetrieb in den Regelbetrieb überführt. Dieser soll im Oktober starten und einerseits weiter der Pandemieentwicklungsprognose dienen, andererseits aber auch als "Frühwarnsystem für andere Krankheiten" zur Verfügung stehen, teilte das Land am Freitag mit und sprach von einer bisherigen Vorreiterrolle Tirols.
Es soll eine Steuerungsgruppe, bestehend aus Vertretern des Landes, der Medizinischen Universität Innsbruck - Gerichtliche Medizin und der tirol kliniken unter Führung des Landes eingerichtet werden, hieß es. "Nach derzeitiger Einschätzung sind dafür nur geringfügige Adaptionen des Systems erforderlich, während für die Tiroler Bevölkerung sowie deren Gesundheit und Sicherheit ein großer Mehrwert generiert wird", erklärte Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP).
Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) konkretisierte indes, welche anderen Krankheiten man mit dem Früherkennungssystem quasi abdecken wolle: "Das betrifft Hepatitis A, Polio oder auch künftige, neu auftretende Krankheitserreger, die über den Darm ausgeschieden werden." Es gehe jedenfalls um den Schutz vor "anderen auftretenden ansteckenden Krankheiten oder epidemiologischen Szenarien" durch ein frühzeitiges landesweites Screening.
Für die Finanzierung des bisherigen Testbetriebes seit Mai 2020 stellte das Land laut eigenen Angaben 950.000 Euro zur Verfügung. Damit würden auch jene Kosten abgedeckt, die am Institut für Gerichtliche Medizin der Med Uni Innsbruck für Analysen angefallen sind. Analytische Grundlage des Abwasser-Monitorings ist die an der Gerichtsmedizin durchgeführte Bestimmung der Virus-RNA-Konzentration im Zulauf von Kläranlagen. Die RNA der Coronaviren gelangt über den Stuhl ins Abwasser. Das epidemiologische Früherkennungssystem des Landes sieht außerdem die laufende Untersuchung von Blutproben am Zentralinstitut für Bluttransfusion und Immunologische Abteilung in Innsbruck auf das Vorliegen von Corona-Antikörpern vor. Im Bundesland wurden mittlerweile insgesamt 47 Messpunkte im Einzugsgebiet von 43 Kläranlagen definiert, wo regelmäßig Proben gezogen werden.