Und so machte sich Delugeau gemeinsam mit dem Osttiroler Designer Bernd Mühlmann auf die Suche nach dem besonderen Bild. „Meine Arbeit ist sehr intuitiv“, gesteht Émilie, die in Arles Fotografie studierte, nach Berlin ging, dort zunächst als Model arbeitete und schließlich eine Postgraduiertenklasse an der renommierten Ostkreuzschule für Fotografie unter der Leitung von Ute Mahler und Robert Lyons absolvierte. „Ich wollte mich mit anderen Fotografen vernetzen und auch meine eigene Arbeit reflektieren“, erzählte Emilie bei einem Artist in Residence-Aufenthalt in Lienz, zu dem im Sommer 2020 die Dolomitenstadt-Redaktion einlud.
Für diesen einwöchigen Aufenthalt hatte sich die Französin ein ganz besonderes Projekt vorgenommen. In Zusammenarbeit mit Designer Mühlmann sollte eine Bildserie entstehen, die auf mehreren Ebenen Osttirolbezug hat und Designermode der Gegenwart mit historischen Erzählungen oder besonderen Orten verknüpft. Das Ergebnis dieser Kooperation ist beeindruckend.
Menschen, deren Kleidung und die Orte an denen sie vor die Kamera treten, verschmelzen unter Émilies Delugeaus Regie zu Gemälden, theatralen Inszenierungen, die in ihrer perfekten Licht- und Raumkomposition tatsächlich an alte Meister erinnern. Der Kunsthistoriker Rudolf Ingruber beschreibt die in Osttirol entstandene Fotoserie als „vielschichtig, komplex, leichtfüßig. Die Bilder erfüllen als Raumprojektionen alle Ansprüche, die man an ein gutes Foto stellen kann. Das Bild in der Schlosskapelle integriert auf wunderbare Weise den gemalten, den realen und den projizierten Raum.“
Ein Gemälde Simon von Taistens im mittelalterlichen Läuteerker ist meisterlich auf eine Raumecke bezogen und neutralisiert diese zugleich. Genau hier lässt Émilie Delugeau ihr Model Marie in einem Outfit von Designer Mühlmann mit dem Ort verschmelzen und zu einem völlig organischen Teil des Bildes werden. In Mühlmann fand Émilie einen kongenialen Modemacher für ihre Osttiroler Bildserie. Der Designer aus dem Villgratental beherrscht wie sie die Kunst der Inszenierung. Visuell puristisch, reduziert auf die stoffliche Essenz seiner edlen Materialien, auf Haptik, Texturen und Schnitte, setzt Mühlmann den Charakter der Träger und Trägerinnen seiner Kreationen subtil in Szene.
So präzise und durchkomponiert Delugeaus analog fotografierte Arbeiten wirken, so spontan ist dennoch ihre Entstehung. „Ich lasse mich gerne im Moment von meiner unmittelbaren Umgebung inspirieren“, sagt Émilie und verweist auf Kultregisseur Jean Luc Godard: „Der Tag fängt an, Godard hat gerade einen Satz in Madame Bovary gelesen – und er bringt diesen Satz an diesem Tag in seinen Film rein. Was kommt, wird eingebaut. Das hat viel mit Bewegung zu tun.“
In dieser kreativen Beweglichkeit trafen sich die Fotografin aus Berlin und der Modemacher aus Osttirol: „Bei Mühlmann, das war sehr spontan. Nach der Auswahl der Kleidungsstücke für das geplante Shooting mit Marie und Benjamin, waren Bernd Mühlmann und ich im Stoffraum. Eine sehr inspirierende Umgebung in der mein spontaner Wunsch entstand, Stoff im Wasser zu fotografieren. Wir wählten einen grünen Stoff, aus dem Mühlmann Blumen schneiderte!“
Und so entstanden am Alten Tristacher See Émilie Delugeaus „Seerosenbilder“, bezaubernde Fotogemälde, in denen man sich verlieren kann. Eines davon bieten wir – in zwei unterschiedlichen Größen – im Dolomitenstadt-Artshop an.
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