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Was darf Kunst und wer entscheidet darüber?

Abbruch der Olala-Show: „Col.lectiu F.R.E.N.E.T.I.C“ meldet sich zu Wort.

Der Abbruch des Auftrittes der Künstlergruppierung „Col.lectiu F.R.E.N.E.T.I.C“ sorgt nicht nur in unserem Forum unter dem entsprechenden Artikel für Diskussionen, sondern auch im privaten Umfeld. Wie bei den meisten Themen gibt es auch hier zwei Seiten der Medaille, weshalb sich die Künstlergruppe selbst an dolomitenstadt.at wandte, um ihre Situation zu schildern. Gleichzeitig bekommt auch die Organisation unter der Leitung von Hans Mutschlechner noch einmal die Gelegenheit, darauf zu reagieren. Ein Versuch, sich der Wahrheit zu nähern, bleibt eben das, was es ist – ein Versuch. Zur Erinnerung: Bei der Abendvorstellung des Olala-Straßenfestivals waren Moderator Christian Hölbling und Organisator Hans Mutschlechner auf die Bühne getreten und haben die laufende Show der Künstlergruppierung „Col.lectiu F.R.E.N.E.T.I.C“ abgebrochen. Es sei nicht das, was versprochen worden war, hieß es von Hans Mutschlechner. Außerdem liege die Performance über der vereinbarten Zeit von 45 Minuten. Die spanische Gruppierung erbat die Gelegenheit, die Show fertig zu performen. Doch später trat auch Hans Mutschlechners Bruder noch einmal auf die Bühne, was die Künstler:innen endgültig dazu veranlasste, ihr Programm zu beenden. Sie fühlten sich bei einem akrobatischen Akt gefährdet.
Das Kunst unterschiedliche Gefühle auslöst ist klar. Von der Künstlergruppierung und der Organisation wurde die Stimmung im Publikum allerdings unterschiedlich interpretiert. Foto: Dolomitenstadt/Wagner
„Unsere Show dauert etwa 60 Minuten, dazu kommt eine 15-minütige Pre-Show, so wie es in unserem Dossier steht“, erklärt Suso Imbernón als Sprecher der Gruppierung gegenüber dolomitenstadt.at. „In den ersten 45 Minuten hatten wir die Unterstützung des Publikums“, so Imbernón weiter. Es habe einzelne Personen gegeben, denen es nicht gefallen habe, doch das sei bei Kunst eben so. Gekippt sei die Stimmung erst, nachdem die Show vom Moderator und Hans Mutschlechner unterbrochen worden war. „Dieses Programm spielen wir erst seit kurzem, aber die Künstler, die Teil davon sind, haben schon mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Festivals auf der ganzen Welt, aber das ist uns noch nie passiert,“ erklärt Imbernón und spricht von Respektlosigkeit gegenüber den Künstler:innen, deren Arbeit und auch gegenüber dem Publikum. Er hätte sich gewünscht, dass man die Gruppe im Vorhinein darauf aufmerksam macht, die Show zu kürzen, anstatt diese dann abrupt zu beenden. „Wir haben ja nicht einmal gewusst worum es geht, weil der Moderator Deutsch gesprochen hat.“ Dieses Argument lässt Hans Mutschlechner nicht so stehen: Die 45 Minuten wären im Vorfeld vereinbart gewesen und während der Show hätte man dem Techniker Bescheid gegeben, dass die Künstler die Show beenden sollen. „Es ist mir ja auch nicht leichtgefallen, sie abbrechen zu müssen“, so Mutschlechner. Zeitlicher Druck, unzufriedene Stimmen aus dem Publikum und von Seiten anderer anwesender Künstler:innen und das heraufziehende Gewitter hätten ihm keine andere Möglichkeit mehr gelassen. Diese Entscheidung habe er gemeinsam mit Moderator Hölbling und einigen Mitgliedern der Olala-Crew getroffen.
Die Entscheidung die Show abzubrechen habe er unter großem Druck getroffen - und es sei nicht seine alleinige Entscheidung gewesen, so Hans Mutschlechner. Foto: Dolomitenstadt/Huber
Zu den Vorwürfen, dass das Programm nicht jenes gewesen sei, das man gebucht habe, meinen die Künstler: „Wir haben besprochen, dass es nicht das Programm ist, das zwei unserer Künstler vor etwa zehn Jahren aufgeführt haben.“ Des weiteren sieht die Künstlergruppierung Unterbrechungen wie diese als Gefahr für die Künstler, die während des Programmes immer wieder in schwindelerregender Höhe turnen: „Jede Ablenkung kann zu einem Unfall führen.“ Auch das weist Mutschlechner entschieden zurück. „In dem Video, das sie mir im Vorfeld geschickt haben, schaut ihre Show ganz anders aus. Seit Mai wurde mir ein Video mit der vollen Version des Auftrittes versprochen, das habe ich nie bekommen. Sonst hätte ich die Show gleich gestrichen.“ Und zu den Gefährdungsvorwürfen: „So gefährlich wie sie sagen, war das nicht.“ Er habe sich auch bei der Gruppierung entschuldigt.
"Zu wenig Akrobatik" für Hans Mutschlechner. "Das was wir versprochen haben", meinen die Künstler. Foto: Dolomitenstadt/Wagner
Trotz der Unannehmlichkeiten und der unterschiedlichen Sichtweisen bedankt sich das „Col.lectiu F.R.E.N.E.T.I.C“ bei allen Zuschauern, die nach der Show zu den Künstlern kamen, um zu gratulieren und auch bei der Olala-Crew, die in jeder Hinsicht immer freundlich gewesen sei. In Lienz würden die Spanier trotz allem gern wieder auftreten, wenn auch nicht unbedingt unter der aktuellen Organisation. Hans Mutschlechner meint abschließend, er werde sich in Zukunft alle Auftritte im Vorhinein ganz genau anschauen, so dass solche Geschehnisse bei den kommenden Olala-Festivals nicht mehr vorkommen. Und: „Es tut mir ehrlich leid für die Gruppe, aber auch für das Publikum und die Olala-Crew.“
-> OLALA 2021
Anna Maria Huber schreibt als freie Autorin nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

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6 Postings

ChriHoelbling
vor 3 Jahren

Als angesprochener Moderator möchte ich die Dinge aus meiner Sicht schildern: Das schlechte Wetter am Freitag war ein Stressfaktor und verzögerte den Beginn schon mal um eine Dreiviertelstunde. Daraufhin spielte die argentinische Band ein verkürztes Set, und ab etwa 21h trat das spanische "Collectiu Frenetic" auf. Das Publikum war sehr geduldig. Nach etwa einer halben Stunde, in der für meine Begriffe nichts Nennenswertes auf der Bühne passierte, sprachen mich etliche BesucherInnen an, weil sie ebenso gelangweilt bzw. verwirrt von der Darbietung waren wie ich. Weder war für mich eine Handlung erkennbar, noch ein tieferer Sinn, noch eine besondere künstlerische Originalität. Die Gruppe sprach in spanischem Englisch über "Temazo" zu einem weitgehend nicht englischsprachigen Publikum. Abgesehen von den sprachlichen Barrieren war wohl niemandem klar, worum es eigentlich ging. Auch mir ist es bis jetzt nicht klar - die Homepage der ominösen Organisation "Save the Temazo", die übrigens nur auf Spanisch existiert, schafft auch keine Klarheit. Als Moderator nahm ich wahr, dass bei Organisatoren und Publikum die Ungeduld und Verärgerung wuchs. Die ersten Buh-Rufe wurden hörbar. In meiner Rolle als Moderator und in Abstimmung mit Hans Mutschlechner moderierte ich also ab, in der Absicht, den Künstlern einen einigermaßen würdevollen Abgang zu ermöglichen, ehe die Stimmung endgültig kippte. Leider nutzte die Gruppe diese Chance nicht und spielte unverdrossen weiter, und zwar großteils im gleichen Stil. Damit hat sie sich meines Erachtens die letzten Sympathien verspielt. Mag sein, dass dieses Programm in Spanien als Performance bei einem speziellen Publikum gut ankommt. Es wird aber einen Grund haben, warum es nur zwei, dreimal im Monat ausschließlich in Spanien gespielt wird. Das Lienzer Publikum, das ich als sehr tolerant einstufe, wurde jedenfalls extrem strapaziert. Sehr bitter, dass durch diese überlange Vorstellung die folgenden ArtistInnen im wahrsten Sinn "absoffen". Der phantastische Diavolokünstler ging unter, die Balletttänzerinnen tanzten an der Turmmauer bereits im strömenden Regen. Als Künstler tun mir solche Vorstellungen körperlich weh, und auch ich hatte als Moderator noch nie so eine Situation. Ich meine aber, hier geht es nicht primär um die Beschneidung künstlerischer Freiheit, sondern um den Umstand, dass dieses "Temazo"-Programm einfach nicht gelungen ist und somit den ganzen Abend ruiniert hat. Die Gruppe hat das offenbar nicht realisiert und wird dennoch - darauf könnt ihr euch verlassen - den Abend in ihren Kanälen als vollen Erfolg vermarkten - in Bild, Video und Text. Bereits am nächsten Tag wurde die Veranstaltung mit den schönsten Fotos vom Olala auf der Instagram-Seite der Gruppe als gelungen gefeiert. Für den Veranstalter heißt das wohl, in Zukunft noch genauer zu schauen, was man einkauft. Man soll aber nicht vergessen, dass das Olala 2021 unter Ausnahmebedingungen stattfand. Denn auf der Straße kann man weitergehen, wenn es einem nicht gefällt, aber in einer gemischten Show und mit der Bedrohung eines starken Gewitters herrschen andere Regeln. Insofern scheint mir der Abbruch, auch wenn er sehr unangenehm war, vertretbar.

 
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so ist es vielleicht
vor 3 Jahren

Dass sich der Hans Mutschlechner das "antut", ist nur seinem Enthusiasmus zu danken. Olala steht und fällt mit ihm, sehr viel Aufwand, relativ wenig Dank, wie das halt oft so ist... Grundlos wird er's nicht abgebrochen haben!

 
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Luna9
vor 3 Jahren

Wenn auch nicht alle mit der Darbietung zufrieden waren..Olala 2021 hat stattgefunden, oder?

 
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bergisel
vor 3 Jahren

„So gefährlich wie sie sagen, war das nicht.“ - Was für eine Untertreibung. Die Show auf diese Weise zu unterbrechen während die Trapezakrobatin gerade schwingt war grob fahrlässig. Die Gruppe hat in ihrerer Aufführung eine Kamera verwendet (und wahrscheinlich gefilmt!), wäre interessant was auf einem Video zu sehen ist.

Aufgefallen ist mir, dass die Organisation dieses Jahr allgemein stark nachgelassen hat.

 
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    Bewohner
    vor 3 Jahren

    "Aufgefallen ist mir, dass die Organisation dieses Jahr allgemein stark nachgelassen hat." Dann bitte bergisel, treten Sie auf die Bühne und lassen Sie Ihre Verbesserungswünsche uns wissen? Eigentlich kann ich es schon gar nicht mehr hören, aber "in Zeiten wie diesen" muss man froh sein, dass sich Menschen dafür einsetzen etwas für die Region zu veranstalten. Sicher trifft man nicht immer jeden Geschmack, und jedes Jahr die Gänseparade oder Herr Frosch sind doch auch langweilig. Es ist als Organisator nicht einfach allen alles Recht zu machen, und da spreche ich aus Erfahrung. Darum bergisel, Bühne frei für Ihre Ideen .

     
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Klettermaxi
vor 3 Jahren

Aufgrund der derzeitigen Situation ist es den Veranstaltern zu danken, dass sie sich für Bewegung in unserem wunderschönen Stadtl einsetzen und Großes (der Denker) auf die Beine stellen, bzw setzen. Was ich jedoch sehr bedauere, dass im Gegensatz zu den Anfängen, keine skurrilen, staunenswerten, lustigen und hervorragenden Artisten, Schauspieler und Darsteller in allen Ecken, Gässchen und Plätzen unserer City sich tummeln und präsentieren können. Jeder Stadtbesucher konnte dort verweilen, wo es ihm gerade guttat. Trotzdem wird der Veranstalter seine berechtigten Gründe gehabt haben, abzubrechen. Lienz und Olala sind eine Coproduktion und es sollte der Spaß an der Sache im Vordergrund bleiben. Manchmal ein Auge zudrücken, tut auch nicht weh...oder?

 
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