Die Dorfstraße in Tristach hat sich bis heute ihren dörflichen Charakter erhalten. Der Winkel mit der Nummer 28 ist neuerdings um einen edlen Stein reicher geworden. Ein mannshoher, ungeschliffener Serpentin weist zum Eingang der „Galerie Lorenz“, die sich seit dem Vorjahr in den ehemaligen Stallgewölben des „Schuß“- Hofes befindet. Der Maler und Bildhauer Leonard Lorenz verbrachte hier in bescheidenen bäuerlichen Verhältnissen seine Kindheit und Jugend, bis ihn seine künstlerischen Fähigkeiten in jene Welt trugen, wo die Bahn für den inneren Drang nach Entfaltung und Gestaltung frei war. „Wer nie fortgeht, findet nie heim.“ Leonard Lorenz weiß, wo seine Wurzeln verankert sind und kehrt aus Bayern immer wieder in sein Heimatdorf Tristach zurück.
Bürgermeister Markus Einhauer erzählte bei der Vernissage in seiner kurzen Ansprache vom „Schußen Lenz“ und von dessen Ruabn-Acker, wo das Ruabn-Stehlen halt gar so lustig war. Rüben gibt es jetzt keine mehr, dafür beeindruckende Aquarelle, Gemälde und Skulpturen. Sie alle nennt Sammler Reinhold Koller aus Tristach sein Eigen. Für die diesjährige Ausstellung hat er sie zur Verfügung gestellt. „Andere kaufen sich eine Liegenschaft, ich kaufe die Kunst meines Freundes.“
In seinem Eigenheim kann er sich dank der erworbenen Werke „Den Himmel höher hängen“, es mit poetischen Bildern in „Schwingung“ versetzen, die Alpenblumen als Kleinode der Natur in seinen vier Wänden zum Blühen bringen, ersinnen, was wohl hinter dem „Bösen Spiel“ stecken mag oder mit dem „Feuervogel“ in Dialog treten und mit ihm „Auf Reisen“ gehen. Die so benannten Aquarelle und Gemälde geben Einblick in das themenreiche malerische Schaffen des Künstlers. Skulpturen mit beeindruckender Aussagekraft gesellen sich dazu und verdienen eingehende Betrachtung.
Leonard Lorenz spürt dem vertieften Bewusstseinsraum und dem Universum in jedem Menschen nach, vereint Kraft und Farbe und gibt Inhalten eine Form. Entschlossen steuert er gegen die Tendenz, dass Menschen im Leben ein funktionales Ding sein müssen. „Wenn der Geist nicht das Wölfische beherrscht, sondern der Wolf das Geistige, dann kommt der Mensch in des Teufelsküche“, denkt er beklemmend über das weltweit egozentrische Verhalten, da unsere virtuelle und digitale Welt dies befeuert und - beschleunigt durch den Faktor Zeit - die Chance zur inneren Entfaltung erschwert. Nie will er aufhören, philosophische Fragen zu stellen und mögliche Antworten darauf zu suchen. Was die ureigene Welt ausstrahlt, soll in den Bildern festgehalten sein, soll „Aufwind“ geben dem, der sie betrachtet.
Am Eingang zum Gewölbe wacht als bronzenes Prachtstück die Büste des Sammlers Reinhold Koller. Daneben hatte er sich bei der Eröffnung in persona mit seinem Akkordeon platziert, um gemeinsam mit dem Querflötisten Luca Dallavia eine Intrada aus dem 16. Jahrhundert zu spielen. Anschließend stimmten die gediegene Filmmusik „Gabriels Oboe“ von Ennio Morricone und ein Allegro von Mozart die Ausstellungsbesucher - umgeben vom ruhigen Flair des Gartens - auf den Kunstgenuss ein. „Mozart macht den Himmel auf“, meinte Leonard Lorenz, der zu denen gehört, die das Staunen noch nicht verlernt haben.
Die Ausstellung ist bis Ende August donnerstags, freitags, samstags von 15:00 bis 19:00 Uhr und sonntags von 10:00 bis 12:30 Uhr geöffnet.
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