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Kommt eine Kletterhalle in Lienz oder Debant?

Ein Vorstoß von TVBO-Obmann Franz Theurl bringt Schwung in eine alte Debatte.

TVBO-Vollversammlung am Montag, 31. Mai, im Gemeindesaal von Nußdorf-Debant. Obmann Franz Theurl beamt eine ganze Reihe von geplanten Vorhaben an die Wand, darunter – fast beiläufig – auch eine ziemlich spektakuläre Kletterhalle an der Drau in Lienz. Langjährigen Dolomitenstadt-Lesern wird das Projekt nicht ganz fremd sein, wir haben etwas ganz Ähnliches in redaktioneller Eigenregie schon 2014 von Designer Lukas Jungmann entwerfen lassen, eigentlich als nicht ganz ernst gemeinte Vision für den Sportstandort Lienz.

Und siehe da: jetzt liegt ein realer Entwurf auf dem Tisch, der wieder auf dem Zeichentisch von Jungmann und dessen Designbüro Aberjung entstand. „Es ist nach wie vor eine Vision,“ betont der Designer, der das Konzept mit seinem Vater, Architekt Peter Jungmann entwickelt hat. Ganz offizieller Auftraggeber ist diesmal allerdings der TVB Osttirol, der das Projekt forciert, weil eine Kletterhalle im 2015 erstellten Strategiepapier von Kohl & Partner für die Destination Osttirol ganz oben stand. Der Standort auf Höhe des Jugendzentrums in Sichtweite des Lienzer Schwimmbades und direkt am Radweg ist schon lange im Gespräch.

So könnte eine künftige Kletterhalle an der Drau in Lienz aussehen. Gut erkennbar ist die relativ große Gastronomie. Visualisierung: Aberjung
Das Projekt hätte in der vorgelegten Form auch einen Zugang vom Wasser. Visualisierung: Aberjung

„Schon 2013 äußerte der Lienzer Gemeinderat sein Wohlwollen. Zudem wurde bereits eine Fläche in Aussicht gestellt, woraufhin in den letzten Jahren Pläne ausgearbeitet wurden. Der Bedarf ist schon alleine durch die rund 2.000 Mitglieder der Lienzer Alpenvereinssektion gegeben“, unterstreicht Theurl und liefert damit ein Stichwort.

Ausgerechnet der Alpenverein, auf den sich Theurl beruft, ist mit dem Projekt nämlich gar nicht glücklich. Im Gegenteil. Die Bergfreunde haben ein eigenes Projekt im Köcher, das gemeinsam mit Kletterlegende und Nationaltrainer Reinhold Scherer entworfen wurde. Der Bruder des Obertilliacher Bürgermeisters zeichnete auch für das Konzept des Kletterzentrums in Innsbruck verantwortlich und gilt als absoluter Spezialist. Sein Projekt will der Alpenverein in den nächsten Wochen Landeshauptmann Günther Platter vorlegen. Das Land wird nämlich nicht nur von Franz Theurl sondern auch vom Alpenverein als einer der Hauptzahler dieser Sporteinrichtung ins Auge gefasst.

Damit hat wohl nicht nur ein Wettlauf um das Geld begonnen. Auch die Standortfrage und das Betreiberkonzept wird von beiden „Lagern“ völlig unterschiedlich eingeschätzt. Franz Theurl ist auf das Drauufer fixiert. Schaut man sich das Konzept näher an, dann ist die TVBO-Kletterhallen-Version eine Art Hybrid, mit relativ großem Gastrobereich und Kajak-Landeplatz, offenbar auch mit einem Auge auf die Radler, die hier im Sommer in Scharen vorbeikommen.

„Ganz nett“, urteilt Lisi Steurer, Top-Klettererin und im Vorstand des lokalen Alpenvereins, „aber an unseren Bedürfnissen vorbeigeplant. Das kann nur jemand betreiben, der auf die Gastronomie setzt, das ist ein Kaffeehaus mit Kletterwand und obendrein nur für den Indoorbetrieb geeignet.“ Die Alpenvereins-Kletterer wollen aber mehr. Steurer: „Wir planen auch einen Außenbereich, also die Möglichkeit, im Freien zu klettern und einen ausreichend großen Zuschauerraum, um wettkampftauglich zu sein.“ Wettkampftauglichkeit hat Theurls Vorschlag aus der Sicht des Alpenvereins nicht. Steurer: „Mit Blick auf eine mögliche Bundes-Sportstättenförderung wäre das aber wichtig“.

Steurer und der Osttiroler AV-Obmann Marco Holzer halten aus mehreren Gründen den „Zwickel“ an der Drau für einen ungeeigneten Standort und schließen aus, dass der Alpenverein beim vorgelegten TVBO-Projekt als Betreiber auftritt. Franz Theurl bleibt davon unbeeindruckt. Es gebe auch andere Betreibervarianten. Schon vor Jahren trat Jurai Oles, Eigentümer von Dolomitenhütte und  Bad Jungbrunn, als möglicher Betreiber einer Kletterhalle auf den Plan. Theurl kalkuliert mit 4,5 Millionen Euro für das TVBO-Projekt und wünscht sich eine Drittelfinanzierung gemeinsam mit Land und Bund. Beim Standort bleibt er hart: „Der Standort wäre durch die Anbindung an die Sportanlagen der Stadt Lienz ideal. Wenn es in Lienz nicht klappt, dann bauen wir nicht.“

Das bekannt schlechte bzw. gar nicht vorhandene Gesprächsklima zwischen Theurl und der Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik lässt auch bei diesem Standortdilemma wenig Hoffnung auf eine konstruktive und gemeinschaftliche Lösung aufkommen. Aus Sicht von Theurl verhindert ausgerechnet Blanik eine Lienz-Halle und mache sich hinter den Kulissen für einen Standort in Debant stark. Die angesprochene Bürgermeisterin will gegenüber Dolomitenstadt überhaupt nichts sagen: „Kein Kommentar.“ Schon die Erwähnung des Namens Theurl löst bei Blanik eine allergische Reaktion aus. Also fragen wir beim Debanter Bürgermeister Andreas Pfurner nach. Der tut so, als ob er nicht viel wüsste und will jedenfalls nichts sagen, auch nicht über kolportierte Gespräche im Planungsverband Lienzer Talboden. Immerhin gab uns Pfurner den Tipp, beim Alpenverein nachzufragen.

Dort löst sich auch das Rätsel um die Standortfrage: „Bürgermeister Pfurner hat uns ein Grundstück zugesagt, falls wir die Finanzierung für unser Projekt zustandebringen,“ erklären Lisi Steurer und Marco Holzer. Damit sind die Karten für einen Kletterhallenbau gemischt. Wer am Ende die besseren Trümpfe aus dem Talon zieht, wird sich zeigen. Manchmal freut sich, wenn sich zwei streiten, bekanntlich der Dritte. Und der könnte in Matrei sitzen, wo auch recht viel geklettert wird.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

7 Postings

Kurgan
vor 3 Jahren

Gut, ich sehe ein, dass sich viele eine Kletterhalle wünschen. Aber warum muss ein toursitisches Großprojekt sein?

Wieviele Menschen können darin gleichzeitig klettern? Nutzen es die heimischen Kletterer auch dann noch, wenn sie schon mehrfach geklettert sind?

Ich persönlich fände es besser, wenn die Touristiker eine Reihe an Boulderparcours schaffen und die Kletterhalle Privaten überlassen.

Wobei: Von Theurl hört man solche Sachen eh immer nur vor TVBO-Wahlen, oder, wie eben jetzt, vor der Gemeinderatswahl.😀

 
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Barbara Schusteritsch
vor 3 Jahren

Einmal mehr sieht man an dem mittlerweile jahrelangem Projekt "Kletterhalle", dass es am Zusammenhalt und der Zusammenarbeit gewisser Entscheidungsträger in Osttirol wirklich mangelt.

Anstatt den Profis die Planung der schon längst überfälligen Kletterhalle zu überlassen und bei der Finanzierung und Umsetzung gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um den Kindern, Jugendlichen, dem AV, den Klettersportlern (und denen, die es noch werden wollen) von nah und fern , einen Kletterhalle zu bieten, wird hier in üblicher Osttirol-Manier gegeneinander gearbeitet, so dass am Ende wieder niemand etwas davon hat und es in 100 Jahren in "Osttirol - dein Bergtirol" keine Kletterhalle gibt :( es ist wirklich zum Schämen!!!

So schwer wäre es doch nicht, den Fachleuten die Planung zu überlassen und gemeinsam eine supercoole Kletterhalle entstehen zu lassen.

Doch dafür müsste man Osttirol als ein einzigartiges, grosses, gemeinsames WIR sehen...

 
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genaugenommen
vor 3 Jahren

die aussenkletterwand sollte vom gastgarten aus sichtbar sein.

 
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gnom
vor 3 Jahren

Ich hoffe doch sehr dass man dieses Projekt den Profis (sprich Alpenverein) überlässt. Da gibt es einen Vorstand der wirklich Ahnung hat, was Klettern und Bouldern betrifft. Und was noch wichtiger ist: sie kennen die Bedürfnisse der Klientel die diese Halle besuchen wird. Ob es dafür eine große Gastronomie braucht wage ich zu bezweifeln. Ob der Standort in Lienz oder Debant ist, ist denk ich zweitrangig. Was wurde eigentlich aus der vielgepriesenen Kletterwand die der TVBO vor einigen Jahren so gepriesen hat und die in Mitteleuropa von Stadt zu Stadt reisen sollte und angeblich unbezahlbare Werbung für Lienz hätte bringen sollen? 🤔🤔🤔 Ich drücke dem Lienzer Alpenverein die Daumen dass dieses Profekt gelingen möge!!!

 
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Berta B
vor 3 Jahren

....ja,ja....und da ist es wieder das immer wieder diskutierte Thema "Lienz braucht auch eine Kletterhalle".....mittlerweile gar nicht mehr so notwendig wie noch vor 10 oder 15 Jahren - hat doch eh schon bald jedes Örtchen sein gut ausgestattetes "Boulderkämmerchen"....wenn man aber ernsthaft vor hat dies zu realisieren wären Tipps von EXPERTEN (AV) dringend nötig.......

 
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presidente
vor 3 Jahren

Als Alpenvereinsobmann der Sektion Lienz ist es mir ein Anliegen in dieser Angelegenheit Klarheit zu schaffen. Ich werde diese Klarheit allerdings nicht in diesem Forum diskutieren. Daher bitte ich ich, bei wirklichem Intersse, mich persönlich zu kontaktieren. Holzer Marco (Obmann Alpenverein Lienz)

 
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bergfex
vor 3 Jahren

Theurl, bleib bei deinen Leisten und lass die machen, die davon etwas mehr verstehen als du.

 
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