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Heftige Kritik an Aus für Tiroler Kindertherapiezentren

Die Opposition schießt sich auf Soziallandesrätin Fischer ein und fordert ein Konzept.

In Tirol sorgt das Aus für die beiden Therapiezentren für Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen, „Eule“ und „forKids“, weiter für Aufregung. Die Einrichtungen, in denen derzeit rund 1.300 Klienten betreut werden, sollen laut schwarz-grüner Landesregierung in den niedergelassenen Therapeuten-Bereich überführt und die Betreuung künftig wohnortnah erfolgen. Der Grund sollen – vor allem bei der „Eule“ – teils hohe Verluste sein. Die Therapeuten der beiden Institutionen sollen ihre Kinder weiterhin betreuen können, hatte zuletzt Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) betont und intensive Gespräche angekündigt. Ein „Netzwerk“ soll geschaffen werden. Träger des gemeinnützigen Vereins „Eule“ ist der Verein Lebenshilfe Tirol. Laut Land habe sich der Träger aus dem Bereich zurückziehen wollen und einen Schlussstrich gezogen, auch von finanziellen Unstimmigkeiten war die Rede. Land und Lebenshilfe hätten die Abgänge nicht mehr länger finanzieren wollen. Die „Eule“ ist in acht Tiroler Bezirken vertreten, „for Kids“ nur im Bezirk Kitzbühel.
Die Therapieangebote für Kinder sollen in Tirol neu organisiert und alle bisherigen Zentren geschlossen werden. Foto: EULE

Opposition fordert Konzept und finanzielle Hilfe

Die Schließung der beiden Einrichtungen führte zu scharfer Kritik – nicht nur der landespolitischen Opposition. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) sorgte sich zuletzt um die Betreuung der 1.300 Klienten, weil eine bedarfsgerechte Therapie in spezialisierten Zentren sinnvoll sei. Laut Tirols ÖGK-Leiter Arno Melitopulos-Daum gebe es in der „Peripherie ohnehin einen Mangel an Therapeuten.“ Außerdem gehe es auch um die soziale Dimension. Fritz-Mandatar Markus Sint schoss sich auf Grünen-Landesrätin Fischer ein: „Ihre Politik ist absolut planlos, wenn sie zuerst vorhandene, notwendige und funktionierende Kindertherapiezentren zusperren lässt, bevor sie einen menschlich und fachlich gleichwertigen Ersatz anbieten kann. Es sind 1.320 Kinder und ihre Familien betroffen.“ Die Kindertherapiezentren würden einen angemessenen Tarif brauchen, die Landesregierung müsse daher die notwendige Tariferhöhung von derzeit rund 70 Euro auf künftig 90 Euro umsetzen. „Damit können die Zentren dann kostendeckend arbeiten. Diesen Tarif hat die Landesregierung seit zehn Jahren nicht mehr erhöht“, so Sint. Die Regierung um Landeshauptmann Platter könne sich nicht aus der Verantwortung nehmen. NEOS-Klubchef Dominik Oberhofer sieht Fischer jetzt gefordert: „Sie muss sofort ein schlüssiges Konzept vorlegen, sonst ist sie als Soziallandesrätin rücktrittsreif.“
Liste Fritz-Mandatar Markus Sint sieht Landesrätin Gabriele Fischer „auf einem politischen und sozialen Irrweg.“ Foto: EXPA/Groder
Die FPÖ fordert eine sofortige finanzielle Hilfe für „forKids“ und „Eule“. „Ich bin erschüttert, es ist eine riesengroße Sauerei, wenn Kinder mit Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten die finanziellen Engpässe einer absolut verfehlten Corona-Politik austragen müssen“, erklärte Behindertensprecher Alexander Gamper und kündigte einen Dringlichkeitsantrag im kommenden Landtag an. Auch die SPÖ Tirol will eine entsprechende Initiative im kommenden Landtag einbringen. SPÖ-Chef Georg Dornauer kritisierte Fischer und Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) für ihre „Untätigkeit“ und forderte sie zum Handeln auf. „Bei den Kindern und Jugendlichen den Sparstift anzusetzen, ist aus meiner Sicht politisch und moralisch inakzeptabel. Ich fordere Landeshauptmann Günther Platter dazu auf, dem chaotischen Treiben im Sozial-Ressort auf Kosten der Betroffenen ein Ende zu setzen und sich klar zum Therapiezentrum Eule zu bekennen“, so Dornauer.

Grüne kontern Kritik

Grünen-Behindertensprecherin Stephanie Jicha stärkt Gabriele Fischer den Rücken und kontert die Kritik der Opposition: „Hier wird Politik auf dem Rücken der Kinder anstatt für die Kinder betrieben.“ Was die Grüne Abgeordnete besonders ärgert, seien falsch gestreute Informationen. Es sei falsch, dass 100 MitarbeiterInnen ihren Job verlieren und 1.300 Kinder therapeutisch im Regen stehen werden. „Der Großteil der MitarbeiterInnen, die als Therapeuten bei der 'Eule' angestellt sind, werden dabei unterstützt, als selbständige Therapeuten direkt mit dem Land abzurechnen. Es war die Entscheidung der 'Eule' selbst, das Angebot des Landes nicht anzunehmen. Die ausgestreckte Hand wurde ausgeschlagen“, so Jicha, die sich vom Umstrukturierungsprozess „eine Verbesserung im Therapieangebot“ verspricht: „Denn mit der 'Eule' gab es auch viel Unzufriedenheit und immer wieder Kritik. Seit dem sehr kritischen Landesrechnungshofbericht 2011 hat sich hier wenig geändert“, so Jicha.

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