„Ich möchte einem Freund die Hand geben können“
Sprengelarzt Peter Zanier über ein Jahr Covid, die Rolle von Gernot Walder und die Zeit danach.
Vor einem Jahr ist in Innsbruck erstmals in Tirol das Corona-Virus aufgetaucht. Was empfindest du, wenn du zurückblickst? Hast du dir auch nur ansatzweise vorstellen können, was da auf uns zukommt?
Nein, das konnte man sich nicht vorstellen. Wir hatten in Osttirol ja sogar noch eher gute Karten. Als der erste Lockdown verhängt wurde, am 16. März, hat uns Gernot Walder angeboten, dass er uns über das Virus aufklärt und uns einschult. Wir hatten fachlich ja überhaupt keine Ahnung, was da auf uns zukommt. Das war uns eine echte Hilfe. Damals im ersten Lockdown wurden PCR-Proben in Nordtirol alle nach Innsbruck geschickt, die Auswertung dauerte vier Tage. Wir in Osttirol haben von Gernot Walder die Auswertung innerhalb von 24 Stunden bekommen. Das war auch für das BKH sehr relevant, weil isolierte Patienten nach 24 Stunden wieder aus der aufwändigen und belastenden Isolation befreit werden konnten.
Hattest du selbst Angst?
Wie es losgegangen ist, war das für uns Hausärzte schlimm, weil wir ja gewohnt sind, Kontakt zu den Patienten und auch zu deren Angehörigen zu halten. Das war ein mulmiges Gefühl. Wir hatten keine Schutzausrüstung und nicht nur Angst, uns selbst anzustecken, sondern es gab das Risiko, dass wir das Virus weiterverbreiten. Was machst du da ohne Schutzausrüstung bei einer Visite? Das war ungut.
Wie hat sich denn die Pandemie konkret auf deine Ordination ausgewirkt?
Natürlich hat sich die Patientenzahl stark reduziert, Patienten ordern Rezepte telefonisch, auch Krankenstandsmeldungen werden per Telefon abgewickelt. Der Kontakt nimmt erst seit zwei Wochen wieder etwas zu. Die Leute sind des Lockdowns müde, kommen wieder mehr, ich merke, dass ich wieder mehr Patientenkontakt habe. Ich selbst fühle mich geschützt, FFP2-Maske, Handschuhe etc. – ich habe auch Covid-Patienten behandelt und es gab keine Probleme. Mittlerweile sind wir auch geimpft, wir gehen ja im Altenheim aus und ein. Generell muss man sagen, es war und ist immer noch eine sehr belastende Zeit, beispielsweise auch für die Amtsärztinnen. Nach wie vor koordinieren wir uns wöchentlich in virtuellen Meetings mit der BH Lienz.
Hast du Patienten durch das Virus verloren?
Ja. Leider. Man muss dazu sagen, dass diese Patienten alle über 80 Jahre alt waren. Unter jüngeren Patienten, vor allem solchen mit Risikofaktoren, gab es einige schwere Verläufe aber zum Glück keine Todesfälle. Es war also gut, in den Altenheimen zu impfen und jetzt die 80-Jährigen zu impfen. Die vulnerablen Patienten mit einer Impfung zu schützen, ist ein großer Schritt auf dem Weg zu einem Leben mit dem Virus.
Als klassischer Hausarzt hast du das Ohr am Herz der Patienten. Wie ist denn aus deiner Sicht die Stimmung derzeit?
Die Stimmung ist so, dass die Leute nicht mehr mögen. Sie verstehen die immer wieder neuen Strategien nicht. Man merkt, dass viele auch psychisch angeschlagen sind. Jeder Mensch braucht soziale Kontakte und derzeit treten vermehrt auch psychische Probleme auf, etwa Angststörungen. Es gibt Patienten, die so große Angst haben, dass sie gar nicht mehr vor die Türe gehen. Das wird uns sicher noch beschäftigen.
Wie findest du die Maßnahmen, die im Bezirk getroffen wurden? Im Sommer haben wir uns als Insel der Seligen verkauft und plötzlich hatten wir die höchste Inzidenz im Bundesland.
Ich seh das so: Der Osttiroler drängt nach draußen, der will sich bewegen. Dann kam auch noch der große Schnee, bei dem massiv Nachbarschaftshilfe geleistet wurde und auch Arbeiter von außen angeheuert wurden, die natürlich beim Schaufeln keinen Mundschutz trugen. Man kann generell das soziale Leben auf dem Land nicht mit einem Gemeindebau in der Großstadt vergleichen. Und das hat Auswirkungen.
Du bist geimpft. Wie bist du als niedergelassener Arzt in die generelle Impfstrategie eingebunden? Gibt es überhaupt eine solche Strategie?
Es gibt ein Strategiepapier. Aber in der Realität weiß niemand, wieviel Impfstoff anrollen wird und welcher Impfstoff. Es gibt noch keinen Kontakt mit uns. Null. Nehmen wir an, 600 Leute melden sich über das Internet zu einer Impfung bei mir an. Ich weiß aber nicht, welcher Impfstoff kommt. Krieg ich 50 Astra-Zeneca, dann kann ich nur unter 65-Jährige impfen. Krieg ich den Stoff von Pfizer, hält der nur 5 Tage in meinem Kühlschrank. Der kommt also hoffentlich an einem Montag. Und das nächste Problem: Ich muss Patienten nach der Impfung 15 Minuten überwachen, Allergiker sogar 30 Minuten. Und ich muss zwei Meter Abstand einhalten. Aus einem Fläschchen von Moderna, das – einmal geöffnet – binnen 30 Minuten verimpft werden sollte, gehen zehn Impfungen raus. Wo bring ich die zehn Leute unter? Und ich rede noch gar nicht von der Organisation der Zweitimpfung. Das ist wirklich ein logistisches Problem. Im Herbst wird das Ganze aber wahrscheinlich Geschichte sein, weil dann Totimpfstoffe kommen, mit denen man umgehen kann wie mit einer Grippeimpfung.
Du als Hausarzt und Praktiker der Alltagserkrankungen, wie sieht du eine sinnvolle Zukunft im Umgang mit dem Virus?
Man wird mit dieser Krankheit so umgehen müssen, wie mit anderen ansteckenden Krankheiten eben auch. Noch ist das Problem, dass es keine Therapie, keine Behandlungsmethode dagegen gibt. Aber auch das wird kommen. Dann kann man eine Impfung und eine Behandlung anbieten, dann ist die ganze Sache beherrschbar. Wenn man es jetzt schafft, die älteren, vulnerablen Personen zu impfen und im Herbst die neuen, unkomplizierteren Impfstoffe kommen, dann wird das beherrschbar sein.
Wenn einfachere Impfmöglichkeiten und Behandlungsmethoden da sind, ist es einfach ein Virus von vielen?
Noch ist es das nicht, aber so wird es kommen.
Könnte es sein, dass wir dennoch unser soziales Verhalten verändern?
Das ist zu befürchten. Ich möchte es nicht. Ich möchte einem Freund wieder die Hand geben können.
Kehren wir abschließend noch einmal zum Thema Walder zurück, das derzeit ja sehr emotional diskutiert wird. Durch diesen Experten haben wir in Osttirol eine überdurchschnittlich gute Laborausstattung für einen Bezirk in Randlage. Ein klarer Vorteil?
Absolut. Der Großteil meiner Kollegen und Kolleginnen unterstützt Gernot Walder und schätzt ihn sehr. Wir haben auch beschlossen bei der Gebietskrankenkasse zu beantragen, dass er einen Kassenvertrag für sein mikrobiologisches Labor bekommt. Er macht ja nicht nur Covid-PCR-Untersuchungen, es gibt ja noch andere Tierchen, die uns an den Kragen wollen. Vieles ist gut behandelbar, aber man muss es dazu erst diagnostizieren.
Von Gernot Walder erhalte ich nicht nur ein positives oder negatives Laborergebnis, sondern auch eine profunde Interpretation. Wie hoch ist die Bakterien- oder Virenlast? Was kann das bewirken? Das ist zum Beispiel ganz entscheidend bei Borrelien. Und Gernot ist immer erreichbar. Ich habe immer wieder Fragen an ihn und die beantwortet er immer kompetent und rasch. Das ist gerade für Osttirol sehr wichtig. Denken wir an die jüngsten Unwetter. Da hab ich keine Möglichkeit, etwas nach Innsbruck zu schicken, aber der Walder ist da wenn man ihn braucht. Leider nicht mehr im Krankenhaus Lienz – was ich und viele meiner Kollegen sehr bedauern. Wir können nicht nachvollziehen, wie ein Krankenhaus auf einen so kompetenten und motivierten Spezialisten – der noch dazu aus Osttirol kommt – einfach verzichten kann.
27 Postings
danke peter, toller beitrag. vielleicht meldet sich bgm blanik deshalb nicht weil sie sich noch von der impfung erholen muß.
Meinem Posting möchte ich hinzufügen, dass es bei Dr. Walder nicht nur um einen ausgezeichneten Facharzt, sondern auch um einen Arbeitgeber mit 30 Beschäftigten geht. Bei jeder Wahl versichern unsere Politiker Arbeitsplätze zu schaffen. Was mach Herr Köll ? Stellt er Arbeitsplätze zur Verfügung ? Mir ist nichts Derartiges bekannt ! Schade, dass solche Menschen über andere Macht ausüben dürfen !!
Es geht nicht um private Befindlichkeiten, oder ob die "Chemie" stimmt, oder nicht, es geht auch nicht um politisches Palzen wie ein Auerhahn oder Hirsch, es geht um die Gesundheit und Forschung zum Wohle der Bürger! Auch das sollte das Lienzer BKH incl. Häuptlingen u.a. Abgehobenen verstanden werden! Wenn man will, ist das gar nicht so schwer!
Danke Peter! Vielleicht äussern sich noch mehr Ärzte positiv zum Thema Dr.Walder. Es muss nicht jeder mit jedem können,doch was hier vor sich geht erschüttert mich zutiefst.Das man mit aller Macht versucht einen ausgezeichneten Arzt so abzuwerten finde ich unterste Schublade.Er hat das Wissen mit dem er uns durch diese Zeit führt. Ich hoffe von ganzem en,dass sich alles zum Guten wendet und Dr.Walder uns mit seinem Fachwissen weiterhin zur Seite steht.
Top Hintergrundbericht eines praktischen Arztes als Anwender der Impfstoffe und der teils recht schwierige Umgang damit ! Ausserdem beleuchtet er sehr gut die wichtige Rolle des Virologen Dr. Walder in Osttirol.Kein Wort vom schwierigen Umgang mit ihm. Habe von mehreren Ärzten gehört das die alle gut miteinander können . Vielleicht ist man im BKH zu abgehoben? Nicht auf gleicher Ebene unterwegs. Ausserdem steigen die Zahlen wieder ordentlich an. Daher habe ich kein Verständnis dafür das man einen Topmann nicht richtig arbeiten lässt. Ja ihn sogar noch kaltstellen will, auf Kosten unserer Gesundheit.
Politik raus aus der Medizin.
Und das nicht nur im Bezirk, sondern Landes- und Bundesweit.
Wie hier Dr. Zanier erklärt, unterstützt die meiste hier ansässige Ärzteschaft Dr. Walder wegen seiner Verlässlichkeit und seinem Fachwissen. Wie soll dies nun jemand verstehen, dass dessen Fachwissen im heimischen BKH nicht mehr gefragt ist ? Hier muss man sich schon fragen, ob jemand sich mit Herrn Köll anfreunden soll, um im BKH etwas zu gelten ? Wenn dies so sein sollte, dann sind wir dort, wo Speichellecker gefragt sind und das Sagen haben. Meiner Meinung nach typisch für öffentliche Institutionen ! Dies ist traurig aber wahr !! Warum die restlichen GemeindevertreterInnen dies mittragen ist entweder Clubzwang oder es interessiert diese nicht was hier geschehen ist.
so stell ich mir ein statement vor. danke herrDr.Zanier für ihren einsatz für Walder Gernot
Danke Herr Dr. Zanier für die ehrliche Einschätzung der Sachlage Dr. Walder. Kaum jemand in Osttirol kann das Handeln des BKHes Lienz (allen voran Bgm. Köll) verstehen. Wie kann man nur auf so einen kompetenten und motivierten Spezialisten – der noch dazu aus Osttirol kommt – einfach verzichten kann.
Dr. Zanier
Danke
Sehr geehrter Herr Dr. Zanier. Herzlichen Dank für Ihre klaren und ehrlichen Worte. Es ist auch interessant zu erfahren mit welchen Hinternissen Hausärzte in dieser Pandemie zu kämfen haben! Ich finde es auch sehr schade, dass sich die Lienzer Bürgermeisterin bis dato zur Causa Waldner vs. Köll nicht geäußert hat. Vielleicht ist sie etwas befangen, da sie ja auch mit (durch) Herrn Köll in Matrei zu einer frühzeitigen Covid Impfung gekommen ist.
Liebe Landsleute, ein Trauerspiel Trump, Köll, Tilg, Geisler, Platter und die Bürgermeister haben wieder "alles richtig gemacht". Gratulation Dr. P. Zanier, wenigsten traut sich einer, und spricht dem Dr. Walder ein sehr positives Zeugnis aus, dass er immer und zu jeder Tageszeit erreichbar war, auch für das BKH. Wie kann man nur so dumm sein so einen fähigen Mann zu entlassen. Nun kommt der Bumerang für Köll, der mit der Rechtskeule gedroht hat, ich glaube nicht das so ein Machtmensch (der Vergleiche mit den Kapitol in den USA macht) noch gut schlafen kann. Ich kann nur sagen Gute Nacht Osttirol. Liebe Grüße aus Innsbruck ich schäme mich für meine Wahnsinnigen in meiner Heimat.
Bravo für dieses Interview! Leider ist das BKH Lienz kein Verein, denn dort hätte man den Vorstand/Ausschuss schon lange vor die Tür gesetzt. Manche Politiker hätten noch einen Funken Anstand und würden zurücktreten, dieser existiert jedoch in Tirol offenbar nicht, denn sonst hätte LR Tilg schon vor einem Jahr bzw. LHStv. Geisler nach seiner Beschimpfung im Sommer 2020 den Hut nehmen müssen. Aja die sind ja so wie Herr Köll alle von einer Partei...
....nicht alle!
Sehr geehrter Herr Dr. Zanier, vielen Dank für die interessanten Einblicke in die Praxis!
Leider werden die meisten Maßnahmen in der Theorie am Schreibtisch in den ministeriellen Büros entwickelt und selten bis gar nicht bis zum Ende durchdacht. Dass da dann bei den Menschen draußen oft nicht mehr als Kopfschütteln herauskommt, ist nicht wirklich verwunderlich ...
Bravo - Dr. Peter ! Bestätigt mich noch mehr - warum er mein Hausarzt ist ! Nächstes Jahr sind GR-Wahlen .... aber die "schimpfenden Matreier" werden ihn (Dr. Köll) wohl wieder auf den Thron hieven !? Dzt. ist die gesamte Politik (ob Bund, Land oder Gemeinde) zum kotzen !
Informatives Interview - danke.
Die niedergelassenen Ärzte und heimischen Politiker sollten ein Zeichen setzen und sich öffentlich hinter Dr. Walder stellen: Für ihn persönlich, als Arzt, Mensch und Unternehmer bzw. Arbeitgeber. Parteipolitik und Clubzwang (Maulkorb) haben in der medizinischen Versorgung einer exponierten Region nichts verloren.
Gratulation Dr. Peter Zanier zu diesem Interview!
Obwohl wir wechseln müssten, bleibt Dr. Zanier Arzt des Vertrauens. Vielen dank für Veröffentlichung seiner Meinung und Erfahrungen!
ja ich glaube es sollte der köll aus dem krankenhaus entfernt werden, nicht der walder!
aber behandelt werden soll er schon noch dürfen, wenns es braucht
Was soll man dazu noch sagen, auch die Ärzteschaft versteht hier die Welt bzw. Hr. Köll nicht mehr. Traurig das es soweit kommen muss.
Danke für diesen informativen Artikel.
Herzlichen Dank für diese klaren Worte, sowohl Covid betreffend als auch hins. Causa Dr. Walder; toi, toi, toi für den Kassenvertrag!
Sehr sachlicher, fundierter Artikel und sehr informativ!
Endlich macht ein kompetenter Arzt den Mund auf und sagt seine Meinung über Dr. Walder! Von unseren Bürgermeistern ist nichts zu hören! Wo sind sie?
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