Bürgermeister an Tinetz: „Man kann alles eingraben!“
In Osttirol wächst der Unmut über das Management der Landesgesellschaft.
Nachdem bereits in der Vorwoche die Lienzer SPÖ-Bürgermeisterin Elisabeth Blanik von der Landesgesellschaft Tinetz eine Verkabelung der Osttiroler Stromversorgung gefordert hatte, gingen am 15. Dezember bei einem Mediengespräch die ÖVP-Bürgermeister Andreas Köll (Matrei), Andreas Pfurner (Nußdorf-Debant) und Mathias Scherer noch einen Schritt weiter und forderten das Management der Tinetz auf, endlich persönlich nach Osttirol zu kommen und sich vor Ort ein Bild von der Sach- und Stimmungslage zu machen.
Köll verweist darauf, dass die diesjährigen Ereignisse alles andere als überraschend eingetreten seien: „Seit vier aufeinander folgenden Jahren sorgen massive Genuatiefs nun schon für bedrohliche Wetterkapriolen an der Südseite der Alpen.“ Daran werde sich klimabedingt wohl auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Die Wettervorhersagen seien auch heuer präzise und eindeutig gewesen, der Bezirk war entsprechend gerüstet: „Die Gemeinden aber auch Private haben um hunderttausende Euro Generatoren gekauft, weil wir alle wissen, dass der Strom ausfallen wird. Nicht für ein paar Stunden, sondern für Tage.“
Bereits bei 35 Zentimetern Neuschnee seien heuer die ersten Tinetz-Leitungen zusammengebrochen. Köll: „Matrei hat 75 Trafos. 26 davon sind vor zwei Jahren ausgefallen, manche zwölf Tage lang. Man hat Abhilfe versprochen. Zwei Jahre später sind 55 Trafos ausgefallen.“ Das Corona-Argument lässt Köll für die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Tinetz mit den Bürgermeistern nicht gelten: „Der Landeshauptmann war im heurigen Jahr 20 Mal in Osttirol, Landesrat Geisler vielleicht zehn Mal, das Tinetz-Management kein einziges Mal.“
Zwölf Tage lang sei das Sägewerk in Obertilliach ohne Strom gewesen, erzählt Bürgermeister Scherer. 116 Stunden sei der Strom in seiner Gemeinde beim Starkschnee im Vorjahr ausgefallen, 218 Stunden waren es heuer: „149 Stunden davon haben wir mit eigenen Aggregaten aufgefangen.“ 19 Stunden Stromausfall beim Klärwerk im Lienzer Talboden hatten nur deshalb keine fatalen Auswirkungen, „weil wir einen Monat zuvor eine Notstromversorgung installiert haben. Sonst wären tausende Kubikmeter Abwasser ungeklärt in die Drau geflossen,“ bringt Andreas Pfurner ein Beispiel aus seinem Wirkungsbereich. Und Köll verweist auf die spektakuläre Unterbrechung der europäischen Rohölversorgung – über die mehrere deutsche Medien berichteten – weil die TAL-Pumpstation in Matrei tagelang ohne Strom war. Es folgen viele weitere Beispiele der Bürgermeister, manche davon erzählen von kleinen Heldentaten, wenn etwa Bergretter mit Tourenskiern unter Lebensgefahr Aggregate in Stellung bringen, um die Kommunikation der Einsatzkräfte aufrechtzuerhalten.
Alltagshelden sind aus der Sicht der drei Bürgermeister auch die Männer der Tinetz-Einsatztruppe. Man kenne sie seit Jahren. „Die kommen jedes Jahr und reparieren mit großem Risiko immer die selben Masten. Deshalb geht es bei unseren Forderungen auch um die Gesundheit der Tinetz-Mitarbeiter“, unterstreicht Scherer. Er ist Techniker, eben so wie Andreas Pfurner. Beide hätten – wie viele ihrer Bürgermeisterkollegen – sehr konkrete Vorschläge, wie man das Stromnetz stabilisieren und katastrophenfest machen könnte. „Aber man hört uns nicht zu!“ Auch der Vorschlag, im Zuge der Glasfaserverkabelung einzelner Ortsteile Niederspannungsleitungen mitzuverlegen, sei in Innsbruck auf taube Ohren gestoßen. „Man kann alles vergraben,“ sagt Pfurner und verweist darauf, dass auch Wasser und Kanalisation bis in entlegene Täler weitgehend problemlos unterirdisch geführt werden.
Das Kostenargument lassen die Bürgermeister gleich aus mehreren Gründen nicht gelten. Mit bis zu acht Hubschraubern und Hundertschaften an Einsatzkräften alljährlich auszurücken, sei am Ende weit kostenintensiver als eine Leitungsoptimierung. Die Tiwag als Mutterkonzern erwirtschafte hohe Gewinne und wälze Kosten einfach auf Private und Gemeinden ab, die mit selbst gekauften Generatoren ihre Infrastruktur aufrechterhalten. Vor diesem Hintergrund seien die für Osttirol versprochenen Gelder „geradezu lächerlich“, bemerkt Andreas Köll: „5,6 Millionen für den Ausbau der Versorgung in den nächsten fünf Jahren, das ist viel zu wenig.“
Das Management der Tinetz kontert mit anderen Zahlen. In Kölls Gemeinde wird das bei weitem größte Projekt des Netzbetreibers realisiert. Die Tinetz investiert mit der Austrian Power Grid AG als ausführendem Partner rund 38 Mio. Euro in ein neues Umspannwerk, das schon 2024 fertiggestellt werden soll. In Summe belaufe sich das Investitionsvolumen der Tinetz in Osttirol auf 47 Millionen Euro bis 2025.
Für Tinetz-Geschäftsführer Thomas Rieder steht fest: „Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit bei solchen extremen Wetterereignissen. Das zeigen auch die Netzausfälle in Kärnten und der Steiermark. Trotzdem sind wir den Bürgermeistern in Osttirol im Wort, wir haben das im Frühjahr vereinbarte Verkabelungsprogramm mit 15 Projekten gestartet und werden auch die nächsten planmäßig umsetzen.“ Ein besonderer Fokus werde auf die zuletzt wiederholt betroffenen Gemeinden im Virgental, Defereggental und Lesachtal gelegt.
Optimismus in Sachen Versorgung versucht auch der zuständige Landesrat Josef Geisler zu verbreiten: „Osttirol steht in der Prioritätenliste der Tinetz ganz oben. Es gibt einen Masterplan für die Versorgungssicherheit. Dieser wurde heuer zu Jahresbeginn präsentiert und wird konsequent umgesetzt. Darüber hinaus wird jetzt genau analysiert, wo im Netz es neuralgische Stellen gibt, die bisher nicht auf dem Radar waren.“ In die Suche nach diesen neuralgischen Punkten sollen auch die Bürgermeister eingebunden werden. Es werde ein Treffen mit dem Tinetz-Management geben, versprach Geisler in einer Videokonferenz am 15. Dezember. Ein konkreter Termin wurde nicht vereinbart.
10 Postings
Ich möchte kein Politiker sein. Was man macht ist falsch. Für diese riesigen Schneemassen hat man's nicht so schlecht gemacht. Sind wir dankbar das niemand ums Leben gekommen ist. Meine besten Genesungswünsche noch dem Tinetz Mitarbeiter der schwer verletzt wurde!
Nichts als leer Wortspiele und Inszenierung. In einem Jahr sitzen die Schwarz/Türkisen Bürgermeister wieder vor der Presse, mit dem gleichen Thema!
Während im Lesachtal die Bevölkerung im Dunkeln sitzt brummt die 220kv Leitung des Verbunds im selben Tal fleißig für den Stromexport nach Italien. Gewinnmaximierung hat eben Vorrang vor der Bevölkerung.
Mit den 220 Mio. Unterstützung für die Hypo Landesbank aus dem Jahre 2011 könnte man viele Leitungen eingraben oder auch in obigem Tal eine Umspannung einrichten. Dann wäre zumindest ein Hotspot wesentlich bessergestellt.
Den Monteuren der Tinetz ein großes Dankeschön für ihren Einsatz :-)
Dem Management der Tiwag gebe ich die Rote Karte :-(
Über Tiroler Politiker kann man sich nur wundern.
So trifft LR Geisler gestern im Artikel der TT „zwölf Tage ohne Strom, das kann´s doch nicht sein“ folgende Aussage: „Die Tinetz sei nicht schuld an den Stromausfällen, sondern das Wetter“
Jetzt wissen wir es alle genau. Das WETTER ist schuld, nicht die TIWAG!!!
Die Schuld auf jemanden schieben, welche sich (augenblicklich) nicht wehren kann: die Natur! Was ist mit dem Klimawandel? Grotesk, derselbe Mann und Politiker, VizeLH Geisler, welcher den Naturschutz und Klimawandel und die Menschen, die dafür einstehen, mit Füßen tritt!
Wahrscheinlich war beim "Widerwärtigen Luder" auch die Natur Schuld. Evolution nennt man das dann :-)
Wo sind eigentlich unsere Osttiroler ÖVP Abgeordneten, immer noch eingeschneit oder seit 15 Tagen ohne Strom und Internet?,.....
Typisch ÖVP, immer sind die anderen Schuld und selber hat man immer alles richtig gemacht.
Lang hat`s gedauert, bis sich endlich auch die ÖVP Granden des Bezirkes trauen...! Liebe Bürgermeister, ein Eintreten für das Wohl Eurer (Noch-) Wähler ist schon längst überfällig !! Jahr für Jahr sind die gleichen Stellen betroffen - Steillagen und Grashänge, an denen Jahr für Jahr neue Masten in aufwändiger und lebensgefährlicher Arbeit ersetzt werden müssen. Spinnenbagger graben sich zu diesen Masten vor und entfernen sie, Hubschrauber (!!) fliegen neue Masten ran. Was für ein Aufwand !! Da hinkt doch die Argumentation gewaltig, dass das Vergraben zu teuer wäre. Zumal diese neuralgischen Strecken in jedem Winter auf`s neue betroffen sind. Diese immer wieder gefährdeten Leitungsabschnitte unterirdisch zu verlegen, kann nicht das Problem sein. Zumal wenn Boni und Dividenden seitens der TIWAG ausgeschüttet werden, die Versorgung der Kunden aber sekundär bleibt ! Frechheit ! Die TINETZ einen Versorgungsbetrieb zu nennen, grenzt schon an Ironie. Schön, dass die Stromabrechnungen erst kürzlich im Postkasten waren, ich kann nur hoffen, dass sich viele Kunden im Bezirk nun richtig Zeit lassen mit der Begleichung ! Den Monteuren, die sich wirklich aufopfernd und unter größten Widirgkeiten um die Wiederherstllung des Netzes bemühen, gebührt grösstes Lob und Anerkennung - auch seitens der Bezirksverwaltung ! Vielleicht wacht man ja dort auch mal auf und merkt, dass Kriesenmanagement mehr bedeutet, als sich eine gelbe Jacke überzustreifen.
aus aktuellem Anlass einig Sätze zur Tinetz Stromausfall Innervillgraten um ca 21.40 gestern 15. 12. An insgesamt 5 Trafostationen im Tal waren die Notstromaggregate der Tinetz nach der Einschaltung des Netzes vom Freitag letzter Woche noch vor Ort. Die Aggregate wurden nicht wie jeder vernünftige Mensch erwartet hätte für die Zeit des Ausfalls angeworfen, nein sie wurden um ca 09.00 Uhr abtransportiert. Stromeinschaltung etwa 13.30. Vielen Dank und großen Respekt den Mitarbeitern die unter ungünstigen Verhältnissen die Leitung geflickt haben. Eine ganz große rote Laterne und jede Menge Missbilligung dem Management der Tinetz für dies sehr "kundenfreundliche" Entscheidung. Auf dies Weise züchtet sich die Tiwag und Tinetz ihre Feinde ganz allein selbst.
"Die Tinetz investiert mit der Austrian Power Grid AG als ausführendem Partner rund 38 Mio. Euro in ein neues Umspannwerk, das schon 2024 fertiggestellt werden soll. In Summe belaufe sich das Investitionsvolumen der Tinetz in Osttirol auf 47 Millionen Euro bis 2025" Diese zunächst toll erscheinenden Beträge dienen sicher nicht der Versorgung Osttirols, sondern der Versorgung Oberitaliens und Bayerns mit unserem Wasserkraftstrom. Die VerbundAG/Tiwag wiederholt immer wieder die gleichen Märchen von der Versorgung der Osttiroler Haushalte - so schon geschehen beim Draukraftwerk Tassenbach/Amlach. Und das wird erbarmungslos fortgesetzt. Jedes "Kleinkraftwerk" das mit unseren Ökostromgeldern vom Verbund und der TIWAG an den letzten Gebirgsflüssen gebaut wird, kommt sicher nicht den Osttirolern zugute, sondern dient dem Stromverkauf. Damit wird wieder die HypoTirol saniert. So schaut's aus. Jojo, Tarrrrrol kearrrscht ins.
@unholdenbank: Wenn man so gar keine Ahnung hat wie es so läuft sollte man nicht solche falschen Thesen verbreiten! - Besser wäre einmal zu recherchieren wie und warum die Ti-Netz getrieben durch die E-Control und der Mutter TIWAG überall den Sparstift ansetzen muss. Wenn die TIWAG das Kapital dass in Sponsoring, im Auftrag des Landes, und der Werbung verbraten wird, in der TI-Netz belassen würde, könnte so mancher Netzausbau schneller von statten gehen.
Blanik und Köll sind offensichtlich die einzigen Politiker Osttirols, die sich trauen was zu fordern.
Achja, ich wußte nicht, daß es in Osttirol noch andere Politiker gibt! Wenn ja, dann sind sie noch eingeschneit oder in Qarantäne. Man hört das ganze Jahr nicht viel von dieser Spezies!!
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