Gesperrte Osttiroler Täler waren medizinisch versorgt
Gernot Walder resümiert die Tage des „Flockdowns“ aus Sicht des Notarztverbands.
Der Notarztverband Osttirol zieht nach den Ereignissen der vergangenen Woche eine „grundsätzlich positive“ Einsatzbilanz. „Die vom Verband versorgten Gebiete, das Defereggental und das Pustertal mit seinen Seitentälern, waren stark betroffen“, erklärt der leitende Notarzt Gernot Walder. Daher habe man bereits am 3. Dezember mit den Einsatzvorbereitungen begonnen, zusätzliche Ärzte einberufen und mit Unterstützung der Gemeindeeinsatzleitungen Ausrüstung und Medikamente an dezentralen Versorgungspunkten platziert.
Ab dem Abend des 4. Dezember, als die starken Schneefälle einsetzten, wurde im Pustertal die Zahl der Notärzte auf drei erhöht, um das Villgratental, das Pustertal und das Tiroler Gailtal getrennt versorgen zu können. Zwei Tage später wurde auch Anras ärztlich besetzt, um die medizinische Versorgung entlang der Pustertaler Höhenstraße zu sichern.
„Sieben Notärzte waren 760 Stunden in Bereitschaft und führten elf Einsätze in den betroffenen Gebieten durch, darunter auch die Versorgung eines schweren Arbeitsunfalls im Tiroler Gailtal“, resümiert Walder. Zusätzlich haben er und seine Kollegen rund hundert medizinische Akutfälle versorgt, „überwiegend unwetterbedingte Verletzungen und Infektionskrankheiten.“
Auch wenn die Schneemassen die Causa prima kurzfristig aus den Schlagzeilen verdrängten, sei die Diagnostik von SARS-CoV2 selbst in tagelang abgeschnittenen Gebieten durchgehend sichergestellt gewesen, versichert der Virologe. Größte Herausforderung für das Notärzteteam waren neben den prekären Straßenverhältnissen die Ausfälle des Mobilfunknetzes. Im Villgratental und im Defereggental war der Arzt teilweise nur über die Leitstelle bzw. die Gemeindeeinsatzleitung erreichbar.
Zusammenfassend hält Walder fest: „Die engmaschige lokale Dislozierung von Notärzten hat sich bewährt. Unter diesen Witterungsbedingungen sind die Flugmöglichkeiten stark eingeschränkt. Hilfe ist oft nur am Boden über kurze Distanzen möglich. Da jeder Patiententransport mit großem Aufwand und hohem Risiko verbunden ist, ist eine gute Diagnostik und Therapie vor Ort entscheidend. Das wurde auch in den sechs Starkschnee-Tagen mit Hilfe der Gemeindeeinsatzleitungen, der Räumdienste und der anderen Hilfsorganisationen sichergestellt. Dafür möchte ich den eingesetzten Kollegen und allen Beteiligten meinen Dank aussprechen.“
16 Postings
@Phoenix: bei einem Fieberkrampf und ekner Darmkolik ja. Aber bei einem Schlaganfall kann ein Arzt vor leider nicht viel machen.
Aber das ist jetzt unabhängig in welcher Ortschaft es passiert. Bei einer Strassensperre ohne Ersatzweg leider sehr blöd.
@Herr Brugger, dreimal dürfen Sie raten, welches System für Kals zuständig ist und wem wir das zu verdanken haben.
@ Senf, Sie können sicher sein, dass die Kalser Bevölkerung in bezug auf die Versorgung alles getan hat, was in ihrer Verantwortung stand. Es ging nicht um Kerzen, Batterien oder Lebensmittel, sondern um nicht vorhersehbare medizinische Notfälle, die nicht versorgt werden konnten. Ich erwarte nicht, dass Sie Verständnis für die Menschen aufbringen, die eine Woche im Tal, zeitweilig ohne Strom, eingeschlossen waren, jedoch ihnen die Eigenverantwortung abzusprechen, finde ich unangemessen.
fast eine woche vor dem eintreffen des adriatiefs hat der wetterdienst darauf aufmerksam gemacht, dass in oberkärnten und osttirol mit zwei bis drei meter neuschnee zu rechnen ist und dass das mancherorts zur extremen verhältnissen führen wird. eine top vorhersage - im nachhinein betrachtet. respekt!
bei all den vorwürfen in post unten muss die frage daher erlaubt sein, wie viel in eigenverantwortung jeder einzelne für sich zur vorbereitung auf diese situation getroffen hat.
gemeint ist damit die vorsorge für dinge des täglichen lebens wie verpflegung, medikamente, batterien, kerzen, notstromaggregat oder batterien, winterausrüstung oder gar rücksprache mit dem hausarzt was im eventualfall bei erkrankten zu tun ist u.s.w. um damit notsituationen ein wenig vorzubeugen. ein stationierter notarzt kann ja bei diesen schlimmen verhältnissen auch keine wunder bewirken, wenn ganze täler und weiler für tage unzugänglich sind.
rudi meier vom wetterdienst hat es ja klar gesagt, dass wir zukünftig mit derartigen wettersituationen, hervorgerufen durch den klimawandel leben werden und darauf vorbereites sein müssen.
kann da jemand positives berichten, vielleicht sogar aus kals, prägraten oder obertilliach?
Auf eine 'erlaubte blöde Frage, eine Antwort: Treppensturz, Schlaganfall, Herzinfarkt, Darmkolik, Fieberkrampf Kind, Stromschlag usw.... Ein Arzt kann hier tatsächlich sehr viel bewirken. Oder etwa nicht?! Also da wäre ich froh wenn ein Arzt kommt, und nicht nur ein Sani mit einem 16h Kurs.
In OT funktioniert das System sehr gut, bis auf wenige Ausnahmen. Das wird man auch noch besser machen.
Frag mal in Oberkärnten nach, da schaut die Sache ganz anders aus!
Woher Sie das Wissen haben, dass ein Sanitäter nur einen 16 Stunden Kurs hat, ist mir schleierhaft... bin selbst Sanitäter, meine Ausbildung hat viel viel mehr Zeit in Anspruch genommen, sowohl in Theorie auch als in der Praxis...
...das mit dem Sani nehme ich zurück, und entschuldige mich. Ich bin natürlich auch froh dass es Euch gibt!
Hallo Senf, die Bevölkerung der von dir genannten Ortschaften Kals, Prägraten und Obertilliach haben sich auf solche Situationen immer bestens vorbereitet und durch Zusammenhalt und Nachbarschaftshilfe bestens gemeistert. Bei solchen Wettersituationen entsteht eine erhöhte Verletzungsgefahr, (freimachen von notwendigen Verbindungen, Dächer abschaufeln…) nicht zu vergessen nicht vorhersehbare Gesundheitliche Probleme der Atemwege Herzinfarkt……. Um in solchen Situation die notwendige Hilfeleistung zu gewähren sollte zumindest in dem Zeitraum der Unerreichbarkeit ein Notarzt stationiert werden. Ist das deiner Meinung für ein Tal ohne Arztniederlassung vor Ort, mit geschätzten 800 bis 900 Personen (von außen abgeschnittener Teil) wie Kals zu viel verlangt ist? Wer ist deiner Meinung nach für diese Systemrelevant notwendige Versorgung in solchen Situationen zuständig, die Bevölkerung? Oder sollte das deiner Meinung nach einfach unter Kollateralschaden laufen, das Pech von Kals und Orten mit gleichen Situationsbedingten Problemen?
Bei allem Bemühen: natürlich gibt es immer ein unlösbares Problem der Erreichbarkeit bei entlegenen Ortschaften, Weilern oder Häusern, außergewöhnlichen Ereignissen und Umständen, das ist ja augenscheinlich..... Untertilliach, die Weiler im Winkeltal, der höchstgelegene Bauerhof wo auch immer, da wird es länger dauern als im Zentralraum. Dafür kann man nun wirklich niemand verantwortlich machen. Das ist weder ein Versagen von irgendjemandem noch ein "Kollateralschaden". Tatsache ist, dass sich Rotes Kreuz und Notärzte unendlich bemühen, tagelange Dienste und Risiken auf sich nehmen, aber die Realitäten kann mit mit dem größten Engagement nicht überwinden.
Hallo aus dem Villgratental Aufgrund der sehr guten Wettervorhersage war das gesamte Villgratental bei den Handymasten Notstrom versorgt, und somit mit Handy A1 und Magenta jederzeit und überall erreichbar, wo auch sonst Empfang ist. Dazu gehört der Gemeinde Innervillgraten mit BGM Lusser und den Verantwortlichen von A1 und Magenta, und den Betreibern der Aggregate, Hr.Pachler Michael und Hr. Walder Paul ein großes DANKE gesagt.
solche diskussionsansätze und ansichtsweisen finde ich sehr sinnvoll, vielleicht werden sie auch von den verantwortlichen gelesen und ev. konsequenzen daraus gezogen. danke.
fokula 13, sie haben mich nicht ganz verstanden, denn ich spreche natürlich niemanden eigenverantwortung ab, wie sie im post anmerken, denke aber, dass es doch einige gibt, die sie oft und gerne kritikbehaftet abschieben, sehe das aber auch von der menschlichen seite.
@doc-doc, wir sprechen hier von einer Situationsbedingen Ärztlichen Notversorgung eines ganzen Seitentales nicht von einem Weiler oder Gehöft und Sie sind der Meinung das das zu viel verlangt ist.
Notärzte gibt es nicht wie Sand am Meer, die sind eher rar gesäht, und geben ihr Bestes........
Frage: Ist für Kals das System Waldner oder System Matrei zuständig?
Vielen Dank an Dr. Walder für die hervorragende Versorgung in den Seitentälern. Wenn Dr. Walder die Sache in die Hand nimmt läuft es problemlos.
Leider ein großer Nachteil für uns Iseltaler, dass Dr. Walder in Matrei nichts mehr mitzureden hat. Dann darf man sich auch nicht wundern warum leider Kals ohne Notarztversorgung war.
Es war nicht gerade beruhigend, als ich mit bekam, dass am Samstag, kurz nach dem die Strasse gesperrt wurde, die Suche nach dem Notarzt in Kals erfolglos war. Die Aussicht auf einen Hubachrauberflug bestand ebenfalls für die nächsten Tage nicht. Mit dem Risiko und der Angst, dass Notfälle nicht versorgt werden können, mussten wir leben. Meines Erachtens eine grobe Fahrlässigkeit ( da vorhersehbar) von den Verantwortlichen.
bei uns in Kals haben die Verandwortlichen leider wieder vergessen für den Zeitraum der Strassensperre einen Notarzt zu stationieren und es gibt auch eine Person die dieses Versäumniss stark zu spüren bekam. Zu unseren Schutz und Sicherheit wurden aber zwei Polizeibeamte (die ja nur ihren verordneten Dienst machen) in Kals stationiert.🤮
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