Als Kostprobe ihres Talents gibt es hier Isabells siegreiche Fortsetzung des Buches „Drei Schritte zu dir“:
„Herz gegen Lunge“ von Isabell FuchsProlog – Liam
War es Schicksal, dass sich unsere Wege gekreuzt haben? Schon wieder liege ich hellwach in meinem Bett und denke über diese Frage nach. Auf meinem Nachtkästchen liegt sein Notizbuch und darauf der zwar erst vor kurzem versendete aber trotzdem schon abgegriffene Brief. Wieder nehme ich das Papier in die Hand und lese das Geschriebene noch einmal durch. Eigentlich kann ich den ganzen Text auswendig, trotzdem will mein Verstand es immer noch nicht wahrhaben. Das kann doch nicht wirklich sein Ernst sein? - oder?! Viele dieser Punkte sind einfach lächerlich und entsprechen nicht den Vorstellungen einer To-Do Liste, die dein Freund für dich erledigen soll. Naja, ehrlicherweise ist das die erste, die ich in der Hand halte. Da die Tatsache, dass mein Herz nach Punkt eins schon aufgeben könnte, mich so deprimiert hat, habe ich nie eine Bucket List erstellt. Niemals hätte ich noch mit der Chance eines Spenderherzens gerechnet und jetzt sitze ich plötzlich hier und habe auf einmal fünf weitere Jahre. Seine Liste besteht aus zehn To-Dos, wobei mich der letzte Punkt schon jetzt nervös macht. Mein Blick überfliegt die Zeilen und wie immer versetzt mir ihr Name einen Stich ins Herz. Reagiert es so, weil es seines ist? Künstlerisch umrandet, mit ein paar gezeichneten Schneeflocken steht dort in Großbuchstaben der Name „Stella“.1
Zum ersten Mal begegnete ich Will in der Eishockeyhalle. Mit einem Zeichenblock saß er auf der Tribüne und kritzelte konzentriert vor sich hin. Normalerweise vergesse ich alles um mich herum, sobald ich mit einem Eishockeyschläger in der Hand auf dem Feld stehe, da er aber nach der langen Trainingseinheit immer noch dasaß, konnte ich nicht anders, als ihn zu bemerken. Niemals im Leben hätte ich ihm seine Krankheit angesehen. Er sah aus wie ein Surfer, voller Lebensfreude und Energie. Wenn zwei Menschen sich außerhalb des Krankenhauses kennenlernen und sich das zweite Mal als Stammgäste in einem darin begegnen, ist es, als ob ihre Leben dazu bestimmt wären, sich zu kreuzen. Wir staunten nicht schlecht, als wir uns an meinem Lieblingsort, auf dem Dach des Krankenhauses, über den Weg liefen und uns nebenbei gegenseitig einen gehörigen Schrecken einjagten. Solch ein Treffen zwischen zwei Jungs im selben Alter hat die Auswirkung einer sofort beginnenden Freundschaft. Niemals hätten wir geahnt, so viele Gemeinsamkeiten zu haben. Will und ich teilten nicht nur unseren Sinn für Rebellion, sondern auch unseren Sturkopf und nahezu die gleiche Vergangenheit. Meine Diagnose bekam ich am Tag vor meinen dreizehnten Geburtstag und seitdem war alles anders. Die Entdeckung eines Herzfehlers war natürlich genau das Geschenk, das ich mir gewünscht hatte. Von da an hieß es also: unzählige Tage im Krankenhaus. Das wiederum bedeutete viele Fehlstunden, dauernde Arzttermine, anstatt mit Freunden unterwegs zu sein und vor allem: kein Eishockey. Wenn man bereits in jungem Alter viel Zeit im Krankenhaus verbringt, wird es so etwas wie dein zweites Zuhause. Kurz gesagt, ich kannte das Gebäude so gut wie meine Westentasche und auf der Station galt ich schon immer als kleiner Quälgeist, dabei wollte ich nur ein bisschen Schwung in die Bude bringen. Zusammen mit Will im Krankenhaus - und man kann sich ausmalen, was zwei Jungs von dieser Sorte anstellen. Will hat während seiner Zeit im Krankenhaus sein Zeichentalent entdeckt. Weil aber sein „jüngeres ich“ dieses Hobby nicht passend für sein Bad-Boy-Image fand, hielt er es geheim und die Malerei wurde zu seinem persönlichen Zufluchtsort. Ich glaube jeder Patient braucht irgendeine Kraftquelle. Auch ich fand während der ständigen Krankenhausaufenthalte meine Leidenschaft zur Poesie und schrieb Gedichte, die bis heute noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Ein Junge, mit einem Temperament wie ich, will auf keinen Fall als Gefühlssoftie gelten. Schon zu meinem äußerlichen Auftreten passt mein schwarzes Notizbuch, das bis zum Rand gefüllt mit Gedichten und Gedanken ist, irgendwie nicht ins Bild. Genauso wenig wie Wills Skizzenbuch, gefüllt mit lauter Kritzeleien, zu ihm passt. Mein Engelsaussehen, das widerspenstige, blondgelockte Haar, die grüngrauen Augen mit den Sommersprossen und mein scheinheiliges Lächeln hat mir auf der Station schon manche Vorteile gebracht. Schwester Ingrid hat meine Sommersprossen immer schon als mein Bonusmerkmal bezeichnet, das mich später einmal in einen absoluten Frauenhelden verwandeln würde. Allerdings war sie die einzige, bei der dieser Charme bis jetzt immer gewirkt hat. Nur ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich nach so manchem Unfug auf der Station nochmal ohne Strafe davongekommen bin.2 – Stella
Schon als ich ihn zum ersten Mal sah, reagierte mein Herz so, als ob ich ihn kennen würde. Er hatte etwas Vertrautes an sich, das ich nicht deuten konnte. Es fühlte sich so an, als ob wir durch ein enges, unsichtbares Band miteinander verbunden wären, dennoch war ich mir sicher, diese Person noch nie gesehen zu haben. Seine grüngrauen Augen, die mich mit durchdringendem aber gleichzeitig neugierigem Blick musterten, hatten…
2 Postings
Herzliche Gratulation, gut gemacht, weiterhin viel Erfolg, und gesund bleiben !!!
Schön, dass es junge Menschen gibt, die sich noch dem LESEN und Schreiben mit viel Freude und Passion widmen! Weiterhin viel Erfolg der jungen Schriftstellerin beim Schreiben!
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