Nationalrat beschließt Ethikunterricht
Die Debatte darüber offenbarte ideologische Unterschiede zwischen den Parteien.
Der Nationalrat hat am Freitag die Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts für jene Schüler beschlossen, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen. Dafür stimmten ÖVP, FPÖ und Grüne, wobei letztere die Hoffnung äußerten, dass dies nur der erste Schritt zu einem Ethikunterricht für alle sei. SPÖ und NEOS zweifelten daran, während sich die FPÖ lieber der Forderung nach Regelunterricht auch in Coronazeiten widmete.
Ethikunterricht wird es ab der neunten Schulstufe geben (ausgenommen sind Berufsschulen und Polytechnische Schulen), los geht es ab dem Schuljahr 2021/22. Begonnen wird zunächst mit den neunten Schulstufen, im Jahr darauf folgen die neunten und zehnten usw. Der Endausbau wird dann 2025/26 erreicht sein. Das Ausmaß des Unterrichts wird zwei Stunden pro Woche betragen.
Für die ÖVP verteidigte Rudolf Taschner, dass die verpflichtende Ethik nur für vom Religionsunterricht abgemeldete Schüler bzw. für jene ohne religiöses Bekenntnis eingeführt wird. Es gehe darum, Religionsunterricht weiter an den Schulen zu haben, und nicht in Hinterhöfen. Er verwies auf fundamentalistische Tendenzen mancher Religionen und zeigte sich von der Überlegenheit des österreichischen Modells gegenüber dem Laizismus etwa in Frankreich überzeugt.
"Ethik für alle wollen wir auch", sagte die Grüne Sibylle Hamann. Sie fand es aber besser, auf dem Weg dorthin mit Ethik für einige zu starten: "Das wird auch dem Religionsunterricht guttun." Mit diesem Gesetz sei eine Tür geöffnet worden. Religions- und Ethikunterricht werde gleichzeitig stattfinden, übergreifende Projekte seien möglich.
SPÖ und NEOS zeigten sich höchst unzufrieden. "Ethik wird zur Strafe für jene, die sich vom Religionsunterricht abmelden oder atheistisch sind", kritisierte die Wiener SPÖ-Mandatarin Nurten Yilmaz, die sich schon ganz auf Linie der neuen Koalition in der Bundeshauptstadt zeigte. "Die NEOS als die wirklich bürgerliche Partei wissen, dass Bildung zentral ist", meinte sie: "Von der schwarz-grünen Regierung kann man das leider nicht sagen. Sie trennen weiterhin unsere Kinder nach Klassen und in Klassen."
Martina Künsberg Sarre (NEOS) warf Türkis-Grün vor, eine historische Chance vertan zu haben. Man brauche einen Ethikunterricht für alle, und zwar ab der ersten Schulstufe, erklärte sie. Dass nun eine Tür geöffnet sei, stellte sie in Abrede. Wenn ein Gesetz einmal da sei, komme erfahrungsgemäß ganz lange nichts. Die Haltung der Grünen sei naiv, sie seien einmal mehr umgefallen.
Bei der FPÖ hielt man sich mit dem Ethikunterricht nicht auf, stattdessen stellte die Oppositionsfraktion die Kritik am Distance Learning während des Corona-Lockdowns in den Mittelpunkt. "Herr Bundeskanzler, sperren Sie die Schulen wieder auf", verlangte FPÖ-Mandatar Hermann Brückl: "Holen Sie die Kinder zurück ins Leben."
Beschlossen wurde im Bildungskapitel auch die Ausweitung des COVID-19-Schulstornofonds-Gesetzes auf das gesamte Schuljahr 2020/21. Geld kann es dadurch für alle Veranstaltungen geben, für die vertragliche Verpflichtungen (z. B. Buchungen) vor dem Ende des Schuljahres 2019/2020 eingegangen wurden - also beispielsweise für Skikurse.
Zu Beginn der Sitzung hatte die SPÖ (wie schon am Vortag) die von der Koalition geplanten Änderungen bei den Pensionen, speziell die Abschaffung der Hacklerregelung für Langzeitversicherte, in den Mittelpunkt gestellt und vergeblich die Absetzung des für den Nachmittag vorgesehenen Tagesordnungspunkts verlangt. Dies "in einer Nacht-und-Nebel-Aktion durchzupeitschen" und damit eine Begutachtung bzw. Diskussion im Sozialausschuss zu umgehen, sei eine Verhöhnung des Parlaments, kritisierte Vize-Kubchef Jörg Leichtfried.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner betonte zu Mittag, dass es durch die verzögerte Anhebung der Bezüge Kürzungen für alle gebe. Sie ortet Pensionsraub. Bei einer normalen Pension würden über die ganze Pensionsdauer 14.000 Euro verloren gehen. SPÖ-Pensionisten-Chef Peter Kostelka rechnete vor, dass ein ganzes Jahr Pensionsbezug verloren gehe.
2 Postings
Oje, da haben die UNHOLDEN wohl einen massiven Schaden angerichtet! Kanonen, Hexen, Verteufelungen, Protestanten vertrieben, Ablass, zudem indigenen Völkern Leid angetan (wobei ich da ganz groß in den Raum stellen möchte, wie wohl wir uns in diesem Korsett diverser Ideologien verhalten hätten... also Vorsicht mit Urteilen!!!). .. ja, all das gab es traurigerweise ohne Zweifel und es ist Teil unserer Geschichte ... auch Nazis gab es - und diese zur Genüge mit und auch ohne "religiösen background".
Ich frage mich viel mehr: Was braucht ein UNHOLDER um HOLD zu sein? In Ihrer Hinwendung zur Vergangenheit mit allen wirklich schrecklichen Tragödien scheinen Sie gewissermaßen "stecken geblieben zu sein". Wie sonst kann man es erklären, dass Sie auch in einer mittlerweile "zeitgemäßen und menschlich-sozialen Religionspädagogik von heute" eine so große Gefahr sehen? (Ich traue mich jetzt einfach ganz frech zu behaupten, dass Sie in dieser Hinsicht noch gar nicht in der Gegenwart angekommen sind ??? - oder täusche ich mich und Sie sind immer noch ein interessierter Christ, dem es ein Anliegen ist, wie sich ein zeitgemäßer Religionsunterricht gestaltet?)
Ebenso frage ich mich, warum Sie im Ethikunterricht eine so große "Bedrohung" sehen. Anscheinend ist Ihnen entgangen, dass gerade konfessionelle Religionslehrer/Innen offiziell eh nicht jene sein sollten, die dieses Fach unterrichten, vielmehr gibt es eine eigene Ausbildungsschiene für dieses Fach.
Für mich steht in diesem Kontext aber ganz klar und aktuell eine Herausforderung im Raum: Wie gehen wir mit Denkweisen, Ideologien, unterschiedlichen Zugängen zu gesellschaftspolitischen und religiösen Themen HEUTE (auch in der Begegnung und Bildung unserer Kinder) um? Wollen wir Schuldige finden oder sind wir bereit in kontroverse Diskussionen einzutauchen und aktiv mitzugestalten anstatt „herumzuplärren“, uns in vergangenen Katastrophen zu suhlen und Schuldige für unser Leben und das der Gemeinschaften, denen wir zugehören zu suchen? Wollen wir in Zukunft Menschen/Kinder, die eine ethisch und (christich)sozial reflektierte Haltung einnehmen, die auch bereit sind, sich aktiv einzubringen in unsere Gesellschaft, oder ergeben wir uns in dem „Versagen von Systemen“ (von denen schließlich auch wir ein Teil sind …. als „Versager“ wollen sich vermutlich die wenigsten wahrnehmen – auch nicht die UNHOLDEN – GOTT SEI DANK!!!)???
Ein g'standener Schwarzer kann es halt nicht verkraften, dass es Schüler gibt, die nicht das Reli-Unterricht-Gesülze über sich ergehen lassen müssen. Ebensowenig die Kirche, die es unerträglich finden muss, dass es Schüler gibt, die nicht indoktriniert werden können.Da biegen wir schnell einen Ethik-Unterricht hin. Wer wird den wohl halten? Etwa die universitär geprüften Lehrer des Faches Ethik. Halt, die gibt es ja noch gar nicht. Da nehmen wir dann gleich wieder die Reli-Lehrer her, die sind ja "Fachleute" in "Ethik". Also wieder more of the same. Mandalas malen und Videofilme schauen und hintenhinein die christliche Lehre vermitteln, die Hexen verbrannt, Inkas und Azteken ausgelöscht, Kanonen gesegnet, ledige Mütter und Kinder verteufelt, Protestanten vertrieben, Ablass gegen Geld für den Petersdom verkauft, den Nationalsozialismus gut geheißen usw. hat. Na, denn Mahlzeit. Die Nornen der Vergangenheit kommen wieder aus den Löchern.
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