Sind Blaualgen im Tristacher See Folge des Klimawandels?
Dolomitenstadt-Biologe Simon Legniti mit ersten Ergebnissen und einer Einschätzung.
Ein Bericht auf dolomitenstadt.at über eine seltsame „rote Schicht“ auf der Oberfläche des Tristacher Sees hat vor zwei Tagen die Lienzer Stadtverwaltung alarmiert. Für Montag ist das offizielle Ergebnis einer Gewässeranalyse angekündigt. Wir haben vorab Simon Legniti – den unsere Leser durch seine Dolomitenstadt-Serie über Naturdenkmäler kennen – um eine erste Einschätzung gebeten. Der Biologe hat eine Wasserprobe aus dem Tristacher See gezogen und unter dem Mikroskop analysiert.
Leider ist das Ergebnis wenig erfreulich. „Ich habe mir die Proben unter dem Mikroskop angesehen und eine Blaualge, Planktothrix rubescens, also die Burgunderblutalge entdeckt“, erklärt Legniti. „Algenblüten sind im Tristacher See nicht üblich, in der Literatur habe ich dazu nichts gefunden. Ein Massenvorkommen entsteht meist durch Eutrophierung des Gewässers, auch der Klimawandel spielt zunehmend eine Rolle wie Wissenschaftler am Zürcher See herausgefunden haben. Es gibt zwar keine Daten für den Tristacher See, für den Zürcher See ist aber klar, dass die Zunahme der Burgunderblutalge menschengemacht ist, bedingt durch Nährstoffeintrag und den Klimawandel.“
Badegäste am See haben die rötliche Schicht bereits Anfang September bemerkt und auch dem Personal gemeldet. Allerdings war das Phänomen damals noch eher temporär und nicht so stark ausgeprägt. Die dicke rote Schicht, die Spaziergänger seit einigen Tagen beobachten, ist eine sogenannte „Aufrahmung“, hat also eine rahmige Konsistenz. Deren Ursache ist nicht – wie in manchen Medien zu lesen – das Absterben der Algen. Legniti: „Die Blaualgen steigen nach oben, weil sich im Herbst die thermische Schichtung des Gewässers auflöst und es zu einer Umwälzung verschieden temperierter Wasserschichten kommt. Durch diese Herbstzirkulation kommt tiefer liegendes Wasser an die Oberfläche.“
Und noch einen Hinweis hat der Biologe: „Auch ich mache den Fehler immer wieder: Im Grunde sind das keine Algen. Blaualgen sind Bakterien, die in der Lage sind, Photosynthese zu betreiben, weshalb man sie auch als Cyanobakterien bezeichnet. Das ist ein wichtiger Punkt. Zudem sind es die Lebewesen, die die Photosynthese 'erfunden‘ haben.“ Die von der Stadt Lienz eingeschalteten Experten werden im Labor wohl zu einem ähnlichen Ergebnis kommen. Spannend ist für die Analyse vor allem ein Faktor: Ob die Blaualge Toxine, also Giftstoffe gebildet hat und wenn ja, wie viele. Legniti:„Das kommt auf den Stamm und die Bedingungen an.“
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Wenn es sich um Cyanobakterien handelt, sollten Hundebesitzer den See vorsorglich meiden.
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