8:7 für den Verkauf des Sillianer Rotkreuz-Gebäudes
Mehrstündige Diskussion im Gemeinderat mit überraschenden Wendungen.
Eine hitzige Debatte über den Verkauf des Sillianer Rotkreuz-Gebäudes war erwartet worden, doch dass die Diskussion fast drei Stunden dauert, war doch überraschend, ebenso wie einige Trümpfe, die von den politischen Kontrahenten in dieser Causa aus dem Ärmel gezogen wurden. Bürgermeister Hermann Mitteregger machte den Anfang, indem er von einer Erhöhung des Angebots berichtete, das das Rote Kreuz der Gemeinde für Haus und Grund unterbreitet hat. 220.000 Euro statt wie bisher kolportiert 200.000 Euro.
Dann ging es im Detail um die unterschiedlichen Berechnungsmodelle für den Wert der Immobilie. Dolomitenstadt.at hat darüber ausführlich berichtet. Während die VP-Fraktion rund um Peter Duracher den Gesamtwert des Gebäudes aus Baukosten, Grundkosten und über die Laufzeit erzielbare Mieteinnahmen errechnet, gibt die Bürgermeisterfraktion zu bedenken, dass das Rote Kreuz ja bereits Hundertausende Euro als Mietvorauszahlung überwiesen hat und das Haus für keinen anderen Zweck nutzbar ist, weil es für die Hilfsorganisation maßgeschneidert wurde. Das mindert den Wert.
Im Hin und Her der Diskussion wurden von der Opposition die Berechnungsmethodik der beiden Gutachter Frey und Valtiner in Frage gestellt, die den Verkehrswert der Immobilie deutlich unter 200.000 Euro schätzten. Und auch ein neues Argument kam ins Spiel. Otto Trauner äußerte die Sorge, dass das Rote Kreuz, wenn ihm das Gebäude erst einmal gehört, aus Sillian ab- und nach Tassenbach übersiedeln könnte. Der Standort dort sei logistisch besser geeignet. „Das Haus in Sillian könnten sie dann einfach veräußern oder vermieten“. Mit solchen Mutmaßungen würden lediglich „Ängste geschürt“, konterte Bürgermeister Mitteregger: „Das Rote Kreuz sieht Sillian als richtigen Standort.“ Man könne aber auch eine Standortbindung in den Kaufvertrag aufnehmen.
Und so rückte die Abstimmung näher. Noch einmal untermauerten Duracher und sein Team ihr Credo – „Ihr verkauft unter Wert“ – und verwiesen auf das Liegenschaftsbewertungsgesetz. Otto Trauner forderte von allen Mandataren der Bürgermeisterliste ein persönliches Statement zum Verkauf ein.
Dann folgte ein oppositioneller Paukenschlag. Die Liste Duracher forderte unmittelbar vor der Abstimmung eine Sitzungsunterbrechung von zehn Minuten. Danach wurde ein alternatives Kaufangebot für die Immobilie vorgelegt, unterzeichnet von einer Bietergemeinschaft mit Otto Trauner, Peter Duracher, Franz Schneider, Roman Told und Michael Baldauf. Höhe des Angebots: 250.000 Euro. Frist: 31. Oktober 2020. Die Bietergemeinschaft sicherte außerdem zu, in den bestehenden Mietvertrag mit dem Roten Kreuz einzutreten.
Damit war für weitere Aufregung gesorgt. Vizebürgermeister Anton Calovi rief in Richtung Duracher & Co.: „Glaubt ihr wirklich, dass das Rote Kreuz euch als Partner will?“ Bürgermeister Mitteregger erwog, die Duracher-Liste vor der Abstimmung über ihr eigenes Kaufangebot für befangen zu erklären. Das geschah nicht, aber die Listenmitglieder enthielten sich und so wurde das Angebot abgelehnt. Christian Schranzhofer von der Freien Liste Sillian forderte dann eine namentliche Abstimmung über den Verkauf an das Rote Kreuz, was genehmigt wurde. Ausgang: 8:7 für den Verkauf.
10 Postings
Mal ehrlich - wenn eine Gemeinde bei einem Liegenschaftsverkauf nicht dem Bestbieter den Zuschlag erteilt, zumal dieser entsprechende Zusagen bezüglich der weiteren Verwendung macht - und dies in Zeiten wie diesen geschieht, wo gerade in Sillian jeder Euro zählt, müsste doch bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft jede Glocke läuten - und zwar laut !!
Das stinkt doch alles dermaßen nach Filz - unglaublich ! Auf 30.000 Euro zu verzichten, und das als Bgm., dem die Gastronomiebetriebe zwischen den Fingern zerfließen. Die User Sportler, sw, Osttiroler94 und atomsix haben absolut Recht. Und auf der anderen Seite ist ja Herr Trauner auch nicht gerade für seinen Umgang mit Geld berühmt...! Aber es ist wie immer : Jeder für sich und der Steuerzahler badet es aus.
Das Rote Kreuz kauft ihre bestens ausgestattete Unterkunft, braucht also keine Miete mehr zu bezahlen. Ich möchte gerne wissen, wie GR Trauner auf die Idee kommt, dass sie dann nach Tassenbach (?) übersiedeln würden ....
Erst einmal ist die Situation aus der Ferne äußerst schwer zu beurteilen. Offenbar geht Mitteregger ja mit dem Argument hausieren, dass das Gebäude schwer sanierungsbedürftig sei. Wenn das so stimmt, wäre ein Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt natürlich sinnvoll. Wenn dem nicht so ist, wäre Durachers Einstellung besser nachvollziehbar.
Was man allerdings sagen muss: Der politische Schachzug von Duracher war klug. Vielleicht hätte man ihn besser vorbereiten müssen und genügend Ersatzmitglieder organisieren müssen. Aufgrund von Befangenheit sich zu enthalten (zählt als Gegenstimme) ist nämlich ein bisserl ungeschickt. Die betroffenen Gemeinderäte hätten nicht an der Abstimmung teilnehmen können - die Ersatzgemeinderäte dann dafür stimmen. Aber ist eine Kleinigkeit.
Dennoch stellt sich nun die Frage, warum die Bürgermeisterliste auf 30.000 Euro verzichtet. Zumal es vonseiten der Duracher-Käufer ja die Bereitschaft gegeben hat, die Vermietung an das RK vertraglich sicherzustellen.
Politisch wäre nun eine Aufsichtsbeschwerde wohl das Mindeste, was die Duracher-Liste machen kann. Schließlich geht es ja um Steuergeld. Mit 30.000 Euro könnnte man zB kleine (!) Akzente in der Verkehrsproblematik setzen. Natürlich kann man die 30.000 Euro auch als "Spende/Subvention" an das Rote Kreuz sehen. Und so dürfte wohl alles rechtens sein.
Spannend wird die Zukunft: Wie lang wollen die Sillianer noch Immobilien verkaufen? Welche haben sie noch? Und wann fangen sie an, vernünftige Wirtschaftspolitik zu machen und Betriebe anzusiedeln? Was wurde eigentlich aus dem Papin-Projekt in Arnbach?
Es wäre interessant zu wissen, ob die/das vorliegende(n) Gutachten mittels Siegel als Gerichtssachverständiger gezeichnet worden ist oder der Gemeinderat im Vorfeld zur Gutachtenserstellung informiert worden ist, dass die beiden Herren keine Gerichtszertifizierung für die "Bewertung von Immobilien" haben sondern für andere Fachgebiete geprüft, eingetragen und zertifiziert sind!
Das Verzeichnis der Gerichtssachverständigen inklusive der dazugehörigen Fachgebiete ist öffentlich zugänglich und sehr simple über diverse Suchmaschinen abfragbar.
Wenn die Immobilienbewertung als "Gutachten gemäß Liegenschaftsbewertungsgesetz und den dazugehörigen Normen" tituliert wurden und mit Siegel gezeichnet worden sind, dann ist dies doch sehr bedenklich (Haftung, kein Versicherungsschutz, Gewerbeberechtigung zur Erstellung von Bewertungsgutachten?) und die Vorgehensweise zu hinterfragen - sollten auch diverse Immobilienexperten wissen.
Sillian muß Reich sein weil sie auf 30000 Euro verzichten.
mich würde auch interessieren was herr schranzhofer als gemeinderat und immobilienmakler (also experte) zu dem verkaufspreis sagt.
seinen kunden hätte er einen verkauf zu diesen kokditionen wohl nicht empfohlen. bei gemeindevermögen ist es aber egal weil draufzahlen tun eh die steuerzahler und geld ist ja genug da.
Wurde die Liegenschaft von einem Gutachter bewertet, der unbefangen ist?
eine Verschleuderung von Gemeindevermögen - wie kann ein halbwegs vernünfter Mandatar hier nur mitstimmen. Die nächste Wahl, und damit die ABWAHL kommt bestimmt.
Das sind eben die Sillianer. Die können stunden-, tage- und jahrelang diskutieren. Deshalb haben sie ja auch heute noch keine Umfahrung ...
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