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„Aerosole mio“ als aktueller Hit im Schulhaus?

Gilt neuerdings: Singen + Klingen = Umbringen? Leserbrief eines Lienzer Lehrers.

Was für ein Paradigmenwechsel! Noch vor wenigen Monaten las man Schlagzeilen wie „Singen ist gut für Herz, Lunge und allgemeine Fitness“, „Singen stärkt die Abwehrkräfte“ oder ganz einfach „Singen macht glücklich“. Dahinter verbargen sich Studienergebnisse international renommierter Institute, in denen es nur so von steigender Anzahl an Immunglobulinen A, von die Stimmung aufhellenden Hormonen wie Beta-Endorphine und Serotonin bei gleichzeitig abgebauten Stresshormonen wie Cortisol wimmelte, ganz zu schweigen von den positiven psychosozialen Auswirkungen gemeinschaftlichen Singens. Jetzt entdeckt man Headliner wie „Darum ist Singen so gefährlich“, „Corona-Superspreader: Aerosol-Ansteckungsgefahr ist beim Singen am größten“ oder gar „Wenn Singen tötet“. Dahinter verbergen sich jedoch häufig Halbwissen bzw. Mutmaßungen über mögliche Ansteckungswege im Zusammenhang mit Chorproben. Sucht man nach fundierten Berichten, stößt man hingegen immer wieder auf dieselben mageren Quellen: Eine Versuchsreihe der Universität der Bundeswehr in München und Studie des Bayerischen Rundfunks gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Erlangen und dem LMU Klinikum München. Beide arbeiteten mit professionellen Musiker*innen, beide erzielten voneinander abweichende Ergebnisse, und beide blieben vage, was die Empfehlungen für das Singen (und Musizieren auf Blasinstrumenten) betrifft. Was die Entwicklungen der letzten Monate für Bläser wie mich bedeuten, soll hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein. Doch was heißt das für den Lehrer einer „Volksschulklasse mit musikalischer Schwerpunktsetzung“, für den das gemeinsame Singen fixer täglicher Programmpunkt ist? Muss ich mich jetzt wappnen, wegen „Beihilfe zur fahrlässigen Tötung“ (Familienmitglieder/Risikogruppen ...) angeklagt zu werden, wenn ich morgens mit einem Muntermacher-Song starte? Oder beginnt der Schultag mit der Aufforderung: „Guten Morgen, Kinder! Wir setzen die Masken auf und singen ein fröhliches Lied!“? So ähnlich sieht es der Leitfaden des Bildungsministeriums ab Ampelfarbe „Gelb“ vor. (Nebenbei zitiert, ergaben auch Tests mit Masken, „dass diese die Verbreitung der Aerosole zwar eindämmt, aber auch weiterhin ein Teil der Aerosole leicht strahlartig nach oben und zur Seite austraten, da die Masken an den Seiten und der Nase nicht vollständig dicht abschließen“, so die erwähnte LMU-Studie.) Vielleicht lautet meine Anweisung auch so: „Kinder, zieht euch warm an, wir gehen in den Hinterhof, wo wir niemanden stören, und lernen ein Weihnachtslied!“ („Hurra!!!“ höre ich da schon alle brüllen, doch Brüllen soll ja noch viel gefährlicher sein.) Wie also soll ich umgehen mit der „neuen (Schul-)Normalität“? Es ist mir einfach ein Herzensanliegen: Das Singen als uraltes und essentiell menschliches Kulturgut muss erhalten werden bzw. bleiben. Schon am Ende des vergangenen Schuljahres war spür- und hörbar, wie der Gesang der Kinder unter der Schulschließung gelitten hat. Wenn wir jetzt weiterhin übervorsichtig agieren, gefährden wir ein zutiefst menschliches Grundbedürfnis. Die Erkenntnisse aus Studien mit Berufssänger*innen unmittelbar auf Volksschulkinder zu übertragen, ist so, als würde man die Trainingsmethoden des FC Bayern München mit der U10 eines Dorfvereins praktizieren. Fazit: Lasst unsere Kinder frei singen, denn SINGEN TUT KÖRPER UND SEELE GUT – und genau das brauchen wir jetzt zum Schulstart am dringendsten!
Klaus Schneeberger Lehrer einer Volksschulklasse mit musikalischem Schwerpunkt in der VS Lienz Süd PS: Ein Lienzer Adventmarkt MIT Alkohol, aber OHNE Chöre – das stimmt mich nachdenklich ...

12 Postings

Klaus Schneeberger
vor 4 Jahren

Danke an ALLE, die mittels Postings ihre Meinung kund getan haben - es lebe die FREIE MEINUNGSÄUßERUNG!

 
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    Marylu
    vor 4 Jahren

    Vielen Dank Herr Schneeberger für Ihren menschlichen Beitrag! Es sollte mehr so mutige Menschen geben, die verstehen wie wichtig eine gute Immunabwehr ist und was diese stärkt oder schwächt.

     
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Maru
vor 4 Jahren

Danke Klaus, du sprichst aus was so viele denken. Ich finde es toll, das du dich für unsere Kinder stark machst.

 
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S-c-r-AT
vor 4 Jahren

Leider schon wieder jemand, der meint, er müsse öffentlich zum Boykott gegen die gültigen Maßnahmen blasen. Manchmal wäre es auch für Lehrer angebracht, einfach nichts zu sagen.

 
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    beobachter52
    vor 4 Jahren

    Manchmal wäre es auch für so manchen Poster angebracht, nichts zu schreiben.

     
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      S-c-r-AT
      vor 4 Jahren

      Dann gehen Sie am besten gleich mit gutem Beispiel voran. 😂😂

       
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Denksport
vor 4 Jahren

Bravo! Genau so empfinde ich es auch. Ich bin zwar keine Sängerin und habe auch keine Schüler, aber die momentane Situation geht zu Lasten der Lebensfreude. Singen, Schreien, Lachen, Musizieren und Tanzen sind doch Ausdruck dafür und sind seit Monaten "böse". Es heißt ja auch: "Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe."

 
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heli52
vor 4 Jahren

Gratuliere, Klaus! Deinen Ausführungen kann ich zu 100 % zustimmen! Ich wünsche euch "trotz der besonderen Situation" ein erfolgreiches und vor allem auch frohes Schuljahr!

 
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thinker
vor 4 Jahren

Für mich ist es wirklich erstaunlich, wie schnell sich ein Pädagoge in so kurzer Zeit zu einem Experten im Bereich ,,Virologie“ entwickelt. Meines Erachtens geht es in diesem Kontext nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern vielmehr darum, was JEDE/R dazu beitragen kann, um die Pandemie einzudämmen. Jede/r trägt eine Mitverantwortung und ist auch dazu verpflichtet, sich an gesetzliche Regelungen zu halten. Und nebenbei: Die steigenden Corona – Zahlen beweisen doch eindeutig, dass es sich hier nicht um Halbwissen handeln kann.

 
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    beobachter52
    vor 4 Jahren

    Lieber @thinker, bitte um Aufklärung: Was bedeuten die "steigenden Corona-Zahlen" in Osttirol?

     
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      S-c-r-AT
      vor 4 Jahren

      Lieber beobachter52, Strecken Sie sich mal, vielleicht sehen Sie dann über den Desserttellerrand. In einer globalisierten Welt (die übrigens voll in der Pandemie drinhängt) das kleine Osttirol als seeliges Gallien ins Rennen zu werfen, erheitert mich wirklich sehr.

      Sollten die Zahlen auch in Osttirol wieder steigen, können Sie sich gerne hinter Ihrem Gartenzaun verstecken und von dort dann rauspöbeln.

      Zum Glück gehören Sie und die restlichen 16 "Stimme nicht zu"-Persönlichkeiten zu einer überschaubaren Minderheit, die ohnehin nichts zu melden hat. Die wirklichen Entscheidungsträger denken wie ich und handeln auch in meinem Interesse. Dumm gelaufen, nicht?

       
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      beobachter52
      vor 4 Jahren

      Liebe(r?) S-c-r-AT! Tut mir wirklich leid, dass ich nicht zu Ihrer aufgeschlossenen, globalisierten, toleranten Gruppe gehöre, die sich über Andersdenkende "erheitern" kann! Leider gehöre ich zur "überschaubaren Minderheit, die ohnehin nichts zu melden hat"! Jetzt reicht es aber mit der Ironie! Ich bin stolz, zu der Gruppe zu gehören, die es wagt, ihre Meinung zu vertreten, die versucht, Andersdenkende mit Argumenten zu überzeugen, die vor allem andere Meinungen nicht lächerlich macht! Ich hoffe doch, dass wir "Stimme nicht zu-Persönlichkeiten" auch mitdenken und mitreden dürfen und nicht in einer Diktatur Ihrer Gesinnungsgenossen Untertanen sein müssen! Außerdem glaube ich, dass wir (hoffentlich) immer noch zur (wenn auch vielleicht schweigenden) Mehrheit gehören!

       
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