Gelegentlich landen diese beiden Freizeitattraktionen aber auch in den Tagesmeldungen und zwar dann, wenn ein Hubschrauber abhebt um Verletzte zu bergen. Wir sind deshalb der Frage auf den Grund gegangen, wie gefährlich diese Outdoor-Sportangebote im Lienzer Becken wirklich sind und haben mit dem Ortsstellenleiter der Lienzer Bergrettung, Thomas Zimmermann gesprochen.
Dieser sieht die Lage eher entspannt und lobt vor allem das Sicherheitskonzept des Bikeparks am Hochstein: „Da wüsste ich nicht, was die Betreiber besser machen könnten.“ Mit Betreibern meint er den Verein „Ride free Osttirol“ und die Lienzer Bergbahnen. Die Zusammenarbeit mit diesen Playern funktioniere tadellos: „Wir Bergretter werden in alle Entscheidungen eingebunden.“
Zimmermann nennt auch die aktuellen Einsatzzahlen. In der laufenden Saison kam es in der Galitzenklamm und im Bikepark bisher zu jeweils vier Bergrettungseinsätzen. Am Hochstein flog dabei drei Mal der Hubschrauber an, in der Klamm bis dato ein einziges Mal. Zum Vergleich: Im letzten Jahr rückte die Bergrettung zu 13 Einsätzen an den Biketrails aus und neun Mal ging es in die Galitzenklamm – jeweils vier Einsätze davon mit Hubschrauber.
Werner Frömel, vom TVBO als Verantwortlicher in der Galitzenklamm eingesetzt, präzisiert: „Bei den vier Unfällen in dieser Saison gab es nur in einem Fall einen Sturz ins Seil“. Bei den anderen drei Einsätzen waren Selbstüberschätzung oder Erschöpfung Grund für den Notruf.
Immer wieder stellen sich Beobachter die Frage, ob die teuren Hubschraubereinsätze unverzichtbar sind. Für den Hochstein gibt es darauf eine klare Antwort von Bergretter Zimmermann: „Wird in der Alarmierung eine akute Verletzung angegeben, fordern wir immer einen Rettungshubschrauber an.“ Der Grund dafür sei, dass der Peter Sagan-Trail – wo alle vier Einsätze des heurigen Jahres hinführten – für die Bergretter schwer erreichbar ist: „Hier würden bis zu 45 Minuten vergehen, ehe wir beim Verletzten sind.“
Deshalb setzt der Hubschrauber zuerst einen Notarzt beim Verletzten ab und fliegt dann die Bergretter vom Gribelehof mittels Tau nach oben. Diese bringen den Verunfallten dann an eine passende Stelle, wo dann wiederum der Hubschrauber wartet. Zimmermann: „Das klappt optimal, wir waren letztens in 17 Minuten vor Ort.“
Doch sind die Trails am Hochstein generell zu gefährlich? „Es ist nicht unsere Aufgabe, den Bikepark zu kritisieren. Uns ist nicht aufgefallen, dass dort etwas grob fahrlässig ist. Die Trails wurden ja vom Land so abgenommen“, betont Zimmermann. Der Leiter der Lienzer Bergbahnen, Mario Tölderer, schlägt in dieselbe Kerbe: „Man sollte schon auch bedenken, dass es sich hier immer noch um eine Extremsportart handelt. Das Angebot wird immer beliebter und wo viel los ist, passieren logischerweise auch mehr Unfälle. Wir haben aber Guides und Einschulungen, die die Leute nur in Anspruch nehmen brauchen.“Die Zahl der Unfälle stellt Tölderer den Frequenzzahlen gegenüber: „Das Land Tirol hat an beiden Trails eine Messstelle installiert. 2019 verzeichneten wir auf dem Sagan- und dem Lakata-Trail insgesamt 21.536 Fahrten. Dabei gab es 13 Einsätze der Bergrettung.“ Trotz Corona rechne man heuer mit noch mehr Fahrten am Hochstein. Bis Mitte Juli fuhren bereits 13.000 Biker über die Trails auf dem Lienzer Hausberg. Die Bergrettung rückte, wie erwähnt, vier Mal an.
Eine, zuletzt vermehrt diskutierte, Altersgrenze lehnen Tölderer und Zimmermann ab. Letzterer plädiert auch an die Verantwortung der Eltern und stellt klar: „Hier fährt jeder freiwillig hinunter.“ Zimmermann kennt den Trail aus eigener Erfahrung: „Als größte Gefahr sehe ich dort die Geschwindigkeit. Letztes Jahr meinte ein kleiner Bursche zu mir ‚fahr zur Seite Opa, du bist zu langsam‘“.
Als weitere Gefahrenquelle bringt Tölderer Vandalismus ins Spiel: „Im letzten Jahr und auch heuer wurden immer wieder Glasscherben auf den Strecken verteilt und teilweise sogar in die Kurven gesteckt.“ Weil sich diese Vorfälle häufen, glaubt der Bergbahn-Vorstand nicht an Zufall. Sein Team säubert die Trails regelmäßig.
Um Anfänger besser auf die Trails vorzubereiten, wurde in den letzten Wochen ein neuer, dritter Trail auf dem Hochstein errichtet. Die sogenannte „Blue Line“ soll die Zahl der Unfälle weiter senken und Ungeübte besser an die Sportart heranführen.
Auch in der Galitzenklamm versucht man, Fehleinschätzungen des eigenen Könnens entgegenzuwirken. Die Klettersteige sind grundsätzlich so gestaltet, dass ungeübte Kletterer schon beim Einstieg an einem für sie zu schwierigen Steig scheitern. „Die Zahl der Bergrettungsalarmierungen in der Galitzenklamm konnte so vom Sommer 2018 (18 Einsätze) auf den Sommer 2019 mit neun Einsätzen halbiert werden“, erklärt Werner Frömel.
Im Gegensatz zum Bikepark sieht Bergretter Thomas Zimmermann an den Felswänden aber das eine oder andere Problem, vor allem, weil Klettersteige eine trügerische Sicherheit vermitteln würden. Er beobachte, dass die Ausrüstung der Kletterer oft nicht ordnungsgemäß und teilweise sehr veraltet sei: „Da ist es besser, wenn sie nicht stürzen.“ Private Ausrüstungen werden von den Betreibern der Galitzenklamm nicht überprüft. Leiht man sich ein Klettersteigset aus, muss man eine Haftungserklärung unterschreiben, in der man bestätigt, dass man mit der Ausrüstung umgehen kann.
Einweisungen oder Einschulungen am Felsen sind nicht vorgesehen, man kann aber einen Kurs über den TVBO buchen. „Bei Kindern sind wir besonders streng, eine Mindestgröße muss erreicht werden und sie müssen das Prinzip der doppelten Sicherung beherrschen“, so Frömel. Außerdem empfehle man allen Neueinsteigern, zuerst den Übungsklettersteig zu bewältigen.
Eine weitere Gefahr in der Klamm sind Steinschläge, wie sie etwa unlängst in der Bärenschützklamm in der Steiermark passiert sind. „Wir lassen die Galitzenklamm einmal im Jahr von einem Geologen überprüfen. Heuer war außerdem ein Statiker da“, betont Frömel. Trotz all der Investitionen lasse sich ein Steinschlag nie komplett ausschließen. „Das hat es in den Bergen immer schon gegeben, nur sind heute viel mehr Menschen unterwegs. Daher ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass jemand getroffen wird“, erklärt Zimmermann. Er und Frömel sind sich einig, dass solche Vorfälle durch den Klimawandel noch verstärkt vorkommen werden, „besonders in Gletscherregionen, wenn der Permafrost im Gestein schmilzt.“
Autoren: Roman Wagner, Anna Maria Huber
18 Postings
Beim Autofahren passieren ja auch Unfälle, und trotzdem fährt jeder, obwohl einige auch damit überfordert sind.
Es neigen immer mehr Menschen dazu anderen die Schuld zu geben anstatt ein zusehen dass man sich aufgrund Selbsteinschätzung überschätzt hat! Nur weil man einen Trail oder einen Kletterpark hat heisst das nicht gleich JEDER ist dieser Herausforderung Mächtig! Aber es gibt ja keine eigenen Fehler oder nein man fährt den Trail nicht schneller... es muss immer einen Schuldigen geben davor is keiner zufrieden! Es passieren überall und jederzeit Unfälle EIGENVERATWORTUNG Vorbereitung und auch Selbsteinschätzung sollten schon noch bei Unfällen zuerst geklärt werden!
Man könnte ja an den Grenzen große Tafeln aufstellen, wo in kleiner Schrift alles und jedes angeführt wird, das in Österreich gefährlich sein könnte. Damit würden alle gewarnt und können niemanden mehr erfolgreich klagen. Leider ist das bei der derzeitigen Praxis der Rechtsprechung notwendig. Kein Richter traut sich zu sagen, daß jemand mit ausreichend blödem Verhalten selbst schuld an seinem Unglück ist.
Doch, es gibt durchaus Richter, die sich trauen, das zu sagen. Und auch "Hinweise an der Grenze, was alles gefährlich sein könnte", ändern nichts an der Sorgfaltspflicht des zB Wegehalters oder Betreibers von Freizeiteinrichtungen. Ob der Betreiber besser vorsorgen hätte müssen oder der Verletzte einfach zu blöd war, ist jeweils im Einzelfall zu beurteilen.
Warum muß bei uns immer alles gleich schlecht reden...nur weil mal ein paar ihr Können überschätzen.....ist ja alles nichts Neues...und Unfälle gibts überall.....nur weil man sie halt hier unmittelbar mitbekommt...weil wiedermal der Hubschrauber fliegt..... Würde nicht gemacht werden...gäbe es wieder diejenigen...die schimpfen....warum gibts das bei uns nicht... Ich selber nutze diese Angebote ja nicht...da total unsportlich....aber finde es toll....das es möglich für andere ist....das alles zu nutzen...inklusive Eigenverantwortung...
Die Stadt Lienz mit Marketingchef Januschke wollte ihren "Adventure"-Berg. Jetzt haben sie ihn. So ein Projekt kommt immer mit Vor- und Nachteilen. Sollen doch alle einfach zufrieden sein.
Was ist denn mit der Eigenverantwortung der Benützer!? Immer werden bei Unfällen überall die Betreiber zur Verantwortung gezogen. Ich muss ja selbst wissen was ich kann! Ich kann auch nicht zb. einen Paragleitflug machen wenn ich es nicht kann und mich nachher wundern. Vorallem die E-biker trifft man jetzt auf den höchsten Gipfeln an und dann glauben sie noch eine Meisterleistung gemacht zu haben.
Interessant wäre noch zu wissen, wie oft die 2 Gemeindearbeiter der Stadt Lienz (die auch Bergretter sind) ausrücken mussten, um überforderten Klettersteiggehern aus der Patsche zu helfen. Sind diese "Einsätze" auch in der Statistik?
Die Antwort lautet Ja. Wir haben uns erkundigt. Sogar sechs Mitarbeiter der Stadt Lienz sind als Bergretter ausgebildet und werden generell für Einsätze der Bergrettung auch während ihrer Dienstzeit freigestellt. Ein Einsatz wird immer (!) über die Leitstelle abgewickelt, also über Notruf 140. Wenn ortskundige Kletterer ab und zu jemandem „aus der Patsche“ helfen, dann passiert das spontan, nicht während der Arbeitszeit und ist deshalb auch kein Einsatz.
Danke für die Antwort
Diese Bikeparks und speziell diese vollkommen unfähigen E-Bikefahrer, die unmotorisiert sowieso auf keinen Berg hinauf kommen würden (ist ja auch keine Sportart, ein Tretmofa hat auch Pedale), stellen eine sinnlose Gefährdung dar und haben auf einem Berg überhaupt nichts verloren, der Hochstein hätte durch nachhaltige Ideenfindung definitiv Potential gehabt ein Erlebnisberg zu werden und damit auch wirtschaftlich erfolgreich zu werden, die Verantwortlichen sind jedoch derzeit leider mit aller Macht dabei diese durch das Abkupfern von nordtiroler Ballermanntourismusideen zunichte zu machen!!!
Den LBB fehlt es leider im gesamten Entscheidungsgremium an qualifizierten, erfahrenen und unparteiischen Fachleuten!!!
Dem stimme ich vorbehaltlos zu. Um ein paar Betten zu füllen und um bei den LBB ein paar Fahrkarten verkaufen zu können, nimmt man alle diese Probleme als "Kollateralschäden" billigend in Kauf. Schuld sind natürlich die Deppen, die diese trails benutzen, niemals jedoch diejenigen, die diesen Unsinn verzapfen. Man darf zwar keine Brettljause mehr auf Holz servieren, dafür aber Menschen diese trails herunterhetzen. Gott Mammon werden wieder und wieder Opfer gebracht - und immer sind dieselben "Macher" dabei, aber niemals verantwortlich.
Niemand "hetzt" Menschen "diese trails herunter" (offenbar gemeint: hinunter). Beim Klettern ist es relativ klar: Wenn ich aufgrund mangelnden Könnens zB einen 8er nicht schaffe, muss ich herunten bleiben. Aber beim Biketrail fährt man natürlich mit der Gondel oder mit dem Elektromoped hinauf, und wenn Dilettanten in die Botanik köpfeln, ist der Betreiber Schuld.
Um mit anderen Skigebieten noch mithalten zu können, müssen die Betreiber hochmoderne Anlagen zur Verfügung stellen. Das wird nunmal hauptsächlich von den Touris mitfinanziert, in welcher Form auch immer. Der Zeitraum zum Skifahren im Winter wird immer kürzer, daher versuchen die Seilbahner viel in den Sommerbetrieb zu investieren. Am Ende des Tages braucht es bewährte, abgekupfterte Konzepte aus "Ballermannregionen". Und... jährliche Erhöhungen der Ticketpreise... Bin mal gespannt wie´s in 10Jahren aussieht.
Ich denke das Geschehen am Hochstein ist nicht mit Ballermanntourismus zu vergleichen. Nur weil ein paar Radfahrer über vorgegebene Routen zu Tal fahren ist das kein Ballermann.
Wohl noch nie selber am e bike gesessen? Da lad ich dich doch mal herzlich ein auf eine Tour mitzukommen. Mal sehen ob dann noch so große Töne spuckst. Kannst auch gern mal den Motor ausschalten und ohne rauf treten. Ich denk aber du würdest bei uns auch im Turbo Modus nicht nachkommen ;)
Klar, es gibt Leute die nun auf den Hütten anzutreffen sind, die würden ohne Motor nicht rauf kommen,.. Aber wen interessierts? Manch einer ist wie ein Bekannter nicht mehr körperlich in der Verfassung extreme Leistung zu bringen, nach einem Unfall. Er war früher aber selber sehr guter Mountainbiker. Warum soll er nun Zuhause bleiben wenn er mit dem E Bike immer noch sportlich aktiv sein kann? Wahrscheinlich weil du und andere es lächerlich machen aber selber keine Ahnung haben.
Man muss schon ein wenig differenzieren: Es gibt E-Bike-Piloten, die offenbar radfahren können, aber eine Strecke, die sie auch "ohne" fahren könn(t)en, mit dem E-Bike schneller und schonender bewältigen. Solche sieht man gerade in Osttirol ziemlich häufig, und da wird auch niemand etwas dagegen sagen. Andererseits gibt es aber auch viele, die mit dem E-Bike fahren wie mit einem Moped und nicht einmal die Bremse finden. Vom Spurhalten ganz zu schweigen. Diese E-Bike-Fahrer sind ein echtes Ärgernis, und für ihre Verletzungen (und diejenigen allfälliger unschuldiger Kontrahenten) sollten sie selbst aufkommen.
@osttirol20 Die Aussage "diese vollkommen unfähigen E-Bikefahrer, die unmotorisiert sowieso auf keinen Berg hinauf kommen würden" finde ich ziemlich unverschämt. Ich besitze und benutze, je nach Lust und Laune, mal mein Mountainbike dann wieder mein E-Bike. Bin ich dann mal ein unfähiger und dann wieder ein fähiger Biker? Ich schäme mich nicht, wenn ich mein E-Bike benutze....nein, ich erfreue mich meines Lebens und genieße die Zeit. Wäre auch ein Tipp für Sie, nicht so verbissen durchs Leben zu gehen.
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