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Ein Wächter der Zeit und seine „Erwecker“ auf der Mauer von Schloss Bruck. Fotos: Dolomitenstadt/Huber

Ein Wächter der Zeit und seine „Erwecker“ auf der Mauer von Schloss Bruck. Fotos: Dolomitenstadt/Huber

„Wächter der Zeit“ weilen auf Schloss Bruck

Eine interaktive Ausstellung regt zum Nachdenken über die (Er)schöpfung an.

Aus zwei „Trinitäten“ setzt sich eine neue Ausstellung auf Schloss Bruck zusammen: Zum einen haben sich drei Künstler als Trio gefunden - der Lienzer Andreas Weiskopf und die beiden Linzer Manfred Kielnhofer und Roland „Rolo“ Geisberg - zum anderen stellen sie gemeinsam drei „Wächter der Zeit“ aus.
Einer der drei Wächter scheint mit Blick auf die Stadt vor Schloss Bruck zu meditieren.
Wer sich derzeit zu Fuß auf den Weg zum Schloss Bruck macht, der begegnet der ersten Skulptur schon im Schlossgarten. Mit Blick auf Lienz scheint eine Gestalt in goldener Kutte zu meditieren. Ein zweiter lässt sich auf der Burgmauer links vor dem Eingangstor finden. Im Hof von Schloss Bruck vollendet eine weitere Figur das Trio der Wächter. Spaziert man an ihnen vorbei, hat man fast das Bedürfnis ihnen die Kapuze vom Kopf zu ziehen. Was sich wohl dahinter verbirgt? Im Fall der „Wächter der Zeit“ ist es eine Leere.
Die drei Künstler Andreas Weiskopf, Manfred Kielnhofer und Roland "Rolo" Geisberg mit einem lebendigen Wächter.
„Eine Anspielung darauf, dass wir alle nur Fassaden sind, jeden Tag schlüpfen wir in 50 bis 100 verschiedene Rollen, ohne es zu merken“, meint Andreas Weißkopf. Für den Künstler Manfred Kielnhofer hat die leere Kutte eine Art Schutzsymbolik. Die Idee für die „Guardians of Time“ kam ihm in einer Zeit, in der es ihm selbst nicht so gut ging. Vor etwa zehn Jahren entstand dann der erste Wächter, seitdem sind viele weitere in allen möglichen Größen, Materialien und Farben dazugekommen und wurden in aller Welt ausgestellt. Drei davon weilen nun auf Schloss Bruck. Das besondere an ihnen: In Wirklichkeit sind die alles andere als „leer“. Andreas Weiskopf hat ihnen eine Stimme verliehen, Rolo Geisberg die Musik dazu geschrieben. Um zu hören, was die Wächter zu sagen haben, können die Besucher auf den Skulpturen angebrachte QR-Codes scannen. Passend zu den mystischen und nachdenklich stimmenden Wächtern hört man leicht anschwellende Klaviermusik, die dann immer dramatischer wird und die Stimme von Andreas Weiskopf untermalt, der die „Erschöpfungsgeschichte“ erzählt - eine Umkehr der biblischen Schöpfungsgeschichte, die statt auf Liebe auf Hass baut und mit der Zerstörung der Umwelt und schließlich auch des Menschen selbst endet.
Visuell mögen die "Wächter der Zeit" leer erscheinen, durch die Stimme von Weiskopf und die Musik von Geisberg erwachen sie zum Leben.
Eine Ausstellung, die unaufdringlich zur Reflexion über das eigene Verhalten gegenüber unserer Umwelt anregt und sich mit den Möglichkeiten der neuen Technologien spielt. Wer den „Erschöpfungsbericht“ von Andreas Weiskopf lieber analog in den Händen hält, der kann das Buch der „Sprechenden Wächter“ auf Schloss Bruck erwerben. Bis 26. Oktober 2020 werden die drei „Wächter der Zeit“ noch auf und rund um Schloss Bruck zu sehen sein.
Anna Maria Huber schreibt als freie Autorin nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

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