„Straßenzeitung“ – Woran denken Sie, wenn sie diesen Begriff lesen? An den Mann mit Migrationshintergrund, der bei den Einkaufswägen von Hofer oder MPreis geduldig wartet, bis ihm jemand eine seiner Zeitungen abkauft? Oder daran, wie Sie beim letzten Besuch einer Großstadt eine Straßenzeitung gekauft und das Blatt ungelesen im Papierkorb des Hotelzimmers entsorgt haben, weil sie eigentlich nur eine „gute Tat“ vollbringen wollten?
Denken Sie um! Vor mir liegt das Juli-Heft des „20er“, es ist die Tiroler Version der Straßenzeitung, die immer schon sehr ambitioniert gemacht war, nach einem Relaunch aber fulminant den Rahmen dessen sprengt, was man sich am Supermarkt-Eingang von einem Medium dieser Art erwartet. Ich mach es kurz: Aus meiner Sicht ist der aktuelle 20er, verfasst und gestaltet von einem ambitionierten Team rund um die neue Chefredakteurin Rebecca Sandbichler, das derzeit aufregendste Monatsmagazin Tirols. Im Juni steuerten unter anderen Peter Pilz und Anneliese Rohrer Kommentare zum Thema Korruption bei. Philosophin Lisz Hirn, Verfassungsrechtler Karl Weber und Umweltanwalt Johannes Kostenzer zählen zu den regelmäßigen Kolumnisten der Straßenzeitung, die jede Ausgabe einem Schwerpunktthema widmet. Im Fokus der aktuellen Ausgabe steht das Wasserkraftwerk Sellrain-Silz, ein ökologisch und sozial hoch umstrittenes Megaprojekt der Tiwag.
Spätestens mit dem Ende von „Echo“ verödete der Tiroler Printmarkt zusehens zu einer hübsch anzusehenden aber inhaltsleeren Sammlung von werblich aufgemachten Lifestyle-Titeln, massiv von der Wirtschaftskammer, der Tirol Holding und der Landesregierung gesponsert, ohne journalistischen Biss und investigativen Ehrgeiz. In dieser Einöde inhaltlich blank polierter Advertorials im Zeitschriften-Layout ist der neue 20er nicht nur ein Leuchtturm journalistischer Unabhängigkeit, sondern auch ein längst überfälliges Tiroler Kulturmagazin mit Mut zur Subkultur und einer Verbreitung auch jenseits elitärer Insiderzirkel.
Sie spüren meine Begeisterung, liebe Leserinnen und Leser von Dolomitenstadt, eine Begeisterung, die sich auch darauf gründet, dass wir Partner der Straßenzeitung sein dürfen! Einerseits werden wir regelmäßig Reportagen, Essays und Interviews der jeweils aktuellen Ausgabe des 20er „anteasern“, um auch den Dolomitenstadt-LeserInnen Lust auf den Kauf des Magazins zu machen. Andererseits werden wir ab Herbst auch Stories aus Osttirol buchstäblich in die Straßen der Landeshauptstadt bringen. Nach Südtirol – wo salto.bz unser Partnermedium ist – weiten wir unseren Wirkungskreis nun auch auf Nordtirol aus. Da wie dort gilt: Am besten passen Medien zu uns, die unabhängig und kritisch sind, mit einem frischen Zugang zu Politik, Kultur und wichtigen Themen unserer Zeit.
Neugierig auf den neuen 20er? Es gibt ihn in Lienz manchmal vor dem MPreis in der Beda-Weber-Gasse und vor dem Hofermarkt in der Kärntnerstraße, immer im Solali in der Schweizergasse. Online gibt es ihn im Austria Kiosk.
Seit 1998 wird der 20er auf Tirols Straßen verkauft und vom „Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Tirol“ herausgegeben. Der 20er ist ein Projekt, das auf Gegenseitigkeit beruht: Menschen, die sich in sozialen Notlagen befinden, verkaufen die Zeitung und erhalten für jedes verkaufte Exemplar die Hälfte des Verkaufspreises. Der 20er erhält keine Subventionen sondern finanziert sich aus dem Verkauf der Zeitung, Spenden und Inseraten.
Was haben Peter Pilz und Lisz Hirn gemeinsam?
Beide schreiben im neuen 20er, dem aufregendsten Printmagazin Tirols.
3 Postings
Das Peter Pilz sich als "Redakteur versucht" sehe ich jetzt nicht als Qualitätsmerkmal. Im Gegenteil! Der "20er" hat zweifelsfrei Qualität - Pilz gehört da aber sicher nicht dazu!
Ich sehe schon die Schlagzeile vor dem nächsten Lockdown: "Hamsterkäufe beim M-Preis!"
Gebe Gerhard Pirkner recht. Der 20er ist eine wirkliche Qualitätszeitung. Besonders interessant ist in diesem Heft auch ein Interview mit Markus Wilhelm.
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