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Landtag für Herdenschutz und Wolf-Studie

Tirol kommt an europäischer Gesamtlösung nicht vorbei und fordert Unterstützung vom Bund.

Wie mit Wölfen in den heimischen Gefilden umgegangen werden soll beschäftigt die Politik ebenso wie die dolomitenstadt.at-Leserschaft in den Kommentaren. Herdenschutz, ein aktives Wolfsmanagement oder die Ausweisung der Weide- und Almgebiete als „sensible Zonen“ bis hin zur Forderung nach unbürokratischeren Abschussfreigaben – klar ist, dass das Land Tirol alleine nicht viel ausrichten kann. Die großen Beutegreifer, zu denen auch der Wolf zählt, genießen den höchsten Schutz der Europäischen Union.

Wölfe stehen per EU-Gesetz unter strengstem Schutz. Foto: unsplash/Michael Mazzone

Die NEOS haben in einem Antrag den Umgang mit den Tieren in der Landtagssitzung am 2. Juli wieder auf den Tisch gebracht. Einstimmig haben sich die Landtagsabgeordneten nach einigen Abänderungen dafür ausgesprochen, mit ihren Forderungen einer gesamteuropäischen Lösung zur Wolfspopulation und einer Möglichkeit, Alm- und Weideflächen als „wolfsfreie Zonen“ ausweisen zu können, an die Bundesregierung heranzutreten. Diese sollte in weiterer Folge auf europäischer Ebene eine Veränderung bewirken.

Wolfsfreie Gebiete zu definieren sieht der WWF allerdings als kaum umsetzbar, weil sich Wildtiere zum einen nicht an willkürliche Zonierungen halten könnten, zum anderen sei der Wolf eine weit wandernde Tierart, die mehr als 70 km pro Tag zurücklegen könne, so WWF-Biologe Christian Pichler. Er sieht in den „sensiblen Zonen“ nur eine weitere künstliche Rechtfertigung, die für Abschüsse konstruiert werde – was per EU-Gesetz strengstens verboten ist.

Die Landtagsabgeordneten fordern die Landesregierung auf, an die Bundesregierung heranzutreten damit der Wolfsmanagementplan aus dem Jahr 2012 evaluiert und aktualisiert wird. Das Bundesland Tirol sollte dabei besondere Berücksichtigung finden. Herdenschutz-Pilotprojekte sollen vorangetrieben werden, um daraus Erkenntnisse hinsichtlich der topographischen und der kleinstrukturierten Gegebenheiten der Tiroler Almwirtschaft zu ziehen.

NEOS-Landtagsabgeordneter Leitgeb sieht Einstimmigkeit bei der Wolfs-Thematik, kritisiert allerdings geplante Studie.

Außerdem will man eine Studie in Auftrag geben, die die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Wiederansiedlung des Wolfes, die Auflassungen von Almen und Weiden sowie die Gefährdung von Menschen durch große Beutegreifer beleuchten soll.

NEOS-Abgeordneter Andreas Leitgeb hält dies nicht für notwendig. „Schließlich liegt bereits eine 500-Seiten starke gutachterliche Stellungnahme der Boku Wien zu den Auswirkungen rückkehrender Wölfe vor – unter anderem beauftragt und gefördert vom Land Tirol. Darin finden sich die Antworten, die sich die Landesregierung jetzt durch eine teure Studie erwartet“, so Leitgeb, den aber freut, dass der Landtag mit dem einstimmigen Beschluss ein klares Zeichen gesetzt habe, dass alle Parteien dasselbe Ziel verfolgen.

Das sehen auch die Grünen so. "Dieser Antrag ist eine klare Absage an die populistischen Töne in dieser Debatte“, so der Landtagsabgeordnete Georg Kaltschmid. „Wir haben in Tirol ausreichend Konzepte zum Umgang mit dem Wolf, wir haben eine gute rechtliche Handhabe und wir haben auch das notwendige Geld für Präventionsmaßnahmen zu Verfügung gestellt. Was jetzt noch fehlt ist, dass wir ins Tun kommen. Allen voran liegt es jetzt an den Landwirten, dem Herdenschutz eine Chance zu geben. Genügend Geld steht bereit." Letztendlich muss aber trotz allen Bestrebungen des Landtages erst ein Vorstoß auf EU-Ebene gelingen.

Anna Maria Huber schreibt als freie Autorin nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

Ein Posting

BerglerAT
vor 4 Jahren

Dass die NEOS zu dieser Thematik so Stellung beziehen, hätte ich nicht gedacht. Sämtlich neue Gutachten könnte man sich aus meiner Sicht sparen. Man hat schließlich schon viele Steuergelder dafür ausgegeben und am Ende wurden die Gutachten von den verschiedenen Interessensvertretern widersprüchlich interpretiert. Die Schweiz wird immer als Vorzeigeland beim Thema Herdenschutz herangezogen. 2018 wurden von ca. 50 Wölfen rund 500 Nutztiere gerissen (ca. 10 Nutztiere pro Wolf). Der Bericht hier auf dolomitenstadt mit Herrn K. zeigt nur wie weit so manch INTELLEKTUELLER hier an der Nase herumgeführt wird. Laut Aussage von Herrn K. würden in Osttirol 3 Rudel Platz finden. Bei sagen wir mal 10 Tieren pro Rudel sind das in Summe 30 Wölfe. Bei gleichen Risszahlen würden ca. 300 Nutztiere getötet werden. Ob man das als Erfolg bezeichnen kann, wage ich zu bezweifeln. Fazit: Herdenschutz wird für Osttiroler Nebenerwerbslandwirte nicht möglich sein, da er auch in der Schweiz nicht funktioniert und deshalb der Wolf ab Herbst in das Jagdrecht soll (Volksabstimmung).

 
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