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Das Gailtal lässt sich ab Sommer 2020 auf der Schiene erkunden. Fotos und Video: Dolomitenstadt/Wagner

Das Gailtal lässt sich ab Sommer 2020 auf der Schiene erkunden. Fotos und Video: Dolomitenstadt/Wagner

Gailtal Draisine – mit eigener Beinkraft auf Schiene

Findige Köpfe beleben die ehemalige Bahnstrecke zwischen Kötschach und Hermagor. Video!

Am Bahnhofsgelände in Kötschach-Mauthen ist es ruhig. Die Zeiger der Bahnhofsuhren am gelben Gebäude sind abmontiert, die ÖBB-typisch blau-weißen Ortbeschilderungen fehlen und zwischen den Gleisen blinzelt leuchtend roter Klatschmohn in die Sonne. Dass hier schon länger kein Zug mehr gehalten hat, ist auf den ersten Blick klar. Im Jahr 2016 haben die ÖBB den Bahnbetrieb zwischen Kötschach-Mauthen und Hermagor aufgrund der zu geringen Auslastung eingestellt. Die Infrastruktur fiel an das Land Kärnten und die Natur drohte, sich die verbaute Bahntrasse wieder zurückzuholen. Wäre da nicht ein findiger Kärntner Verein, der sich für die Erhaltung der Gleise einsetzt und als langfristiges Ziel die Wiederaufnahme des öffentlichen Bahnverkehrs im Auge hat. Ein wichtiger Aspekt der Erhaltung ist die Beseitigung von Unkraut. Ursprünglich wollte der Verein Gailtalbahn das umstrittene Totalherbizid Glyphosat einsetzen, wie es auch bei den ÖBB üblich ist. Das Gesetz zum Verbot des Unkrautvernichtungsmittels ist im Dezember vergangenen Jahres auf Grund eines formalen Fehlers nicht zur Anwendung gekommen. Die ansässige Bevölkerung wehrte sich gegen das Gift. Nun können Interessierte eine "Patenschaft" für einzelne Streckenabschnitte übernehmen und diese beikrautfrei halten! Um die Finanzierung der Erhaltungsarbeiten entlang der Bahntrasse sicherzustellen, sind die Mitglieder des Vereins Gailtalbahn durchaus kreativ. Was nämlich auf den zweiten Blick am Bahnhofsgelände auffällt, ist eine ganze Reihe bunter Wägelchen - genannt Draisinen - die auf Gleis 2 ungeduldig auf ihren Einsatz warten. Auf den Fahrzeugen sind jeweils zwei bis drei Fahrradsitze montiert, außerdem Pedale und zusätzliche Sitzmöglichkeiten. Die vorhandenen Gleise sollen touristisch genutzt werden, aus eigener Beinkraft können Familien und Gruppen auf den Draisinen von Kötschach bis Jenig rollen. „Wir haben uns ähnliche Konzepte im Burgenland und im Waldviertel angeschaut und haben uns gedacht, dass so eine Drainsinenbahn auch bei uns gut funktionieren könnte“, meint der Obmann des Vereins Gailtalbahn Andreas Mühlsteiger bei einem Lokalaugenschein von dolomitenstadt.at.
Der Obmann des Vereins Gailtalbahn, Andreas Mühlsteiger, ist einer der Köpfe hinter dem Draisinen-Projekt.
Die Gleise zwischen Kötschach und Jenig verlaufen durchgängig leicht abfallend bzw. flach, die wenigen Steigungen dazwischen lassen sich mit ein bisschen Schwung leicht bewältigen. Misst man die reine Fahrzeit der Draisinen, kann die 21 Kilometer lange Strecke in 2,5 Stunden zurückgelegt werden. Eine Draisinenfahrt lässt sich allerdings durchaus als Ganztagesausflug einplanen. Die zahlreichen Haltemöglichkeiten entlang der Strecke laden ein, das Gailtal auch abseits der Schienen zu erkunden. Die lokalen Gastwirte in den Dörfern entlang der Strecke bieten Kärntner Köstlichkeiten an, in Dellach können Draisinenfahrer den GeoPark oder den Archäologiepark Gurina erkunden. Die Draisine wird an diesen Halten aus den Gleisen gehoben. Hier haben schnellere Gruppen auch die Möglichkeit, Genussfahrer zu überholen. Bis spätestens 17:00 Uhr sollten alle Draisinen dann wieder am Endbahnhof in Jenig eingetrudelt sein. Die Buslinie 5058 bringt die Abenteurer wieder zurück nach Kötschach - eine Rückfahrt per Draisine ist nämlich nicht möglich. Interessierte können eine Draisinenfahrt auf der Webseite des Vereins buchen, zwischen zwei und sieben Personen können eine Draisine nutzen. Wie so eine Fahrt durchs Gailtal abläuft, erklärt Andreas Mühlsteiger in einem Audiointerview: Noch wartet der Verein Gailtalbahn auf den Bescheid der Behörde für den Start des Betriebs, ist allerdings zuversichtlich, dass die bunten Draisinen schon bald Fahrt aufnehmen können. Wir hatten Gelegenheit zu einer Probefahrt!
Anna Maria Huber schreibt als freie Autorin nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

4 Postings

steuerzahler
vor 2 Jahren

Draisinenfahren, wie lustig. Eigentlich eine Schande für die ÖBB, daß sie es nicht schafft, diese Nebenstrecke zumindest kostendeckend zu betreiben. Mit ideenlosem Management aber leider ein vorgezeichneter Weg. Das Geld kommt ja eh von uns allen, da braucht es keine fähigen Köpfe.

 
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Kappe
vor 4 Jahren

Im August kommt meine Mutter zu Besuch. Früher haben wir oft im Gailtal Urlaub gemacht. Wir werden eine Fahrt machen. Schon der Erinnerungen wegen und weil Muttern nicht so gut zu Fuß ist. Rückfahrzeiten kann mann Online herausfinden. Sich die Zeit Einteilen und einen Picknickkorb mitnehmen oder Einkehren. Ich freue mich drauf!!!

 
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Murmele
vor 4 Jahren

Mein erster Gedanke nach dem Lesen des Berichtes war “klingt super, könnten wir auch mal machen! Klasse Projekt!“ Und das Video hat seinen Teil dazu beigetragen. Also die entsprechende Homepage aufgerufen, Infos geholt... und dann kam die böse Überraschung, als ich den Preis sah! 😢 € 72,-- für uns zu Zweit ist nicht gerade günstig! Selbst die gratis Busfahrt zum Ausgangspunkt bzw. Startpunkt ist nicht der große Knaller, da die Busse gerade an den Wochenenden nur spärlich fahren und eventuell längere Wartezeiten vorprogrammiert sind. Wie gesagt, die Idee zu diesem Unterfangen ist toll und etwas ganz Besonderes, ich wünsche den Initiatoren viel Erfolg damit, aber bei den Preisen müsste sich etwas ändern, damit das Vorhaben Bestand hat!

 
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    joektn
    vor 4 Jahren

    Also 72€ für bis zu 4 Personen plus Rückfahrt für einen Tagesausflug (!) ist nicht wirklich viel. Im Burgenland zahlst du zb 80€ ohne Rückfahrt. 72€ sind ja nicht pro Person, sondern pro Draisine. Desto mehr Personen mitfahren desto günstiger wird es. Übrigens verkehren die Busse ab kommenden Jahr auch am Wochenende im Stundentakt, heuer letzmalig im 2 Stunden Takt. Und muss man echt mal warten, kann man am Endpunkt gemütlich jausnen und sich stärken gehen. Minimundus zahlst du auch 60 Euro für 4 Personen ohne irgendwas, Pyramidenkogel 56€ plus nochmals 16€ für die Rutsche. Zudem gibt es immer wieder Gutschein Aktionen.

     
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