Lienzer Sozialladen: Weniger Kunden als vor Corona
Sandra Holzer appelliert an Betroffene und warnt vor unnötiger Zurückhaltung.
Sandra Holzer ist seit vier Jahren Geschäftsführerin des Lienzer Sozialladens „Solali“ und hat derzeit ein Problem: In ihrem Laden gibt es zwar genug preiswerte Ware, doch die Kunden lassen auf sich warten! „Während der Coronavirus-Quarantäne sind uns viele Kunden weggebrochen. Die Pensionisten sind – richtigerweise – daheim geblieben“, erzählt Holzer.
Doch nicht nur die Pensionisten, auch andere Kundengruppen tauchten während dieser Zeit seltener auf: „Wir haben dann ein Lieferservice gestartet und das auch beworben, letztendlich nutzten es aber nur acht Personen.“ Mittlerweile ist auch in Lienz wieder der Alltag eingekehrt, beim Solali ist dennoch nicht alles eitel Wonne. Kauften vor der Coronakrise täglich 40 bis 50 Leute dort ein, sind es derzeit etwa 30. „Dabei müssten doch in Zeiten von Kurzarbeit und höherer Arbeitslosigkeit mehr Leute auf dieses Angebot angewiesen sein“, fragt sich Holzer. Sie kenne viele Leute, die momentan „draußen herumschwirren und von unserem Service profitieren könnten.“
Auch die Caritas hat in den vergangenen Wochen einige – vor allem auch junge – Leute an den Lienzer Sozialladen vermittelt. Laut Holzer verfüge man über die nötigen Ressourcen, um viel mehr Kunden zu bewältigen. Aus Gesprächen mit den Betreibern des großen Tiroler Sozialladens „TISO“ in Innsbruck wisse sie, dass die Lage dort die selbe sei.
„Ich appelliere an die Menschen, diesen Schritt zu tun und bei uns einzukaufen. Ich glaube, dass die Hemmschwelle hier ein unnötig großes Hindernis darstellt“, so Holzer. Wer unterhalb der aktuell gültigen Einkommensgrenze liegt (1.082 Euro im Einpersonenhaushalt, 1.648 Euro im Zweipersonenhaushalt) oder aus diversen Gründen in eine schwierige finanzielle Lage gerät, erhält beim BürgerInnenservice in der Liebburg eine Karte, die zum Einkaufen im Solali berechtigt. Im Audiointerview mit Dolomitenstadt.at spricht sie darüber, wer ihre Kunden im Solali sind:
Holzer räumt zudem mit einem Vorurteil auf: „Wir haben kaum abgelaufene, sondern frische und qualitativ hochwertige Ware.“ Jeden Morgen klappert sie unter der Woche jene 15 Firmen ab, die den Sozialladen mit Waren versorgen. Jede Tour startet sie in Ungewissheit, da sich Menge und Art der Produkte von Tag zu Tag unterscheiden. „Das ist aber ein Übel mit dem wir leben müssen. Wir sind den Firmen dankbar und können hier nicht auch noch Forderungen stellen“, betont Holzer.
Sieben Freiwillige unterstützen Holzer schon seit deren „Amtsantritt“. Sie wechseln sich täglich ab und helfen bei den Lieferungen und im Laden.
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