Osttirols Maturanten melden sich zu Wort
Sie sprechen über die lange Ungewissheit, die Vorbereitung in Isolation und blöde Kommentare.
Alles neu macht der Mai. Das trifft auch jene rund 42.000 Schülerinnen und Schüler, die heuer in Österreich ihre Matura absolvieren. Aufgrund der vergangenen Wochen im Zeichen des Coronavirus sieht die Reifeprüfung in diesem Jahr anders aus als sonst.
Unlängst wurde vom Bildungsministerium eine „verschlankte“ Variante vorgestellt, um sich an die Vorgaben zur Eindämmung des Virus zu halten. So schreiben die Maturanten hierzulande ab 25. Mai in drei Fächern die Zentralmatura, in die Note fließt dabei auch das Abschlusszeugnis der letzten Klasse mit ein. Die mündlichen Prüfungen entfallen komplett, hier wird die Note der Abschlussklasse gewertet. Die Schüler können sich aber auf eigenen Wunsch per Prüfung verbessern.
Anfang dieser Woche wurde nun an Österreichs Schulen mit einer dreiwöchigen Vorbereitungszeit gestartet – natürlich unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen. Auch Osttirols Maturanten pilgern seit Montag wieder in die Schulen, wo sie nach vorheriger Anmeldung am „Ergänzungsunterricht“ in den Maturafächern teilnehmen können.
Rebecca Mariacher und Kilian Plattner maturieren heuer an der HTL in Lienz. Sie finden die neue Lösung des Bildungsministeriums gut:
Für Katharina Peuckert, HLW-Schülerin in Lienz, war die Vorbereitung in Isolation „von Anfang an ungewohnt. Man musste sich die Zeit selbst einteilen und es war immer wichtig, nichts aufzuschieben.“ Ihre Klassenkameradin Melanie Walder-Moosmann nennt Disziplin und Motivation als Schlüssel zum Erfolg. Die beiden fühlen sich gut vorbereitet, wobei sie sich bei einer Sache dennoch früher Klarheit gewünscht hätten:
Wird die heurige Matura wegen der Vorbereitung fernab der Schulen nun schwieriger? „Nein. Ich glaube sogar, dass es für uns heuer leichter wird, weil wir eigentlich nur die halbe Matura haben“, meint Kristin Putz, Achtklässlerin am Gymnasium Lienz. Ihre Klassenkollegin Magdalena Brandstätter pflichtet ihr bei, betont aber auch: „Es ist immer noch eine Herausforderung, ganz klar.“
Für Matthias Bergmann, der die Matura am BORG absolvieren wird, machte es keinen Unterschied, ob er daheim oder an der Schule lernen musste. Im Audiointerview spricht er über seine Vorbereitung:
Niklas Brandner, Sophie Feiertag und Moritz Granitzer zählen zu den diesjährigen Maturanten an der Handelsakademie Lienz. Sie sprechen von einer komplizierten Vorbereitung. „Manche Lehrer haben die Herausforderung Home-Office richtig gut gemeistert, manche weniger gut“, meint Sophie. Sie habe die lange Ungewissheit als besonders stressig empfunden: „Wir haben lange Zeit nicht gewusst, für welches Datum wir überhaupt lernen.“
Ihr Klassenkamerad Niklas sieht das ähnlich. Er hätte gerne mehr Zeit für das Wiederholen des Stoffes mit den Lehrern gehabt. „Letztendlich können aber die Lehrer nicht für uns lernen, das müssen wir schon selber schaffen“, sagt Niklas. Sein Mitschüler Moritz hätte die heurige Reifeprüfung „wegen des Risikos einer zweiten Corona-Welle generell ausfallen lassen.“
Aufgrund der „abgeschlankten“ Matura müssen sie sich auch den einen oder anderen Seitenhieb anhören. „Klar haben wir einen gewissen Vorteil. Aber wir haben uns die Situation nicht ausgesucht und dann kommen teilweise blöde Kommentare von anderen Schülern – das ist unfair“, lässt Sophie keine Häme auf sich sitzen. Laut Niklas würden sich nun viele seiner Mitschüler vor Nachteilen im späteren Berufsleben fürchten.
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