„Akute Probleme gehören ins Krankenhaus!“
Kärntner Krankenanstalten bauen Covid-Betten und Rückstau bei Operationen ab.
Die Kärntner Krankenanstalten werden in den nächsten Tagen Pläne entwerfen, um Ende April, Anfang Mai damit anzufangen, wegen des Coronavirus vorsichtshalber aufgeschobene Behandlungen abzuarbeiten. Die für Covid-19-Patienten reservierten, stationären und Intensivbetten werden langsam reduziert. Erneut gab es einen Appell an Menschen mit Beschwerden anderer Art, sich ins Krankenhaus zu trauen.
Der Planungshorizont beträgt vorerst sechs Wochen, hieß es bei einer Video-Pressekonferenz am Freitag. "Intensivkoordinator" Rudolf Likar, Primarius am Klinikum Klagenfurt, erklärte, dass 35 Intensivbetten für Covid-19-Patienten am Klinikum bereitstanden, von denen bisher maximal 13 gleichzeitig belegt waren. Im Notfall hätte man 180 Patienten in Kärnten beatmen können. Aktuell habe man noch eine Intensiv-Einheit für 17 Patienten reserviert. Wenn keine neuen Fälle nachkommen, werde man langsam auf den Routinebetrieb mit zehn Betten für Infektionskranke am Klinikum und fünf weiteren Betten in den anderen Krankenhäusern zurückfahren. Aktuell gibt es in Kärnten neun Covid-19-Patienten, die intensivmedizinisch betreut werden.
Bei den stationären Betten für Coronakranke wurden für einen Ausbruch fast 1.000 Betten vorgehalten, die sollen nun ebenfalls schrittweise reduziert werden. Die Notbetten in der Tennishalle am Klinikumgelände etwa werden vorerst wieder abgebaut, so Likar. Nun werde man sich schrittweise einer regulären Versorgung nähern, sagte Primarius Jörg Weber, Kärntner "Bettenkoordinator" für die Coronakrise. Die Spitäler müssten auch logistische Konzepte entwickeln - etwa für Wartebereiche. Die "Dringlichkeitskategorisierung" werde in jedem Fach anders aussehen müssen. In wenigen Wochen werde man so zu einer umfangreichen Versorgung der Kärntner Bevölkerung zurückkehren können.
Die Aufarbeitung des Rückstaus bei Untersuchungen und Eingriffen wird nach Einschätzung der Ärzte Monate brauchen. Likar: "25 bis 30 Prozent der Operationen wurden durchgeführt, da staut sich vieles zurück." Man werde auch mehr Zeit investieren müssen. Von konkreten Fällen, in denen Patienten zu Schaden kamen, weil ihre Eingriffe verschoben wurden oder weil sie kein Krankenhaus aufsuchten, wisse er nichts, sagte Weber, aber: "Was uns auffällt: Mit Herzinfarkten und Schlaganfällen kommen ein Viertel weniger Patienten. Ich glaube, da werden die Beschwerden zuhause ausgesessen, weil man Angst hat, sich zu infizieren." Daher der Appell der Ärzte: "Akute Probleme gehören ins Krankenhaus! Die Krankenhäuser sind sicher!" Laut Likar kommen derzeit Patienten mit größeren Beschwerden und landen damit auf den Intensivstationen, die sie nicht gebraucht hätten, wären sie früher gekommen.
Vor allem sollte man jetzt jene Patienten behandeln, die das auch brauchen, sagte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Bei einer zweiten Infektionswelle, werde man die Öffnungsschritte wieder zurücknehmen, so die Politikerin. Das strikte Besuchsverbot bleibe aufrecht. Schutzausrüstung gebe es aktuell genug.
"Ich glaube nicht, dass man voll hochfahren kann. Man wird immer eine gewisse Kapazität vorhalten müssen." Das erklärte Kärntens Ärztekammerpräsidentin Petra Preiss am Freitag zum angekündigten, schrittweisen Hochfahren der Spitäler nach dem Coronavirus-Notbetrieb. Wichtig ist aus ihrer Sicht nun auch, die Abläufe in den Krankenhäusern und in den Arztpraxen neu zu organisieren.
"Man wird entflechten und ausdünnen müssen", sagte die Standesvertreterin im APA-Gespräch. Krankenhäuser seien von ihrer Bauweise auf zentrale Abläufe ausgerichtet - "Das ist genau das Gegenteil von dem, was man jetzt braucht." Auch in Ordinationen werde man auf punktgenaue Termine setzen müssen, die weiter auseinanderliegen, man werde in gewissen Bereichen vielleicht mehr Personal benötigen. Dass Patienten einmal beim Hausarzt zwei Stunden im Wartezimmer sitzen, das werde man in Zukunft nicht mehr machen können. "Es wird komplett andere Abläufe brauchen. Das ist auch im Krankenhaus nicht anders."
Der Rückstau bei den Eingriffen sei umso größer, je weniger dringlich sie sind, sagte Preiss. In lebensbedrohenden Bereichen wurde weiter operiert - die Tumorchirurgie etwa wurde weiter gemacht, auch die Herzchirurgie hatte fast jeden Tag eine Operation, Halsschlagader-Operationen wurden auch in hohem Ausmaß gemacht, weil das sonst ein Schlaganfallrisiko bedeute. Es seien aber alle Bereiche der Spitäler vom Notbetrieb betroffen gewesen, so sei etwa die Dermatologie als Abteilung zugunsten eines Covid-19-Bereichs geschlossen worden, ein paar Dermatologie-Betten wurden andernorts bereitgestellt.
Dass die Infektionen in Kärnten relativ niedrig geblieben sind, rechnet Kärntens Ärztekammerpräsidentin auch der "ausgezeichneten Triage durch die Kabeg" zu - also das Trennen von möglichen Coronafällen und Patienten, die nicht infiziert sind, in den Landeskrankenanstalten (Kabeg). "Das hat wirklich bewirkt, dass uns kein einziger Coronafall ins Haupthaus hineingerutscht ist."
Ein Posting
es freut mich für die Betroffenen! man muss nicht Menschen unbehandelt leiden lassen, weil eventuell theoretisch unter Umständen "coronafall" behandelt sein muss.
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