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Kirchbichl in Lavant/Osttirol. Foto: Wolfgang C. Retter

Kirchbichl in Lavant/Osttirol. Foto: Wolfgang C. Retter

Am Karfreitag rückt das „Sterben“ in unser Denken

Ein Leserbrief zum Karfreitag von Krankenhaus-Seelsorgerin Maria Radziwon.

„Da ist eine ganz wunderbare Musik… so etwas habe ich noch nie gehört davor“. Zuerst waren alle irritiert gewesen und hatten überlegt, ob irgendwo vielleicht ein Radio, der Fernseher oder ein Handy im Hintergrund irgendwelche Töne von sich geben würden. Mit einem Mal war es ganz ruhig geworden im Krankenzimmer – jeder lauschte. Und niemand hörte etwas. Nur unser Gegenüber im Patientenbett strahlte über das ganze Gesicht und erzählte von den wundersamen Klängen.

Das wiederholte sich einige Male. Und auch wenn zwischendurch die Musik verstummte, so blieb doch das Strahlen im Gesicht, wenn Worte versuchten diesen besonderen Klang zu beschreiben. „Da gibt es keine Menschenworte dafür…“, meinte irgendwann mein Gegenüber. „Ich glaube, das kommt von drüben…“.

Es gibt Erfahrungen, die Menschen vielleicht wirklich nur dann machen, wenn sie an der Schwelle angekommen sind vom vertrauten Leben hier zu jenem danach. Und sie sind sehr persönlich. Vielleicht mag sich manches durch medizinische Vorgänge erklären lassen, aber eigentlich ist das (für mich als Krankenhaus-Seelsorgerin) nebensächlich: entscheidend ist, was für diesen oft von schwerer Krankheit gezeichneten Menschen im Augenblick wichtig ist. Und das kann – so seltsam es sich anhört – auch eine nur persönlich wahrnehmbare Musik sein.

Nicht sehr oft haben Menschen die Kraft davon zu erzählen, wie sie dieses Abschiednehmen erleben. Aber ab und an wird mir dieses Vertrauen geschenkt, dass ich hören darf von dem, was sterbende Menschen bewegt. Da gibt es Menschen, die mit einem Mal ein tiefes Vertrauen spüren, dass es gut sein wird. Menschen, die davon erzählen, dass sie „dort“ erwartet werden und man einfach noch ein wenig Zeit braucht, um wirklich all das hier auf Erden hinter sich zu lassen: all den Schmerz, die Krankheit, die Verzweiflung… das fällt weniger schwer. Aber es gibt so viel Gutes, so viel Liebe… die man gerne noch auskosten möchte und teilen mit jenen, die einem so sehr ans Herz gewachsen sind. Menschen erzählen auch davon, dass sie ganz ruhig werden, dass alle Angst und aller Druck von ihnen abfällt.

Am Karfreitag rückt das „Sterben“ ganz stark in das Denken (zumindest jener, die sich dem christlichen Glauben verbunden fühlen). Was da berichtet wird in den Texten der Bibel ist eigentlich unglaublich: ein Mensch wird misshandelt und getötet. Der Leidensweg und auch das Sterben werden beschrieben. Und das wird gefeiert?

Nun – vielleicht ist es weniger ein Feiern, sondern viel mehr ein Gedenken. Ein Tag, der ganz bewusst das benennt, was letztlich jeden Menschen betrifft: Sterben. An diesem Tag geht es nicht darum, was danach folgt (Ostern) oder was davor war (Palmsonntag, letztes Abendmahl,…) – sondern es geht einzig und allein um das Leiden und das Aushalten des schmerzhaften letzten Weges. Ein Mitgehen in Gedanken. Ein Revue-Passieren-Lassen der biblischen Texte und das in Verbindung bringen mit den eigenen Erfahrungen.

Denn Karfreitag ist etwas, das viele Menschen kennen. Ein Tag, der dem Sterben Aufmerksamkeit schenkt und daran erinnert, dass es ein wesentlicher und auch kostbarer Teil des Lebens ist. Ein Tag, der daran erinnert, wie wichtig würdevolle Begleitung ist. Ein Tag, der aber auch bewusst macht: Sterben ist letztlich etwas ganz Persönliches. Ähnlich der Geburt. Bei aller guten Begleitung ist das Geborenwerden wie auch das Sterben ein Übergang, den man alleine erfährt. Was trägt – wohlmöglich bei beidem – ist die tiefe Hoffnung auf ein Geborgensein „danach“.

Maria Radziwon Krankenhaus-Seelsorgerin

2 Postings

Jefftheheffpeffmeffdeleffkeff
vor 5 Jahren

jesus, ich wollte deine kreuzigung erleben!!!

jesus: Pilatus du ....... kannst nix dafür

wer hat eigentlich das drehbuch geklaut, verdammt nochmal

 
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Claudia Moser
vor 5 Jahren

Danke für diesen wunderschönen Beitrag. FROHE OSTERN!

 
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