Es sind Osterferien und wir sehnen uns nach Schule!
Nach drei Wochen „Homeschooling“ ziehen Schüler und Schülerinnen eine erste Bilanz.
„So gehen ungewöhnliche drei Quarantäne-Schulwochen zu Ende. Wir sind Zeitzeugen eines epochalen Ereignisses, dessen Ausgang ungewiss bleibt. Jeder von uns wird noch den eigenen Enkeln davon erzählen - von dem eigenartigen Frühling 2020, als man wochenlang zu Hause war, um nicht diese eigenartige neue Krankheit zu kriegen. Als plötzlich nichts mehr so war, wie man das Leben bislang kannte. Wie wird die Zukunft wohl werden? Hmm? Seltsam.“
Mit diesen Worten wünschte Geographie- und Geschichteprofessor Ingo Lindsberger seinen Schülerinnen und Schülern – heuer online, wie es das Virus verlangt - eine schöne Ferienzeit. Mit diesen Worten hat er aber auch unser aller Gedanken zusammengefasst. Denn gewiss ist momentan nur, dass es uns an Ungewissheit nicht fehlt. Aber so wie die „Corona – Ferien“ keine Ferien waren, scheinen auch diese Osterferien ziemlich COVID-19-mäßig zu verlaufen.
Von seinen Freunden hat man sich schon vor drei Wochen verabschiedet und anstatt sich auf die „schulfreie“ Zeit zu freuen, sehnt man genau das Gegenteil herbei. Drei Wochen ist es nun also her, dass „e-learning“ und „homeoffice“ zum Einsatz kamen und unser aller Alltag mächtig auf den Kopf stellten. Zu Beginn dieses Abenteuers habe ich Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Schulstufen, mich eingeschlossen, nach ihrer Meinung zu der neuen und auch fremden Situation gefragt. Jetzt will ich herausfinden, ob sich diese Meinungen bestätigt oder um 180 Grad gedreht haben. Dazu hole ich meine Interviewpartnerinnen und Partner wieder vor ihr eigenes Mikrofon (Abstand halten lautet die Devise immer noch) und reflektiere natürlich auch selbst über die vergangenen Wochen.
Was sich wahrscheinlich allgemein sagen lässt ist, dass die neue Schulsituation eine große Umstellung für alle war und ist. Für mich war die Interaktion zwischen mir und den Professorinnen und Professoren die größte Herausforderung. Denn wenn ich bei einer Aufgabe nicht weiterkomme, kann ich nicht einfach aufzeigen, eine Frage stellen und danach sofort weiterarbeiten. Jetzt heißt es geduldig sein, eine E-Mail oder Nachricht an die jeweilige Lehrperson schreiben, abschicken und dann warten. Warten und Tee trinken. Denn auch die Lehrerinnen und Lehrer müssen erst das Problem bearbeiten, verständlich erklären und abschicken. Da wartet man auch mal länger.
Anfänglich war das schon ein Hindernis, dass es zu überwinden galt, um effektiv lernen zu können. In den letzten Wochen hat sich aber auch viel zum Guten verändert und das wird mir so auch von meinen Kolleginnen und Kollegen bestätigt. Katharina Weiß, 16 Jahre alt und aus Berg im Drautal berichtet, dass sich der Prozess des „e-learning“ auf jeden Fall verbessert habe. „Die Plattformen wurden ausgebaut und funktionieren jetzt ganz gut oder brechen zumindest nicht dauernd zusammen.“ Katharina erklärt mir auch, dass es anscheinend für die Lehrerschaft schwer abschätzbar sei, wie viel Stoff in den regulären 50 Minuten Unterrichtszeit erledigt werden könne und so oft mehr Aufgaben zu lösen seien als normal vorgesehen. Langeweile hat die Schülerin deshalb schon fast aus ihrem Wortschatz gestrichen.
Was die getroffenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus angeht, bleibt sie bei ihrer Aussage des letzten Interviews:
„Das wichtigste in dieser Zeit ist Zusammenhalt. Für mich kommt dieser Zusammenhalt vor allem in der Klasse zum Ausdruck. Wir sind alle untereinander vernetzt und wenn ich mal nicht weiter weiß – im Gebiet der Technik tappe ich nämlich im Dunkeln – stoße ich immer auf Hilfsbereitschaft.“ Mit dieser Eigenschaft, ein bisschen Selbstdisziplin und Organisation könne auch diese Situation gemeistert werden, ermutigt Katharina.
Auch aus Gaimberg erreicht mich ein Feedback. Für Johanna Gradnig, 16 Jahre alt und Oberstufenschülerin am BRG Lienz ist das „e-learning“ nicht mit dem normalen Schulalltag zu vergleichen. Zwar würden die Professoren ihrer Meinung nach ausreichend Aufgaben aufgeben, sodass man auf jeden Fall beschäftigt ist, aber oft setzt aus ihrer Sicht dann doch die Langeweile ein. „Man kann sich ja nicht mit Freunden treffen und auch andere Aktivitäten fallen flach. Ich hoffe wirklich, dass der reguläre Schulalltag bald wieder aufgenommen wird.“
Veit Rainer aus Matrei in Ostirol, der mit Gelassenheit in die neue Situation hinein ging, meldet sich nun auch erneut zu Wort. „Die letzten drei Wochen waren ein ständiges auf und ab.“ An manchen Tagen hätten die Professorinnen und Professoren viele Arbeitsaufträge gleichzeitig zugesendet und an anderen Tagen weniger. Ähnlich unterschiedlich hat man sich auch an den Stundenplan gehalten und selbst die Wochenenden seien nicht verschont geblieben, erwähnt Veit. „Ab und zu wurde es – ehrlich gesagt – ein bisschen stressig, aber weil man ja zu Hause ist, lässt sich dieser Stress wieder gut ausgleichen, auch wenn die üblichen Freizeitaktivitäten natürlich nicht zur Verfügung stehen“, beschreibt er den neuen Alltag.
So sieht es also momentan im schulischen Bereich aus. Es ist klar, dass es Zeit braucht, um sich an so drastische Veränderungen im sozialen und schulischen Umfeld zu gewöhnen, aber schön langsam scheint die Gewöhnungsphase ein Ende zu nehmen. Worauf sich allerdings eine neue Frage stellt: „Müssen wir uns dann ans normale Leben auch erst wieder gewöhnen?“
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