Playstation statt Rasen – Fußballer in Quarantäne
Michael Lema, Felix Bacher und Julian Fürhapter melden sich in der Spielpause.
Mit Alban Lakata haben wir unsere kleine Corona-Rundschau durch die Wohn- und Trainingszimmer der Osttiroler Sportlerinnen und Sportler begonnen. Heute sind die Ballartisten an der Reihe, deren Vereine und Verbände natürlich auch den Spiel- und Trainingsbetrieb eingestellt haben.
Die Fußballer – egal ob im Profi oder Amateurbereich – müssen sich in diesen Tagen umso mehr fit halten. Das bekommt auch der Osttiroler „Fußball-Export“ Felix Bacher zu spüren. Der junge Kicker, der in Lienz zur Welt kam und einige Jahre lang in Virgen aufwuchs, hat zu Jahresbeginn den Sprung in die deutsche Bundesliga zum SC Freiburg geschafft.
Seine Tage verbringt Felix derzeit bei seiner Familie in Schwaz, weil er sie schon länger nicht gesehen hat. Das tue ihm gut, meint Felix. Von seinem Verein hat er nun einen Heimtrainingsplan erhalten, um sich fit zu halten. „Zusätzlich mache ich noch Technik- und Kraft/Mobilitätstraining“, erzählt Felix.
So sehr er sich auch auf die Heimkehr zur Familie gefreut hatte, ein kleines Malheur ist ihm dann doch passiert: Felix hat seine – vor allem bei Fußballern beliebte – Playstation in Freiburg vergessen. „Deswegen bin ich nun halt in Skip-Bo und Uno ungeschlagen, irgendwie muss man sich die Zeit ja vertreiben“, lacht Felix.
Ein anderer Osttiroler Kicker, der den Sprung in den Profibereich schaffte, ist Michael Lema. Den Flügelflitzer ereilte bereits zu Jahresbeginn eine Hiobsbotschaft. Im Winter wurde der U21-Teamspieler des SK Sturm Graz an Hartberg verliehen, um dort mehr Spielpraxis zu sammeln. Doch daraus wurde nichts: Im zweiten Spiel für seinen neuen Arbeitgeber zog er sich einen Kreuzbandriss zu, musste operiert werden und fällt seither verletzungsbedingt aus.
Als unlängst die Ausgangsbeschränkungen der Bundesregierung in Kraft traten, stellte auch die österreichische Bundesliga prompt ihren Spielbetrieb ein. Für Lema ging es wieder zurück zu Sturm Graz. Während der Coronakrise konzentriert er sich nun auf sein Comeback. Die Tatsache, dass derzeit kein Fußball gespielt wird, dürfte ihm dabei sogar helfen, weil der Trainingsrückstand aufgeholt werden kann und Spielpraxis aktuell ohnehin kein Thema ist.
Trotzdem bleibt der Flügelflitzer realistisch: „Ich bin verletzt und momentan ist natürlich alles schwerer.“ Er lebt in einer Wohnung in Graz, wo er aktuell den Großteil seiner Therapie selbst macht. „Ich hoffe wirklich, dass etwas weitergeht“, so Michael. Die restliche Zeit nutzt er, um zu lesen, Netflix zu streamen – und mit der Playstation zu spielen!
Profikicker aus allen Topligen Europas verzichten übrigens während der Coronakrise auf Teile ihres Einkommens. Auch Michael nimmt Abstriche in Kauf: „Ja, auch bei uns verzichtet man auf einen Teil des Gehalts.“
Doch auch im Amateurbereich nimmt man die Krise ernst. Der Spielbetrieb wurde in sämtlichen Ligen eingestellt. Trainings finden derzeit keine statt. Daher ist es auch für diese Sportler wichtig, sich daheim fit zu halten. Dieser Meinung ist Julian Fürhapter, der bei Thal/Assling in der Unterliga West zwischen den Pfosten steht. Julian hat in der laufenden Saison einmal mehr seine Klasse als Torhüter unter Beweis gestellt. 201 Minuten am Stück blieb er in der Herbstsaison ohne Gegentor – kein anderer Osttiroler Goalie konnte da in den 14 bisher gespielten Partien mithalten.
„Besonders in dieser schweren Zeit ist es wichtig, sich körperlich fit zu halten. Meine Freundin unterstützt mich dabei besonders. Egal ob Workouts, Reaktionstraining oder Dehnübungen – gemeinsam geht es natürlich leichter“, erklärt Julian. Auch bei ihm genießt die Spielkonsole einen hohen Stellenwert. Julian lacht: „Natürlich darf das Taktiktraining auf der Playstation nicht zu kurz kommen.“
Von Montag bis Freitag geht er weiterhin seiner Tätigkeit als Versicherungskaufmann nach – natürlich im Home-Office! Dass er schon bald wieder mit seinen Teamkollegen auf dem Rasen steht, hält Julian für unwahrscheinlich: „Ich denke, dass wir die Frühjahrsrunde nicht mehr spielen werden. Dennoch: Körperlich und geistig in Form zu bleiben hat noch nie geschadet!“
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