Vorgestern war der Tag, an dem in Deutschland das Gesundheitswesen kollabierte. Wenigstens nach der Prognose von Harald Lesch, und der ist eine Autorität. Damit er mir, als Laien, den Sachverhalt erkläre, hab ich ihn zu mir nach Hause eingeladen. Er durfte nicht in meine Wohnung, denn er war mehrfach positiv getestet. In der Schule. So gescheit ist der. Er sprach deswegen aus dem Fernseher zu mir. Der Kommunikationswissenschaftler Vilèm Flusser nannte so etwas eine faschistische Schaltung, wenn einer spricht und keine Widerrede duldet.
Harald Lesch ist weder Lungenfacharzt noch Epidemiologe. Er ist Astrophysiker. Ein Sterndeuter, wenn man so will. Ich will das nicht. Seine Ausführungen beriefen sich auf die Statistik. Mit ihr zog er gegen den Corona-Leugner Wolfgang Wodarg und seine Hypothese, es gebe keine Pandemie, zu Felde: Bei einem Anstieg der Neuinfizierten um ein Viertel pro Tag und einer Beatmungspflicht von fünf Prozent aller Erkrankten seien die in Deutschland verfügbaren Intensivbetten im günstigsten Fall am 29. März ausgelastet, die Kapazitäten des Gesundheitswesens damit erschöpft und der soziale Kollaps unvermeidlich.
Dass dieser Fall nicht eingetreten ist, hat aber mit Statistik nichts zu tun. Mehr schon mit dem eindringlichen Appell, den Harald Lesch an seine Zuseher gerichtet hat: Traut keinesfalls den Pandemieverweigerern, vertraut den Maßnahmen, welche die Regierungen verhängen!!! Alles andere ist Sterndeuterei!
Bevor ich jetzt der Untergrabung der bürgerlichen Diziplin verdächtigt werde: Ich vertraue jeder Maßnahme gegen die unkontrollierte Ausbreitung des Virus und ich halte sie auch ein. Ich frage mich jedoch, warum unsere Regierung darauf vertraut, dass acht Millionen Österreicher das Gleiche tun. Sind es die hohen Strafen, die uns bei Verstößen von der Polizei und neuerdings sogar von Zivilisten drohen? Wenn man zum Beispiel als Lienzer in die Debant fährt. Ich weiß es nicht, und die Regierung weiß es auch nicht.
Was ich aber schon weiß ist, dass ich, jetzt noch ungleich mehr als früher, mit jedem Mausklick Daten in das Internet einspeise und Algorithmen generiere, die es nicht nur möglich machen zu erkennen, wer ich bin, sondern auch vorherzusagen und in letzter Konsequenz auch zu bestimmen, wie ich mich verhalten soll. Ein simples Beispiel: Ich schreibe Cordula, der Computer schreibt Corona. Ich schreibe Island, und schon steht Ischgl da. Wie beim Tripadvisor. Statistiken sind nicht bestechlich. Sterndeuter schon. Wie der Seni aus dem Wallenstein.
Wie etwas ist, beschreiben uns die Physiker. Wie etwas sein soll, beschreiben uns die Metaphysiker. Die aber sind aus unserem Weltbild fast vollkommen verschwunden. Sie wurden von Autoritäten wie Harald Lesch vom Bildschirm verdrängt. Wie der Philosophieprofessor Wilhelm Vossenkuhl, der im Zwiegespräch mit ihm nur „Prost!“ und wie der Theologe Thomas Schwartz, der „Amen!“ sagen durfte.
In Österreich haben wir auch so einen Statisten. Den Anderen mein ich. Der eine ist Statistiker, er trägt den Namen eines großen Philosophen und hat auch wirklich etwas drauf. Nur gleicht er, dummerweise, dem Klischee des Metaphysikers bis aufs Haar: IQ einhundertneunzig, doch praktisch unbegabt zum Kampeln. Deswegen schickt er auch den Anderen vor die Kamera, denn der hat alles, was man dazu braucht. Frisurtechnisch. Und außerdem versteht der was von Social Distancing: Schon zu Beginn der Krise hat er angekündigt, seine Eltern in Zukunft zu meiden. Die in Meid-ling.
Rudi Ingruber ist Kunsthistoriker, Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt und freier Autor – auch für dolomitenstadt.at. Sein Corona-Tagebuch erscheint während der Zeit der „Corona-Krise“ in unregelmäßigen Abständen.
Statistiken sind unbestechlich. Sterndeuter nicht.
Ich vertraue jeder Maßnahme gegen die unkontrollierte Ausbreitung des Virus.
11 Postings
Hallo todo.Ich glaube kaum ,dass du ins Turtmanntal fahren kannst.Turtmann Unterems Oberems Meiden ist auf längere Zeit nicht erreichbar.Ich war zufällig auch schon dort.Momentan ist es besser dahoam bleiben
Stimmt Herr Rudi, ich war noch nie dort! Kleiner Recherchefehler meinerseits, allerdings muss ich Ihnen sagen, dass das mit dem Dahoambleiben momentan eh alternativlos ist.
Rudis Corona Tagebuch kann, was keine Statistik kann! Es unterhält!
Wie ich all den Postings zu dem Thema entnehmen kann, kann man Statistiken so, so und auch so lesen und deuten. Jede Statistik wird interpretiert und gedeutet. So lange, bis man beweisen kann, was man eben beweisen will. Dann kommt da auch noch das Problem mit den Formulierungen hinzu. Prozentuelle Entwicklungen und Verhältnisse stehen absoluten Zahlen gegenüber. Was genau ist denn jetzt unser 0 und was sind unsere 100%? Zu guter Letzt kommt dann auch noch das Was-Wäre-Wenn dazu und fertig ist der Salat. Was wäre, wenn wir kein Social Distancing betreiben würden? Gleich wie bei der Grippe oder schlimmer oder gar nicht schlimm? Ab wie vielen Toten ist es denn dann schlimm? 1 Toter oder 100 Tote oder bei einer Mortalitätsrate von 10%? Ach ja, da wären wir wieder bei einem der Kernprobleme - 10% wovon? In Italien sind bis zum jetzigen Zeitpunkt 12500 Menschen an (oder auch mit) Covid-19 gestorben. Italien hat ca. 60 000 000 Einwohner. Ist das viel oder ist das wenig? Nur in der Lombardei sind 6800 Menschen an (oder auch mit) Covid-19 gestorben! Die Lombardei hat 10 000 000 Einwohner. Ist das dann jetzt viel oder immer noch wenig? Kurzum - die Maßnahmen der Regierung wurden getroffen und werden von der Exekutive überwacht und über die BH abgestraft.
Was aber wirklich schlimm ist, ist was gerade in Ungarn passiert - einem EU Mitgliedsland! Wir müssen jetzt schon dafür Sorge tragen, dass uns das in Österreich nicht passieren kann. Es muss uns ein Anliegen sein, dass all diese Überwachungsmaßnahmen, die jetzt nach und nach in Kraft treten, auch mit Sicherheit wieder zurückgenommen werden! Nur habe ich ab und dann das Gefühl, so manchem ist es gar recht, dass man ihm jetzt ganz genau vorschreibt, was er zu tun und zu lassen hat. Eigenständiges denken, kritisch hinterfragen muss er so nicht mehr. Bleibt ja keine Wahl. Ganz schön angenehm...
"Was wäre, wenn wir kein Social-Distancing betreiben würden?" Vurzen?
also das mit dem Vurzen scheint ein wahrer Klickköder zu sein! Danke Senf, dass sie so viele chinesische Teigpatzen hinunterschlucken! Falls ihnen diese nicht schmecken und sie sie nur wegen des Effekts zu sich nehmen, da könnte ich auch Bohnen empfehlen, gerne auch regionale!
vurzen stinkt angeblich nicht, wenn schon, dann furzen. das hilft zumindest bei denen die keine maske tragen.
@todo: ich würde meine brötchen liebend gerne wieder vom heimischen bäcker holen (steiner, gruber, joast ...). nach heutigen meldungen gibt es hoffnung, dass die vurzerei, äh furzerei doch bald aufhört, auch wenn ich wegen des ausgehgebotes niemanden ernsthaft schade. wo beziehst du bohnen aus der region? bauernmärkte gibts nicht und bei uns im laden nur welche aus china. leider.
Ja das mit dem Social Distancing oder zu deutsch "Sozialkontakte meiden" ist so eine Sache! Bedeutet das, dass ich dann nach Meiden (Oberems) in der Schweiz auf Urlaub fahre? Wallenstein war vor seinem Tod noch mit Seni im gleichen Raum. Mit etwas mehr Social Distancing hätte er vielleicht nich etwas länger gelebt!? Gutes Omen? Apropos Omen, da kommt der Herr Prof. Lesch her, aus Omen mit h
todo: Meine Tagebucheinträge waren eigentlich nicht an so gebildete Leute wie Sie gerichtet. Eher an mich selber. Ist ja auch der Sinn von Tagebüchern.
Was sollen die ganzen "stimme zu" bei meinem Posting? Dass ich nicht so gebildet bin wie todo? Gut, stimme auch zu!
Ich habe der Fairness halber eh nicht zugestimmt!
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