Tierarzt bietet künstliche Besamung weiter an
In einem Leserbrief begründet Veterinär Dietmar Kurzthaler seine Entscheidung.
„Osttiroler Tierärzte stellen sich auf Corona ein – Nutztierpraxis auf ein Minimum reduziert“
Unter diesem Titel wurde am 15.03. ein Beitrag auf Dolomitenstadt.at veröffentlicht. Insbesondere die Botschaft „
aus Rücksicht und zum Schutz der bäuerlichen Bevölkerung werde auf künstliche Besamungen und Sterilitäten bis auf weiteres verzichtet“ hat für Verunsicherung unter Landwirten gesorgt.
Bereits am Tag nach dieser Veröffentlichung haben wir praxisintern die Gefahr einer Übertragung des Corona Virus im Zuge der Durchführung einer künstlichen Besamung diskutiert und sind zu folgendem Ergebnis gekommen:
- Die Haltungsformen der Rinder in unseren kleinstrukturierten bäuerlichen Betrieben sind nahezu flächendeckend mit Fixiermöglichkeiten (Kette, Halsriemen, Selbstfanggitter ect.) der Tiere gekennzeichnet.
- Damit ist der geforderte Abstand einer Hilfsperson zur Durchführung einer künstlichen Besamung oder Sterilitätsbehandlungen von mind. 1,5 m problemlos einzuhalten.
- In den überwiegenden Fällen benötigt ein Tierarzt bei diesen Tätigkeiten überhaupt keine Hilfsperson in seiner Nähe.
- Sollte doch der Fall eintreten, dass eine Hilfestellung für notwendig erachtet wird (wo der geforderte Abstand nicht gewährleistet werden kann), haben wir Atemschutzmasken zur Hand, die von Tierarzt und Hilfsperson verwendet werden.
- Ältere Menschen am Hof werden grundsätzlich aufgefordert, sich während unseres Aufenthaltes von uns fern zu halten. Ist eine Hilfestellung nötig, so muss ein Nachbar dies übernehmen, ansonsten wird die Visite abgebrochen.
Vergangene Woche haben wir nun unter Einhaltung dieser Maßnahmen die anfallenden tierärztlichen Tätigkeiten einschließlich der künstlichen Besamung durchgeführt.
Manchmal mit etwas mehr Zeitaufwand als gewohnt, aber immer mit einem guten Gefühl, die von den Experten geforderten Maßnahmen zur Verhinderung der Weiterverbreitung des Corona Virus zu 100 Prozent eingehalten zu haben.
Noch einige persönliche Anmerkungen...
- Nach meiner Auffassung ist die Fruchtbarkeitsüberwachung bei Rindern ein zentraler Bestandteil der tierärztlichen Grundversorgung.
- Für kleinbäuerliche Familienbetriebe (wie wir sie in Osttirol ausschließlich finden) ist eine zeitgerechte und saisonal geplante Abkalbung von größter wirtschaftlicher Bedeutung.
- Die Möglichkeit der Alpung der Tiere ist in hohem Maße von termingerechter Besamung abhängig. Die Bedeutung einer Alpung für die Tiergesundheit und Landschaftspflege ist allgemein bekannt.
- Genauso wichtig ist eine terminorientierte Besamung im Hinblick auf die Vermarktung von Kalbinnen und Jungkühen bei Zuchtviehversteigerungen – eine wichtige Einnahmequelle vieler Landwirte in Osttirol.
Aus diesen Gründen haben wir in unserer Tierarztpraxis entschieden, unter Einhaltung der oben beschriebenen Maßnahmen den Landwirten die künstliche Besamung im Praxisgebiet weiterhin uneingeschränkt anzubieten - zumindest so lange, bis ev. gesetzlich verordnete strengere Maßnahmen anzuwenden sind.
Dr. Dietmar Kurzthaler & Team
2 Postings
Danke Dietmar, das du unsere Bauern nicht im Stich lässt!
Dr. Kurzthaler und Dr. Rauchegger sehen das genau richtig.
Vielen Dank euch beiden!!
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