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Bäche sind weit mehr als Kilowattstunden!

Leserbrief der „Iselfrauen“ zur aufflammenden Kraftwerksdiskussion in Osttirol.

Nun haben wir sie also wieder, die Diskussion um Kraftwerke in Kals, im Defereggen, im Tauerntal und – kaum zu glauben – erneut an der Oberen Isel. Was ist passiert? Der Blickwinkel auf die letzten freien Bäche hat sich seit der Natura 2000 Ausweisung für die Isel bei den maßgeblichen Gemeinden nicht geändert, ebenso wenig wie im Land. Unsere noch freien Bäche werden auf reine Energielieferanten und als Einnahmequellen für die Gemeinden reduziert. Nicht gesehen wird, wie wichtig unsere Bäche als Lebensraum für Pflanzen und Tiere und für die Artenvielfalt sind. Sie haben eine Filter- und Selbstreinigungsfunktion, sie kühlen und bewässern und deren Flussdynamik ist nicht nur für Pflanzen und Tiere, sondern z. B. auch für den Abtransport von Murenmaterial (wie in Virgen und dem großen Murenabgang am Petersbach) zentral. Und natürlich haben auch Ausleitungskraftwerke ohne Speicher Einfluss auf die Ökologie eines Baches. Wie sich Pflanzen und Tiere in einem Druckrohr verhalten, muss wohl nicht kommentiert werden. Bäche werden für uns in zunehmend „heißeren“ Zeiten als Erholungsraum immer wertvoller werden - und sie sind es ebenso für unsere Gäste. Diese kommen ja nachweislich wegen der intakten Natur und die Zuwachsraten im Nationalpark bestätigen diesen Trend. Der im Entstehen begriffene Iselweg bewirbt ebenfalls eine unverbaute Flussstrecke, der Wassersport an der Isel boomt und die Mittel für das Sonderförderprogramm Natura 2000/Isel zielen auf den Naturtourismus. Auch wenn es abgedroschen klingt, Wasser ist Leben und Wasser gehört uns allen. Mit der Verbauung der letzten Bäche werden diese ungefragt zum ökologischen Nachteil verändert und Wasserrechte auf lange Zeit vergeben. Wir meinen, dass es verantwortungsvoll wäre, lebendige Bäche zu schützen und die Bedrohung der Biodiversität hier zumindest abzubremsen. „Mindern und anpassen“, hat es Prof. Helga Kromp-Kolb einmal genannt, das wäre eine gute Zukunftsstrategie. Anna Maria Kerber, Oberlienz Monika Unterwurzacher, Prägraten Renate Hölzl, Lienz Steiner Anna, Matrei Hildegard Kindl, Lienz Rosmarie Ohlmann, Oberlienz Regina Köll, Virgen Andrea Pribil, Lienz

9 Postings

one1
vor 5 Jahren

Ökologisch und Ökonomisch sind Wasserkraftwerke in unseren Breiten die aktuell sinnvollste Variante saubere und nachhaltige Energie zu gewinnen. Der Impact auf die Natur ist dabei durch wissenschaftliche und technische Möglichkeiten schon so weit reduziert dass die Kritik daran zwar legitim aber nicht mehr haltbar ist.

Genau solche Infrastrukturellen Einrichtungen bilden einen fairen Ausgleich im ländlichen Raum und stehen daher in keinem Widerspruch. Verhältnismäßigkeit und Hausverstand sind hier gefragt!

Unabhängigkeit in Krisenzeiten ist existenziell, daher braucht es ein gewisses Augenmaß für solche Diskussionen und keine polemischen sinnlosen und realitätsfremden sturen Ansichten die wider besseren Wissens trotzdem gebetsmühlenartig längst überholte Ansichten wiederholen!

 
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    le corbusier
    vor 5 Jahren

    one1, bitte konkretisieren:

    ..."dass die Kritik daran zwar legitim aber nicht mehr haltbar ist." Haben Sie dafür eine Quelle oder Beispiele? Eher hört man das Gegenteil (siehe Fischereibericht).

    "Genau solche Infrastrukturellen Einrichtungen bilden einen fairen Ausgleich im ländlichen Raum und stehen daher in keinem Widerspruch." Ich versteh diesen Satz einfach nicht. Ausgleich zwischen was? Widerspruch wogegen?

    "Verhältnismäßigkeit und Hausverstand sind hier gefragt!" Wieviele verbaute Flüsse sind verhältnismäßig?

     
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      one1
      vor 5 Jahren

      Kritik ist immer erlaubt, wenn es sich um konstruktive Kritik handelt. Nur kritisieren ohne Alternativen anzubieten gehört da nicht dazu. Es muss daher die kritische Auseinandersetzung mit den vielen Themenbereichen die unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben betreffen ganzheitlicher geführt werden. Einzelne Bereiche daraus isoliert zu betrachen und zu diskutieren ist durch Interdependenzen in den Themenblöcken weder zielführend noch sinnvoll.

      Quellen, Beispiele, Artikel und Studien gibt es zu „fast“ jedem Thema genügend weshalb es am Ende erst wieder zu einer Abwägung und Diskussion mit Argumenten kommen muss um gesellschaftlich eine Vorgehensweise zu finden die hohe Akzeptanz erreicht und bestmöglich im Einklang mit der Natur steht. Die Fischerei ist hier aus meiner Sicht kein adäquates Beispiel denn sie stellt genauso einen Eingriff in die Natur dar und möchte ihre Interessen vertreten genau wie es die Kraftwerksbefürworter machen.

      Mangels Alternativen sehe ich aktuell keine Energiequelle in den diskutierten Gebieten die mehr Sinn machen würde. Sollte es irgendwann bessere Möglichkeiten geben ist ein Wasserkraftwerk, ohne radioaktiven Müll zu hinterlassen, auch leicht und verhältnismäßig schnell wieder zurück zu bauen. Die größten CO2 Emissionen (immer bezogen auf das Gebiet von dem wir hier sprechen) und Schäden für Mensch und Tier verursachen unsere Öl-, Gas-, Holz- und sonstigen Heizungen aus Fossilen Brennstoffen neben dem Verkehr und einigen wenigen wirtschaftlichen Betrieben. Hier endlich unserer längst überfälligen Verantwortung nachzukommen um auch den folgenden Generationen eine lebenswerte (Um)Welt zu hinterlassen sollte mehr als selbstverständlich sein. Wir tragen Verantwortung für unsere Gesellschaft und dazu gehört es auch, unsere Möglichkeiten zu nutzen und sie solidarisch und ohne Egoismus allen zur Verfügung zu stellen.

      Ein fairer Ausgleich zwischen Stadt und Land bedeutet, dass hier der ländlichen Bevölkerung eine sichere, saubere und nachhaltige Energiequelle ohne Emmisionen zur Verfügung gestellt werden kann die die Selbstversorgung in dem Bereich sicher stellt. Ich beziehe mich auf die starken Schneefälle im November 2019 wo von den 33 Geneinden in OT nur drei Strom hatten und zwar jene die ein eigenes Kraftwerk betreiben. Die in diesen Gemeinden wohnenden Menschen sind darauf - zu Recht - stolz. In weiterer Folge stellen diese kleinstrukturierten Kraftwerke ein sicheres Netz dar ohne die die großen Kraftwerke zeitweise gar nicht mehr hoch fahren könnten. Auch hier wieder ein solidarischer Beitrag für die gesamte Gesellschaft.

      Verbaut im Sinne einer kompletten Sperre wird heutzutage, Gott sei Dank, beim Bau eines Wasserkraftwerks kein Fluss mehr. Die Verhältnismäßigkeit in der Diskussion und der Hausverstand sagen, dass unter Inbeachtnahme aller Abwägungen für die gesamte Gesellschaft eine Ablehnung nicht (mehr) gerechtfertigt ist.

      Gerne diskutiere ich diese Themen weil sie es Wert sind diskutiert zu werden. Respekt den Damen denn sie stehen für etwas und stehen dafür auch ein. Dennoch gehört oft mehr Mut dazu seine Meinung zu ändern als ihr treu zu bleiben.

      Da wir alle durch das Corona-Virus wohl jetzt mehr als genug „am Hals“ haben werde ich diese Diskussion auf einer anderen Ebene weiter führen müssen - danke an alle die eine Meinung haben!

       
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      Senf
      vor 5 Jahren

      @le corbusier

      legitim: die gesetzlichen auflagen zielen bei wasserkraftprojekten im behördenverfahren immer auf interessensawägung ab und nicht nur auf schadensbegrenzung, so versteh ich es.

      die energietechnische nutzung einige gewässerabschnitte durch gemeinden im ländlichen raum und ebenso die landwirtschaftliche produktion oder der tourismus verstehen sich als wirtschaftlichen ausgleich gegenüber den städten, deren wirtschaft ja auf mehreren säulen ausgerichtet ist, so meine schlussfolgerumg. warum sollte der ländliche raum seine ressourcen nicht auch in verträglicher weise nutzen dürfen?

      verhältnismäßigkeit benötigt kriterien. wenn man die isel im oberlauf auf 5 km energietechnisch nutzten will und 35 km flussabwärts nicht nutzt, hat man eine verhältnismäßigkeit, mit der ich mein n e i n zum iselkraftwerk mit meinem hausverstand subjetiv bekunde. die isel sollte vom ursprung bis zur mündung in die drau ungenutzt bleiben (die holzturbine bei der clarahüttte mal ausgenommen) , dafür bin ich zu kw-vorhaben an den seitenbächen kompromissbereit. solange es nicht zur gier wird (kals)!

      herr haidenberger@: auch ihre "Argumente werden durch ständige Wiederholung nicht richtiger" das so nebenbei!

       
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    thohai
    vor 5 Jahren

    @ one1 Ihre Argumente werden durch ständige Wiederholung nicht richtiger:

    Aktuelle Studien belegen klar, dass Wasserkraftanlagen (auch Ausleitungskraftwerke!) wesentlich mehr Schaden verursachen, als in der Vergangenheit eingestanden wurde. Flora und Fauna in den Restwasserstrecken verarmen. Wasserlebewesen brauchen eben Wasser! Die fehlende Transportkapazität für Geschiebe ist ein großes Problem, weil es im weiteren Verlauf der Flüsse durch fehlendes Material zu Eintiefungen und zu sinkendem Grundwasserspiegel kommt. Schwallbetrieb macht natürlichen Nachwuchs für Fische so gut wie unmöglich.

    Seit Jahrzehnten sorgt eine ständige Berieselung mit ganzseitigen Inseraten und Radiospots dafür, dass die "Heimische Wasserkraft" in allen Köpfen gut verankert ist. Von anderen Alternativen ist da wenig zu hören. Nicht verwunderlich, denn das Millionenbudget für Werbung und Sponsoring haben andere schlicht nicht zur Verfügung.

    Die Behauptung, derartige "Infrastrukturelle Einrichtungen" würden einen fairen Ausgleich bilden, ist schon ziemlich grenzwertig ... Ist es fair, wenn alle Steuern und Abgaben am Sitz der Gesellschaft irgendwo im Zentralraum anfallen? Ist es fair, wenn in den Tälern das Wasser aus den Bächen verschwindet und die Arbeitsplätze mit den guten Gehältern in der Landeshauptstadt liegen?

    Wer nur ein wenig über den alpinen Tellerrand hinausblickt, erkennt, wie wenig Bedeutung die Wasserkraft insgesamt für die Versorgung hat. Für ganz Europa ist es ein mittlerer einstelliger Prozentsatz. Ausbauwürdige Potenziale gibt es vor allem in anderen Bereichen, auch in Tirol. So ist das Solarpotenzial allein auf den bestehenden Dächern mindestens doppelt so hoch wie das noch ausbauwürdige und technisch-ökologisch umsetzbare Wasserkraftpotenzial.

    Die Landespolitik REDET zwar davon, dass wir in Zukunft jede Kilowattstunde erneuerbare Energie brauchen werden, um die Klimaproblematik in erträglichen Grenzen zu halten. Beim TUN wird dann einseitig in Richtung Ausbau der Wasserkraft gearbeitet und die anderen Alternativen eher behindert als gefördert. Das hat mehrere Gründe, unter anderem auch den, nur möglichst wenige Krümel vom großen Kuchen anderen überlassen zu müssen.

     
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      one1
      vor 5 Jahren

      Meine Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf kleine Wasserkraftwerke die den Gemeinden, also uns allen gehören. Nur diese Struktur führt zu einem Mehrwert vor Ort und trägt positiv zur Gesellschaft bei. Was die weiteren alternativen erneuerbaren Energieen betrifft stimme ich ihnen vollinhaltlich zu! Ohne ein breites Angebot in diesem Bereich werden wir unser Ziel (100% CO2 frei zu sein) nicht erreichen können. Hier ist die Politik viel zu langsam, zu uninformiert und zu träge in ihren Entscheidungen. Maximale Förderung für alle erneuerbaren Energien wäre wichtig und richtig, denn viele „verschlafen“ die Entwicklung und glauben immer noch es handelt sich dabei um eine vorübergehende Modeerscheinung. 2020 und 2021 ist ein Schicksalsjahr für die Automobilindustrie denn die Elektromobilität kommt so sicher wie das Amen im Gebet. Egal ob der Elektromotor von einem Akku oder von Wasserstoff angetrieben wird. Auch hier ist der Wissensstand unserer Politik geradezu steinzeitlich.

      Was also alle anderen Themen in dem Kontext angeht, kämpfen wir an gemeinsamer Front! Danke

       
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      Senf
      vor 5 Jahren

      one1 👍

       
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      thohai
      vor 5 Jahren

      @ one1 Danke für die Präzisierung! Stellt doch einiges in ein anderes Licht!

       
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amRande
vor 5 Jahren

Bin zwar keine "Isel-Frau", wohl aber ein "Isel-Herr" und schließe mich den Argumenten der engagierten Damen vollinhaltlich an!

 
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