TVB-Vollversammlung in Lienz ohne Überraschungen
Mattersberger: „Neuinvestitionen des Verbandes sind mit 5 Millionen Euro gedeckelt.“
Angekündigte Revolutionen finden nicht statt. Im Vorfeld der TVBO-Vollversammlung am 9. März im Lienzer Stadtsaal war spekuliert worden, dass das „Köll-Schultz-Lager“ versuchen könnte, die Aktienaufstockung des TVBO bei den Lienzer Bergbahnen zu kippen bzw. den Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten.
Das wäre – wenn überhaupt – nur über eine geheime Abstimmung möglich gewesen, die aber im Saal wenig Anklang fand. Im Gegenteil. Auch am „Matreier Tisch“ wurde demonstrativ Einigkeit signalisiert und selbst eine emotionale Wortmeldung des streitbaren Hoteliers Pepi Kreuzer änderte nichts an der generell sachlichen Atmosphäre an diesem Abend, der inhaltlich wenig Neues brachte.
Wie immer startete Franz Theurl mit einem Rückblick auf Geleistetes und einem Ausblick auf künftige Projekte und sparte dabei nicht mit Superlativen. Der Langzeitobmann kann in den letzten Jahren allerdings auch auf Fakten verweisen, die eine Konsolidierung des Verbandes belegen.
Der TVB-Osttirol schleppt aus alten Zeiten noch Schulden mit, tilgt aber jährlich 800.000 Euro und senkte den Schuldenstand seit 2014 von 9,8 auf 5,6 Millionen Euro. Im Jahresabschluss 2018, der von der Versammlung mit großer Mehrheit genehmigt wurde, wird ein Gewinn von 711.000 Euro ausgewiesen.
Das TVBO-Budget für 2020 ist mit 8,7 Millionen Euro angesetzt, von denen 5,2 Millionen aus Pflichtbeiträgen und 3,5 Millionen aus Aufenthaltsabgaben kommen sollten. Allerdings schwebt das Damoklesschwert „Coronavirus“ über diesen Berechnungen. Rund 30 Prozent des Budgets – konkret 2,85 Millionen Euro – sollen für Marketing ausgegeben werden. Die Schwerpunkte schilderte die neue Marketingleiterin Victoria Ranacher-Lackner, die sich der Versammlung erstmals vorstellte.
Zum „Big Spender“ kann und will der TVBO trotz verbesserter Finanzlage nicht werden. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hansjörg Mattersberger sandte hier ein unmissverständliches Signal in Richtung Schultz-Gruppe. Man werde die Aktivitäten des Konzerns in Osttirol fördern und unterstützen, aber im Rahmen klarer Limits und Regeln, die auch das EU-Wettbewerbsrecht vorgebe. Mattersberger bezifferte den Betrag, den der TVBO insgesamt – also für alle im Bezirk geplanten Infrastrukturmaßnahmen – aufwenden werde, mit maximal 5 Millionen Euro. Hier der Originalton:
Eine Investition wurde an diesem Abend konkret beschlossen. Sie ist bereits länger in der Pipeline und stieß – wie oben erwähnt – auf wenig Widerstand. Der TVBO stockt seine Beteiligung an den Lienzer Bergbahnen um 420.000 Euro gegen Aktienzeichnung auf. Auch die Stadt Lienz wird zuschießen. Das Geld wird für die Komplettierung der Vollbeschneiung auf dem Zettersfeld benötigt. Das Stichwort „Beschneiung“ nutzte Pepi Kreuzer für eine Frage zur winterlichen Zukunft des Hochsteins, die Franz Theurl mit einem Satz beantwortete, der manchen Skeptiker aufhorchen ließ: „Der Hochstein ist ein Skigebiet, das Potenzial für die Zukunft hat.“ Das klingt nicht nach Schließung.
Skifahren war auch ein Thema für den MCI-Professor Hubert Siller: „Wir dürfen uns das Skifahren nicht vom Tisch reden“, meinte der Experte, der unter anderem das Sicherheitsargument bei der Destinationswahl unterstrich, bisher ein Asset für Europa und die Alpenländer, nun durch Corona zumindest kurzfristig beeinträchtigt. Die aktuelle Situation hält Siller aus Tiroler Tourismusperspektive für beherrschbar. Es hätte schlimmer kommen können: „Nicht auszudenken, wenn das zwei Monate früher losgegangen wäre.“
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