„Am Königsweg“: Jelineks Trump-Stück in Innsbruck
Tiroler Landestheater verbannt das Stück – trotz Aktualität – auf die kleine K2-Studiobühne.
In Innsbruck ist der Königsweg königsblau. Und man beschreitet ihn vorzugsweise mit Clownnase, falschen Brillen und Bärten, umgeschnalltem Pferdeschwanz oder Affenmaske. Elke Hartmann hat Elfriede Jelineks Trump-Stück "Am Königsweg" in der K2-Studiobühne des Tiroler Landestheaters mit vielen kabarettistischen Elementen inszeniert. Die Premiere am Freitagabend wurde mit großem Applaus bedacht.
Anderswo spielt man die Stücke der Nobelpreisträgerin auf der Hauptbühne. Dass in Innsbruck ausgerechnet jetzt, wo Donald Trump bald für seine zweite Amtszeit kandidiert und auch alle anderen Ausformungen politischer Dummheit und Dumpfheit, die von Jelinek angesprochen und lächerlich gemacht werden, leider aktueller denn je sind, "Am Königsweg" in einem kleinen Raum vor bloß 60 Zuschauern gespielt wird, verwundert. Sicher ist: Hartmann, die am Tiroler Landestheater bereits zwei Jelinek-Stücke inszeniert hat ("Prinzessinnendramen" und "Die Schutzbefohlenen"), hätte in einem anderen Raum ein anderes Konzept gebraucht. Auf der Kleinbühne setzt sie auf Kleinkunst. Das stimmt heiter, bleibt aber letztlich harmlos.
Bei der Österreichischen Erstaufführung im März in St. Pölten ließ Nikolaus Habjan ein der Muppetshow nachempfundenes Puppen-Personal sich im Oval Office austoben. Hartmanns Version ist mit 85 Minuten um mehr als ein Viertel kürzer und deutlich abstrakter. Vor ein paar auf einem blauen Podest aufgestellten Sitzgelegenheiten von Plüsch-Thron bis Holz-Schemel, zwischen denen auch ein Kunst-Schaf platziert wurde (Ausstattung: Alexia Engl), lässt sie zunächst drei Gestalten aufmarschieren. Antje Weiser besticht mit drei Sonnenbrillen und einem umgeschnallten Pferdeschweif, Jan-Hinnerk Arnke trägt zwei Faschingsmasken übereinander, Tom Hospes ist als Sportler mit Skidress oder Gymnastikanzug ausstaffiert.
Die Kunstfiguren versuchen sich mit wechselndem Erfolg und ohne plausible Dramaturgie an Jelineks Kunstsprache, die sich in bekannter Manier an politischen und rhetorischen Hindernissen abarbeitet. Die Bildfindungen wechseln rasch und wirken beliebig. Bester Gag: Da Fakten heutzutage nicht mehr nach Wahrheitsgehalt, sondern nach Autoritätsgeste bewertet werden, zücken alle Drei rasch ihre Königs-Ausweise. Sie stammen von Fast-Food-Ketten. Im Stechen gegen McDonald's und Subway ist Burger-King Trumps Trumpf.
Es folgen Einspielungen von TV-Bildern: Trump-Ansprachen wechseln mit entsetzten US-Wählern, die ihre Fernsehschirme zertrümmern. Auftritt: der König. Jan Schreiber erscheint im Schottenrock, roten Umhang und Rollkoffer. Und singt leise: "You can't always get what you want." Das gilt auch für diesen Abend, dessen Unterhaltungswert immerhin mit seiner Fortdauer zunimmt.
Eine aufblasbare Krone, Unterhosen als Ku-Klux-Klan-Kapuzen und ein entzückender Vogelstimmenchor, der unmerklich in ein "Tweet, tweet"-Twitter-Gewitter übergeht, warten noch auf die Zuschauer, ehe eine rasche Abfolge von Politiker-Konterfeis von Putin bis Kurz (sowie, als kleiner Seitenhieb, ein Gabalier- und ein Orang-Utan-Foto) darauf hinweist, dass Trump nicht das einzige Problem ist, sondern bloß eine Ausformung eines Phänomens, das uns weltweit in vielen Gestalten zu schaffen macht. Gespielte Ratlosigkeit auf der Bühne. Doch das hinzugeholte Jelinek-Foto hilft auch nicht weiter. "Ich kann Ihnen leider auch nicht sagen, was Sie zu tun haben - weil ich es selbst nicht weiß...." Immerhin hat uns Elke Hartmann über den Königsweg nicht auf den Holzweg geführt. Lachen war noch nie eine Sackgasse. Aber manchmal ein erster Ausweg.
INFO: "Am Königsweg" von Elfriede Jelinek, Regie: Elke Hartmann, Bühne und Kostüme: Alexia Engl. Mit Antje Weiser, Jan-Hinnerk Arnke, Tom Hospes, Jan Schreiber. Tiroler Landestheater, K2, Nächste Aufführungen: 11., 14., 20., 21., 26., 29.3., Karten: 0512 / 52074 4, www.landestheater.at
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