Asslinger essen auch im Februar eigene Tomaten!
Lokal vermehrte Kulturarten sind problemlos über den Winter lagerfähig.
Mitte Februar sinken die Temperaturen in Assling noch immer auf -5°C und die meisten Gärten sind mit Schnee bedeckt. Umso mehr staunen Besucher über frische, knackige Tomaten im Salat, die nicht importiert, sondern in der Gemeinde gewachsen sind. „Natürlich gibt es bei uns auch im Februar noch eigene Tomaten. Manche Tomatensorten sind problemlos über den Winter lagerfähig”, erklärt dazu Biologin Brigitte Vogl-Lukasser bei einem Gespräch in der Asslinger Bücherei.
Der Ort ist kein Zufall. Wir haben mehrfach darüber berichtet, dass man sich hier nicht nur Lesestoff, CDs, DVDs oder Brettspiele ausleihen kann. Die gemütliche Bücherei ist Osttirols Hotspot für die Erhaltung und Vermehrung alter Sorten!
Seit 9. Februar können eingetragene Leser und Leserinnen nach der Winterpause wieder Saatgut lokal vermehrter Kulturarten entlehnen. In der Sortenliste der Bücherei finden sich Herkünfte von Pferdebohnen, Mohn, Erbsen, Herbstrüben, aber auch über 23 verschiedene Tomatensorten, alle aus lokaler Asslinger Vermehrung. Neben „Schneewittchen“ oder „Schlumpfentanz“ wird tatsächlich auch ein „Feuerwerk“ angeboten, eine wohlschmeckende, geflammte Fleischtomate!
Zum Saatgut gibt es auch jede Menge Know-how, vermittelt in wiederkehrenden Bücherei-Cafés. Beim Termin am 9. Februar waren Anzuchtsubstrate, die korrekte Ansaat, das Pikieren und das Umtopfen Thema. Besonders engagiert arbeiten die Asslinger Pflanzenenthusiasten an den „Null-Kilometer-Pflanzen“. Auch darüber haben wir berichtet.
Die Dorfbewohner setzen alles daran, dass nicht nur Saatgut, sondern auch Substrat, Dünger und die Energie zum Heizen oder Beleuchten aus Assling kommen. Selbst bei den Töpfen gehen die Asslinger Züchter andere Wege und favorisieren Recycling von leeren Tetra-Packs oder Schafwolle. Dabei wird laufend experimentiert. So stellt etwa eine Saugschnur im Boden der wiederverwerteten Pflanztöpfe eine kontinuierliche Wasserversorgung sicher.
Brigitte Vogl-Lukasser erklärt: „BioColAlp ist ein Bildungsprojekt, das von der Gemeinde Assling und der EU finanziert wird. Beteiligt sind der Obst- und Gartenbauverein Assling, die Bücherei Assling und die Umweltgruppe Assling. Die fachliche Begleitung wird von der Universität für Bodenkultur bereitgestellt. Wir wollen zum Experimentieren, Nachdenken und Nachahmen anregen. Wir würden uns freuen, wenn Interessierte anderer Gemeinden nicht die Bücherei Assling stürmen, sondern selbst in ihrer Gemeinde aktiv werden und die lokale Kulturartenvielfalt mit nachhaltigen gartenbaulichen Techniken erhalten.“ Die Profis aus Assling erklären gerne, wie das geht.
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