Viereinhalb Spartaner aus Osttirol
Sie quälen sich bei den Spartan Races regelmäßig durch Schlamm und Stacheldraht.
Einfach laufen war gestern, heute ist Spartan Race angesagt. Die weltweite Hindernislauf-Serie erfreut sich stark wachsender Beliebtheit – immer mehr „Spartaner“ stellen ihren Kampfgeist bei einem der vielen Rennen rund um den Globus unter Beweis. Auch in Osttirol sind mit Sandra Steiner, Verena Steiner, Sonja Holzer, Daniel Hainzer und Finlay Steiner einige Spartaner beheimatet. „Wobei wir noch bei Weitem nicht alle sind, im Bezirk gibt es noch einige“, verrät uns Verena.
Sie ist Mitglied der Wasserrettung Osttirol und hat vor knapp zehn Tagen mit Sandra am Spartan Race in Kaprun teilgenommen. Für Sandra war es ihre erste Teilnahme an diesem archaischen Rennen. Sie war sofort vom „Spartaner-Virus“ infiziert: „Es war fantastisch, es werden heuer noch einige folgen.“
Mit jährlich 170 Rennen in 25 Ländern auf allen sechs Kontinenten und über einer Million Startern ist es die weltweit größte Obstacle Race-Rennserie. In Österreich gibt es mittlerweile mehrere Rennen, auch in der näheren Umgebung warten die Veranstalter mit herausfordernden Parcours auf. In Alleghe in Südtirol treiben sich die Athleten am Fuße der Dolomiten an ihre Grenzen, in München wird das altehrwürdige Olympiastadion durchlaufen.
Die Rennen werden jeweils in verschiedenen Distanzen angeboten. Die kürzeste Variante ist der „Sprint“, gefolgt von „Super“ und „Beast“. Hat man sich für eine Distanz entschieden, bleibt noch die Klassenwahl. Sandra und Verena bevorzugen die Open-Klasse, weil man sich hier gegenseitig helfen darf. „Ich bin in Kaprun vor einer Wand gestanden und konnte nicht mehr weiter. Plötzlich stand schon jemand neben mir, nahm mich hoch und schleuderte mich förmlich über die Mauer“, lacht Sandra.
Daniel hat bisher fünf Spartan Races absolviert. Auf die Frage, ob alle Rennen ähnlich schwer sind, meint er: „Die Bewerbe sind kaum miteinander vergleichbar, weil sich das Gelände oft stark unterscheidet.“ Das besondere an diesen Hindernisläufen sei für ihn, dass am Ende jedes Rennen für alle Teilnehmer gleich intensiv ist, weil jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten an die Grenzen geht. Dass ihm das liegt beweist unter anderem ein Platz in den Top-20 bei einem Rennen mit über 1.000 Teilnehmern.
Bei jedem Spartan Race wird auch ein Bewerb für Kinder angeboten. Verenas Sohn Finlay hat im vergangenen Jahr erstmals daran teilgenommen. „Es war sehr cool“, freut sich der kleine Spartaner. Er möchte noch an vielen Rennen teilnehmen. Seinen ersten Hindernislauf hat Mama Verena mit der Kamera festgehalten:
Die erfolgreichste Spartanerin in dieser Runde ist Sonja. „Bei diesen Bewerben steht das ‚Wir‘ an oberster Stelle und das macht es so besonders“, so Sonja. Sie hat bereits 20 Rennen und unzählige Hindernisse hinter sich gebracht und lief sogar schon bei einem Spartan Race in Barcelona mit. Auf den Geschmack gekommen sei sie durch eine Fernsehwerbung: „Als ich die Videos gesehen habe, wollte ich mit einem Freund an einem Spartan Race teilnehmen. Wir haben aber noch gezögert, also habe ich ihm die Teilnahme unter den Christbaum gelegt. Da hatte er noch gemischte Gefühle, nach dem Rennen war er aber begeistert.“
Worauf kommt es eigentlich an, um so ein Rennen durchzustehen? Für Verena ist die Antwort klar: „Eine gute Allround-Fitness. Es bringt dir nichts, wenn du der beste Kletterer bist und dann Probleme damit hast, den Sandsack zu schleppen.“ Apropos Sandsack: Auf einem Spartan-Parcours erwartet die Teilnehmer unter anderem eine herausfordernde Laufstrecke, ein Speerwurf, verschiedenste Wasser- und Kletterhindernisse, jede Menge Stacheldraht und Traktorreifen. Manchmal muss auch eine schwere Eisenkette auf den Schultern getragen werden und Schlammbecken sind ohnehin unerlässlich. Schafft man ein Hindernis nicht, müssen zur Strafe Burpees – eine Mischung aus Kniebeuge, Liegestütz und Strecksprung – herhalten.
Warum tut man sich das an? „Ich kann nur dort meine Grenzen richtig ausloten und mich weiterentwickeln. Vor allem taugt mir aber die Community, man lernt so viele tolle Leute kennen“, erklärt Daniel und Sonja nickt zustimmend: „Es ist wie eine kleine Familie.“ Für Verena sind die Rennen ein perfekter Ausgleich zum Alltag: „So kann ich raus aus der Komfortzone. Ich mag es, wenn ich meine Grenzen so aufgezeigt bekomme.“
Nicht zuletzt stellen aber auch die sehenswerten Medaillen, die die Teilnehmer nach jedem Rennen erhalten einen besonderen Anreiz dar. Verena und Sonja haben bereits eine „Trifecta-Medaille“. Sie besteht aus drei Einzelteilen, die man nur bekommt, wenn man innerhalb eines Jahres alle drei Renndistanzen mindestens einmal absolviert. Die Rückseiten aller Medaillen ziert der treffende Spruch: „Earned, not given.“
Bereits im April stellen Daniel, Sandra und Verena beim Spartan Race in München ihren inneren Schweinehund wieder auf die Probe. Daniel zieht es danach direkt weiter zum Hindernislauf in Kranjska Gora – auf dem Weg dorthin spult er noch beim Red Bull Wings for Life Run ein paar Kilometer ab.
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren