Adventmarkt Lienz: Am Ende fehlten hunderte Tassen
Als beliebtes Souvenir wechseln mit dem Inhalt auch die Gefäße selbst oft den Besitzer.
Vor knapp zwei Wochen hat der Lienzer Adventmarkt seine Pforten nach 30 Betriebstagen zum letzten Mal geschlossen. Auch 2019 strömten zahllose Besucher aus nah und fern zu den Ständen vor der Liebburg, an denen Glühwein & Co. plastikfrei, also in Keramiktassen ausgeschenkt werden.
Jeder der sieben Wirtsstände hat dabei eine eigene Farbe für seine Tassen. Es gibt weiße, grüne, blaue, gelbe und rote Häferl. Bedruckt mit winterlichen Landschaften, Ständen und der Liebburg geben die Tassen ein perfektes Souvenir ab und verschwinden daher schnell und scheinbar oft in so mancher Jackentasche. Auch am vergangenen Lienzer Adventmarkt wechselte beim Glühweinkauf oft nicht nur der Tasseninhalt den Besitzer, sondern auch die Tasse selbst. Am Ende fehlten den meisten Standlern hunderte Häferl, die sie allesamt selber kaufen müssen.
Ein viel frequentierter Stand ist jener des Roten Kreuzes Osttirol. Dort wird in hellblauen Tassen ausgeschenkt, von denen laut Manfred Buchacher (Ortsstellenleiter Lienz) mit 300 Stück fast die Hälfte des Kontingents verschwunden ist. Bei der Eröffnung des Marktes im November verfügte sein Team noch über 800 Tassen. Der Anreiz für Langfinger liegt für Buchacher klar auf der Hand: „Weil in Lienz kein Pfand eingehoben wird.“ Man müsse aber auch den Bruch mit einrechnen, nicht alle der 300 verlorenen Tassen seien gestohlen worden. „Aber sicher der Großteil davon“, so Buchacher.
Biobäcker Ernst Joast schenkt in hellroten Tassen aus. „Mir fehlen etwa 20 Prozent, also rund 300 Tassen“, so Joast. Er würde ein Pfandsystem begrüßen. „Das kennt man aus ganz Europa, nur in Lienz ist das nicht so“, betonen Joast und Manfred Buchacher unisono.
Einen weiteren vielbesuchten Stand betreibt die Kuenz Naturbrennerei von Johannes Kuenz. Dort fehlten am Ende der Weihnachtszeit 400 bis 500 Stück. Das sei zwar nicht gut, aber noch verschmerzbar. Kuenz sieht die begehrten Gefäße auch als Werbegeschenk, „weil die Leute die Tassen dann ja auch nicht wegwerfen.“ Seiner Ansicht nach würde ein Pfandsystem zu Problemen mit Tassenbruch führen. Auch die unterschiedlichen Farben der Gefäße würden ein derartiges Vorhaben erschweren. Für seine Tassen habe Kuenz „je nach Bestellmenge zwischen 1,30 Euro bis maximal 2,50 Euro pro Stück bezahlt.“
Dunkelrote Tassen gibt es am Stand des Lienzer Kirchenwirtes. Als wir die Standlerin am 24. Dezember dort ansprechen meint sie, dass rund 300 Tassen fehlen würden. Bernd Troger von Deferegger Senf verkauft am Lienzer Adventmarkt neben herzhaften Ofenkartoffeln auch warme Getränke. Ihm würden jedoch nicht viele Tassen abgehen. „Alles halb so schlimm. Das ist eben ein Übel mit dem wir Standler leben müssen. Es sind ja auch wirklich schöne Keramiktassen“, meint Troger. Er sehe keinen Grund für die Einführung eines Pfandsystems. „Meine Besucher am Markt sind zu 90 Prozent Stammgäste, die teilweise seit 20 Jahren kommen. Deswegen ist Pfand für mich kein Thema.“
Auf die Frage, warum am Lienzer Adventmarkt kein Tassenpfand eingehoben wird, stellt Stadtmarketingleiter Oskar Januschke klar: „Das war eine einstimmige Entscheidung der Wirte am Adventmarkt.“ Würde man ein Pfandsystem etablieren, müsse man laut Januschke neben einem höheren Einstiegspreis für die Getränke auch einen zusätzlichen Stand für die Rückgabe einrichten, der mit ein bis zwei Mitarbeitern zu besetzen wäre. Dies sei ebenfalls mit Kosten verbunden, die die Wirte zu tragen hätten.
„Sie haben sich dafür entschieden, anstelle dieser Kosten jene zu tragen, die durch Diebstahl und Bruch entstehen“, so Januschke. Zwar habe man an den Wochenenden viele auswärtige Besucher auf dem Markt, unter der Woche würden sich aber hauptsächlich Einheimische vor der Liebburg tummeln, denen man mit einer Pfandgebühr zusätzliche 1,50 Euro oder mehr abnehmen würde.
Eine Möglichkeit, um den durch Tassendiebstahl entstandenen Schaden zumindest einzudämmen, ist der Verkauf von Tassen. Das ist zum Beispiel beim Roten Kreuz der Fall. All jene, die unbedingt eine Tasse haben möchten, können diese vor Ort für drei Euro erwerben. Das funktioniere laut Manfred Buchacher allerdings auch nur in eingeschränktem Ausmaß, um weiterhin genug Gefäße für den Marktbetrieb zu haben.
11 Postings
Lienz ist anders, das zeigt sich mal wieder an den in diesem Artikel angeführten Argumenten gegen ein Pfandsystem. Ein solches funktioniert nämlich perfekt, z.B. an Wiener Christkindlmärkten, an denen sehr viel mehr los ist als am Lienzer Markt. Das man für die Rückgabe einen eigenen Stand mit extra Mitarbeitern benötigen würde, ist himmelschreiender Unsinn. Wenn man die Möglichkeit schafft, die Tassen an allen Ständen des Marktes zu retournieren, unabhängig davon, wo man seinen Glühwein kauft, um z.B. einen Pfand in der Höhe von ca. 2 Euro wieder ausbezahlt zu bekommen, gibt es hier überhaupt kein Problem. Es hat schon seinen Grund, warum quer über Europa solche Pfandsysteme zur Anwendung kommen.
wie wärs mit einer variation einwegkartonbecher mit logo inklusive oder weihnachtsmarkttassen mit pfand?
Ich finde wenn man will sollte man Pfand darauf machen dann bekommt man die Tassen zurück. Wegen den Tassen hier so ein Theater zu machen finde ich total Klein Kariertes denken vielleicht kommen auch neue Kundschaft dadurch zum Adventsmarkt.
Die Tassen machen doch Werbung für den Markt statt herum zu meckern lieber warten ob nicht in der nächsten Adventmatkt mehr Menschen diesen Besuchen.
man könnte ja zb den ersten glühwein um den preis der tasse erhöhen und dann bei weiteren glühweinen die portion allein um den preis der tasse vermindern. so kann dann jeder mit seiner tasse machen was er will - notfalls auch zerstören oder stehenlassen. zumindest würden dann nicht mit jedem glühwein oder dgl tassen/becher verschwinden. und es ist ja bei gott nicht so, dass am christkindlmarkt jeder nur 1 glühwein oä zu sich nimmt
Ich habe den Adventmarkt schon seit einigen Jahren nicht mehr besucht. Ich kann mich aber erinnern, dass die leeren Tassen von Schülern eingesammelt wurden. Auch verstehe ich nicht, warum man für ein Pfandsystem einen eigenen Stand für die Rücknahme der Tassen braucht. Wenn die Betreiber schon kein Pfandsystem wollen, dann sollen sie die leeren Tassen einsammeln lassen. Dann wäre der Schwund nicht mehr ganz so hoch.
Meine Oma sagte immer "wer jammert, dem muss man was nehmen...."
des is nix anderes als diebstahl ...
die tassen sollte das stadtmarketing kaufen, für alle standler die gleichen. das ist einfach eine marketing ausgabe. wenn ein tourist eine tasse mitnimmt welche dann jeden morgen auf seinem frühstückstisch in deutschland steht, oder er sie sogar in die arbeit als häferl mitnimmt, hat man wesentlich mehr erreicht als mit so mancher kleinen kampagne. älter als vielleicht 2 jahr wird die tasse mit pfand in lienz ja a nit.
müsste man beim kauf der tassen und des getränks den kunden nicht eine zahlungsquittung ausstellen, was die anschaffung und bedienung einer teuren kassa voraussetzt? denn wie sonst soll der kunde sein erworbenes eigentum nachweisen? ich glaube, diese umstände sind den meisten standlbetreibern wohl klar.
Logisch. Wenn ich eine Tasse "geschenkt" bekomme, behalte ich sie auch. Habe nie verstanden, warum kein Pfand erhoben wird. Bei vielen Veranstaltungen wird dies so gehandhabt. Es stört auch keinen da es ja PFAND ist, und somit das Getränk selbst den selben Preis wie immer hat. Auch die Jammerei einzelner Hütten verstehe ich nicht. Soll doch jeder Pfand verlangen wer will, und keinen Pfand verlangen wer nicht will. 2€ Pfand sind auch gerechtfertigt, da ich nicht jede Tasse mit nach hause nehmen muss. Und wenn ich solch ein Stück besitzen möchte sind es mir die 2€ auch wert.
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