Fotografie, Performance, Verkleidung, Tanz und Bewegung fassen nicht nur Margret Wibmers künstlerische Strategien zusammen, sie waren auch die Reizworte, die Gerwin Farcher motivierten, sich für den Adventkalender an der Liebburg zum pas de deux mit ihr zu rüsten. Die Liebeserklärung der zwei Künstler, die sich nicht persönlich kennen, erfolgte erst danach und recht spontan, denn die zwei Werke entstanden durchaus autonom.
„Finger und Pelz“ nennt Wibmer ihre Fotoarbeit und trifft damit den Nagel buchstäblich auf den Kopf, denn Farchers Beitrag hält zwei Kopfarbeiterinnen fest, die, ständig in Bewegung, sich mit flinken Fingern am Haarkleid ihrer Klientel zu schaffen machen. Gottfried Wilhelm Leibniz beschrieb Bewegung als unendliche Folge statischer Zustände, von denen keiner allerdings dem anderen gleicht und jeder schon den folgenden vorwegnimmt.
„Als einzigartiges, lebendes Kunstwerk wirst du für wenige Stunden zu einem opulenten Augenschmaus und heiß begehrtem Fotomotiv.“ Das versprach das Programmheft zum diesjährigen Straßentheaterfestival in Lienz Besuchern, die den Mut aufbrachten, sich vom Duo OSADIA aus Barcelona öffentlich mit wunderlichen Frisuren verschönern zu lassen. Bei vier Auftritten von jeweils 45 Minuten macht das insgesamt drei Stunden, während derer Gerwin Farcher sich am Rand der Bühne vor der Liebburg auf die Lauer legte, das Objektiv im Anschlag und den Zeigefinger permanent am Abzug. Dabei nutzte er die Gunst der Fünfzigstelsekunde, in der er einen Zustand festhielt, der dem Erfinder der Infinitesimalrechnung den Butterkeks im Hals hätte steckenbleiben lassen.
Zwei Gesichter, drei Arme und acht Beine formiert er zum Vexierbild, dessen Rätsel ein Spiegel in der Mitte noch verdoppelt, gleichzeitig aber auch zu lösen hilft.
Hier trifft er sich mit Margret Wibmer, deren Foto mehr als nur ein Geheimnis birgt, und dessen Titel sich dazu wie blankes Understatement ausnimmt. Im Bild sind spitze Haare, weicher Pelz und hartes Holz nicht zu ertasten und auch die Finger, die als ein Stück Papier darüber schweben, bleiben völlig körperlos. Unter dem bloß Sichtbaren tun sich allerdings Gefühle auf und die Vertauschung der Wirklichkeiten wird zum Anlass, sich unzählbaren und immer neuen Sensationen hinzugeben.
Hier der Link zu allen Artikeln über den Lienzer Kunst-Adventkalender 2019.
Alle 24 Originale können an Werktagen in der Galerie der Lienzer Kunstwerkstatt besichtigt werden. Die Versteigerung für einen guten Zweck findet am 3. Jänner im Lienzer Rathaus statt, organisiert vom Round Table Lienz.
Kalenderkunst: Kopfarbeit mit Fingerspitzengefühl
Margret Wibmer und Gerwin Farcher liefern ein weiteres Bilderpaar auf der Liebburg.
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren